Research
Laut Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) wurde die Gemeindescheibe von Oberhofen und Hilterfingen von Beat Herport gemalt. Ihnen folgte in der Zuschreibung auch Heinz Matile (Kartei Ortskatalog Glasgemälde/Kartei Künstler, BHM Bern). Die Scheibe wird jedoch dem Berner Glasmaler Matthias Zwirn zuzuschreiben sein. Darauf weist ihre Verwandtschaft mit der von Zwirn signierten Scheibe Oberhofens und Hilterfingens aus der Kirche Ringgenberg von 1671 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6893). Zwirn war sicher auch der Schöpfer der in Ringgenberg verbliebenen Gemeindescheibe dieser beiden Orte, die mit derjenigen im Bernischen Historischen Museum eine Doppelstiftung bildete. Von ihm stammen ebenfalls die zwei ähnlichen, nach leicht verändertem Riss gestalteten Gemeindescheiben, die Oberhofen und Hilterfingen 1681 der Kirche in Steffisburg verehrten und von denen sich die eine heute ebenfalls noch an ihrem ursprünglichen Standort, die andere im Bernischen Historischen Museum befindet (BHM Bern, Inv. 5026). Der Schriftcharakter und die feine zeichnerische Ausführung verbinden die Scheibe in Beatenberg vor allem mit jener signierten Zwirns aus dem Jahr 1671. Andererseits passt sich die Scheibe in Beatenberg den Vennerscheiben aus der Hand Hans Jakob Güders in dem dunklen, stark verschatteten Inkarnat und den vergröberten Armen der Wappenengel an. Diese präsentieren in den beiden unteren Ecken zweimal das gleiche Wappen mit einem Rebstock, an dem Trauben in unterschiedlichen Tinkturen hängen.
Oberhofen gehörte zur Pfarrei bzw. Kirchgemeinde Hilterfingen. Beide Orte sind heute mit Thun zusammengewachsen. Politisch war Hilterfingen im Mittelalter Teil der Freiherrschaft Oberhofen. Diese fiel 1398 an Bern. Daraufhin herrschten dort die Adelsfamilien von Scharnachtal und von Erlach. 1652–1798 gehörte Hilterfingen zur Landvogtei Oberhofen.
Der Weinbau, in den Wappen angesprochen, ist auch das Thema der Oberbilder. Während Jahrhunderten wurden am Thunersee Reben gepflanzt und Wein gekeltert, denn im Mittelalter herrschte dort ein sehr mildes Klima. Der Weinanbau wurde später jedoch durch Klimaveränderungen, Rebkrankheiten, Weinsteuern und Konkurrenzdruck der Westschweiz stark beeinträchtigt und 1910 vollständig aufgegeben, jedoch im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen(Ganz 2002).
Dating
1673
Original Donor
Oberhofen, Hilterfingen, Gemeinde, Kirchgemeinde
Place of Manufacture
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