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Das Glasgemälde ist ein Gegenstück zur Scheibe des Kapitels St. Nikolaus (FR_27) und kam gleichzeitig wie diese in den Handel. Es gelangte aber erst später als Depositum der Gottfried Keller-Stiftung ins Museum. Beide Glasgemälde stammen sicher vom gleichen Bestimmungsort und wurden 1947 zusammen mit einer dritten Scheibe von Theodor Fischer dem Landesmuseum zum Kauf angeboten (Foto SLM 6648 und 40200. Vgl. Anderes 1963. Abb. 124; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 26.1). Diese dritte Scheibe, welche die Heiligen Jakobus und Georg mit zwei ebenfalls unbekannten Wappen (Jeckelmann, Michel-Saler?) darstellt, stammt zweifelsohne aus der Hand des gleichen Glasmalers. Ihr heutiger Standort ist unbekannt.
Die Herkunft der Scheiben ist leider nicht mehr bestimmbar. Erschwerend wirkt sich aus, dass die hier dargestellten Wappen bislang nicht identifiziert werden konnten. Die Stifter gehörten offenbar zu später ausgestorbenen Geschlechtern, möglicherweise der Landbevölkerung, deren Wappen folglich nicht tradiert wurden und daher nur schwer auszumachen sind. Stilistisch knüpfen die Scheiben an jene aus St. Wolfgang an, die ebenfalls 1517 entstanden und mit grösster Wahrscheinlichkeit dem Freiburger Glasmaler Rudolf Räschi zugeschrieben werden können. Seine in faltenreiche Gewänder gehüllten schlanken Figuren stehen noch in spätgotischer Manier über dem damals beliebten Wiesenboden, während die Wappen vor ihren Leibern kaum von den Händen gehalten werden. Typisch für den Glasmaler sind auch die schlanken Rahmensäulchen mit ihren kissenartigen Kapitellen und den feingezeichneten Ranken des Bogenabschlusses.
In einer Wappenscheibe von 1515 (der Familie Lämmli?) in der Kirche Jegenstorf, die vielleicht von Jakob Meyer oder einem Mitarbeiter nur zwei Jahre früher geschaffen wurde (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 26.2; BE_818 [dort unbekannter Glasmaler]), sind stilistische Nähe und Differenz zu dem Berner Glasmaler-Konkurrenten gut nachvollziehbar. Im zwar formal stark verwandten Werk Rudolf Räschis spürt man doch eine neue Kraft im Blattwerk der Zwickel und in den monumentaleren Figuren, der Gestik, dem Faltenwerk und auch in der Flügelstellung des Engels.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 46, Nr. 20.
Datation
1517
Date d'entrée
1971
Commanditaire / Donateur·trice
Donateur·trice / Vendeur·euse
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Gottfried Keller-Stiftung
Propriétaire précédent·e
Die Scheibe befand sich im 19. Jahrhundert in der Sammlung Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thunersee und wurde 1884 mit ihrem Gegenstück (Kat.-Nr. 27) in Köln (Heberle) versteigert. Aus einer Berliner Sammlung kam sie später in die Sammlung Widener nach Philadelphia, wurde 1947 (Theodor Fischer, Luzern) und 1957 (Galerie Fischer, Luzern) in der Schweiz gehandelt und gelangte in die Sammlung Erwin Rutishauser. 1971 von Irma Rutishauser an die Gottfried Keller-Stiftung geschenkt.
Numéro d'inventaire
MAHF D 2006-539 (FKG 1073)