Forschung
Das Glasgemälde mit der Darstellung des hl. Vinzenz, das – laut Stalder (1991) – von Bern zum Dank für den alljährlichen Beitrag Aeschis an den Münsterbau in die dortige erneuerte Kirche gestiftet wurde, stammt sicher vom gleichen Glasmaler wie die Figurenscheibe mit dem hl. Jakobus im gleichen Fenster. Hans Lehmann schrieb beide Werke dem Berner Jakob Stächeli (Stäheli) zu. Dieser soll laut Lehmann auch die Scheiben Berns von 1524 in der Kirche von Grossaffoltern geschaffen haben, denn in diesem Jahr erhielt Stächeli eine Zahlung Berns von 52 Pfund, die dem Preis eines Kirchenfensters mit drei gemalten Figuren- bzw. Wappenscheiben entsprochen haben könnte. Dabei handelt es sich um die einzigen Scheiben, die quellenmässig für Stächeli in Anspruch genommen werden könnten, dies allerdings mit allergrösster Vorsicht, denn was genau die Glaserarbeit Stächelis in der Höhe von 52 Pfund umfasste, bleibt im genannten Rechnungseintrag unerwähnt. Eine Bezahlung der Scheiben in Aeschi ist leider nicht dokumentiert. Auch wenn man die fünf Jahre berücksichtigt, die zwischen der Erstellung der Scheiben in Aeschi und Grossaffoltern liegen, so kann man zwischen den Werken beider Orte kaum stilistische Zusammenhänge erkennen. Laut Stalder (1991), der Lehmann in seiner Zuschreibung folgt, sollen wohl 17 Gesellen in Stächelis Berner Werkstatt beschäftigt gewesen sein.
In der Komposition und im Damastgrund, nicht aber im Stil, stimmt die Figur des hl. Vinzenz in Aeschi mit derjenigen in der Kirche Ursenbach überein, die von Lehmann ebenfalls Stächeli zugeschrieben wird. Stilistische Ähnlichkeiten weist die Vinzenzenscheibe aber auch mit dem Engel auf, der im Berner Münster (Fenster I, 8a) das Wappen der Claude de Saint-Trivier hält. Bei diesen beiden Werken stimmen zudem die Damasthintergründe überein. Brigitte Kurmann-Schwarz wiederum verbindet die überwiegenden Teile der zusammengesetzten Wappenscheibe der Claude de Saint-Trivier mit Glasgemälden der Kirche in Jegenstorf, die durch Quellen für Jakob Meyer gesichert sind (Kurmann-Schwarz 1998, S. 397). Das Rankenwerk der Scheiben in Aeschi besitzt jedoch mehr Spannung und Volumen als das der Scheiben aus der Hand Jakob Meyers. Wer die vorliegende Scheibe geschaffen hat, muss daher offen bleiben.
Datierung
1519
StifterIn
Bern, Stand (Stift St. Vinzenz?)
Herstellungsort