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BE_48: Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen
(BE_Beatenberg_refK_OberhofenHilterfingen)

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Titel

Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · zugeschr.
Datierung
1673
Masse
44.3 x 32.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer Balustrade und einem wolkig blauen Hintergrund stehen breitbeinig ein Halbartier und ein Büchsenschütze. Die beiden vollbärtigen und schwertbewaffneten Männer tragen je ein braunrotes Hemd mit Halskrause, ein kurzärmeliges Wams, blau und rotbraun gestreifte Pluderhosen und blaue Strümpfe sowie auf dem Haupt einen schwarzen Federhut. Hinter ihnen erhebt sich auf braun-gelbem Fliesenboden ein von blauen Pfeilern gestützter braunroter Flachbogen mit violetter Scheitelkartusche. In den Zwickelfeldern darüber sind die Einwohner Oberhofens und Hilterfingens bei der Weinlese im Rebberg sowie beim Einbringen der Traubenernte am Ufer des Thunersees dargestellt. Die Stifterinschrift am Scheibenfuss flankiert je ein ovales Kranzmedaillon mit den von einem Engel präsentierten Wappen von Oberhofen und Hilterfingen.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Oberhofen, Hilterfingen

Inschrift

Einersame gemeindt / Vnd Kilchörÿ Oberhoffe / Vnd Hiltterfingen: 1673.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein kleines Stück über dem Flachbogen und das blau emaillierte Glasstück über dem zentralen Balustradenteil neu ergänzt; einige Sprünge und Sprungbleie; z. T. leichte Farbablösungen; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Laut Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) wurde die Gemeindescheibe von Oberhofen und Hilterfingen von Beat Herport gemalt. Ihnen folgte in der Zuschreibung auch Heinz Matile (Kartei Ortskatalog Glasgemälde/Kartei Künstler, BHM Bern). Die Scheibe wird jedoch dem Berner Glasmaler Matthias Zwirn zuzuschreiben sein. Darauf weist ihre Verwandtschaft mit der von Zwirn signierten Scheibe Oberhofens und Hilterfingens aus der Kirche Ringgenberg von 1671 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6893). Zwirn war sicher auch der Schöpfer der in Ringgenberg verbliebenen Gemeindescheibe dieser beiden Orte, die mit derjenigen im Bernischen Historischen Museum eine Doppelstiftung bildete. Von ihm stammen ebenfalls die zwei ähnlichen, nach leicht verändertem Riss gestalteten Gemeindescheiben, die Oberhofen und Hilterfingen 1681 der Kirche in Steffisburg verehrten und von denen sich die eine heute ebenfalls noch an ihrem ursprünglichen Standort, die andere im Bernischen Historischen Museum befindet (BHM Bern, Inv. 5026). Der Schriftcharakter und die feine zeichnerische Ausführung verbinden die Scheibe in Beatenberg vor allem mit jener signierten Zwirns aus dem Jahr 1671. Andererseits passt sich die Scheibe in Beatenberg den Vennerscheiben aus der Hand Hans Jakob Güders in dem dunklen, stark verschatteten Inkarnat und den vergröberten Armen der Wappenengel an. Diese präsentieren in den beiden unteren Ecken zweimal das gleiche Wappen mit einem Rebstock, an dem Trauben in unterschiedlichen Tinkturen hängen.

Oberhofen gehörte zur Pfarrei bzw. Kirchgemeinde Hilterfingen. Beide Orte sind heute mit Thun zusammengewachsen. Politisch war Hilterfingen im Mittelalter Teil der Freiherrschaft Oberhofen. Diese fiel 1398 an Bern. Daraufhin herrschten dort die Adelsfamilien von Scharnachtal und von Erlach. 1652–1798 gehörte Hilterfingen zur Landvogtei Oberhofen.
Der Weinbau, in den Wappen angesprochen, ist auch das Thema der Oberbilder. Während Jahrhunderten wurden am Thunersee Reben gepflanzt und Wein gekeltert, denn im Mittelalter herrschte dort ein sehr mildes Klima. Der Weinanbau wurde später jedoch durch Klimaveränderungen, Rebkrankheiten, Weinsteuern und Konkurrenzdruck der Westschweiz stark beeinträchtigt und 1910 vollständig aufgegeben, jedoch im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen(Ganz 2002).

Datierung
1673
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Beatenberg

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 17.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47f., 56.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249.

C. Byland/H. Türler, Armoiries communales suisses, in: Schweizer Archiv für Heraldik 27/1913, H. 4, S. 201.

Charles Byland, Wappenscheibe von Habkern, in: Schweizerisches Archiv für Heraldik 30/1916, Heft 1, S. 36f.

Gottfried Buchmüller, St. Beatenberg. Geschichte einer Berggemeinde, Bern 1914 (Nachdruck 1979), S. 193, Abb. 32 (Beat Herport, sich auf Hans Lehmann berufend).

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn).

Vgl.

Ganz, Robert, Hilterfingen und Hünibach. Eine Gegenwart – zwei Vergangenheiten. Berner Heimatbücher 144, Bern 2002.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9588 (Matthias Zwirn)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Beatenberg_refK_OberhofenHilterfingen
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© reformierte Kirchgemeinde Beatenberg
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Beatenberg

Inventar

Referenznummer
BE_48
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema