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BE_146: Stadtscheibe, Bannerträgerscheibe Biel (linkes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Bern_BHM_1890)

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Titel

Stadtscheibe, Bannerträgerscheibe Biel (linkes Stück der Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Fisch, Hans Ulrich I. · signiert
Datierung
1621
Masse
94.5 x 53 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe entspricht in der Grundkomposition dem Gegenstück. Der bärtige Bieler Venner steht im Vollharnisch auf dem grün und grau gefliesten Boden des Podiums. Er ist mit Schwert und Schweizerdolch bewaffnet und hält in seiner Linken das Banner seiner Stadt. Hinter ihm erhebt sich vor hellviolettem Damastgrund eine Rahmenarkade mit rosa Hermenpfeilern und einem roten Dreieckgiebel. Im Eckfeld oben links stürzt sich Marcus Curtius auf dem aufbäumendem Pferd in die rauchende Erdspalte. Die Inschrift auf der Tafel am Podium begleitet ein sitzender Putto mit dem Malerschild in seiner Hand, worauf ein Fisch und Buchstaben radiert sind (s. u.).

Iconclass Code
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46A124 · Ritter
46C131 · auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
98B(CURTIUS, M.)68 · der Tod (die Selbstaufopferung) des Marcus (Manlius) Curtius: er sprengt mit seinem Pferd in eine Erdspalte mit tödlichen Dämpfen
Iconclass Stichworte
Heraldik

Banner Biel.

Inschrift

[Dieu] Statt Biel: [...] / wapen ward ernüwrett gar [...].
Auf dem Malerwappen radiert ein Fisch und folgende Buchstaben: F I S C.

Signatur

F I S C:

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein kleines Glasstück unten am rechten Rand neu ergänzt; alte Flickstücke in der Schrifttafel, im Absatz des Fliesenbodens, im Banner und im Damast; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1621 Hans Ulrich I. Fisch, Aarau: Das linke Stück der 1576 gestifteten, von Jakob Herold gefertigten Doppelscheibe wurde von Fisch 1621 offenbar vollständig erneuert. 1665 wurde das Pendant der vorliegenden Scheibe (BHM Bern, Inv. 1891) von Hans Heinrich Laubscher seinerseits vollständig erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bis 1892 befand sich die vorliegende Scheibe im zentralen Chorfenster der reformierten Kirche Aarberg (vgl. Gerster, nach 1892). Im Jahr 1576 stifteten der Stand Bern (BHM Bern, Inv. 1892), die Stadt Biel (BHM Bern, Inv. 1890, 1891), die Stadt La Neuveville (verschollen; vgl. Gross/Schnider 1914, S. 102f.) sowie der Landvogt von Aarberg Beat Ludwig von Mülinen (BHM Inv. 1888, 1889) je eine Doppelscheibe in die Kirche Aarberg.
Die 1576 von Biel nach Aarberg gestiftete Doppelscheibe ist eine dokumentierte Arbeit des Bieler Glasmalers Jakob Herold. Die Stadtrechnungen Biels verzeichnen zwei Einträge, nämlich 1576 "von des fensters zu Aarberg 50 Pfd." und 1581 "Jacob Herolds knaben von dem fänster zu Arberg und Nydouw z'trinckgält gäben 8 Sch." (vgl. Bourquin 1922).
Herolds Scheiben haben sich jedoch nicht im Original erhalten. Wie die Inschrift der Scheibe und die Signatur des linken Gegenstücks ausführlich darlegt, musste der Aarauer Glasmaler Hans Ulrich I. Fisch beide Scheiben im Jahr 1621 vollständig erneuern. Einzig das alte, vom übrigen Damastgrund abweichende Stück zwischen den Beinen des Bannerträgers der vorliegenden linken Scheibenhälfte könnte ein einzelnes Originalfragment aus Herolds Scheibe darstellen. Sicher hielt sich der Restaurator möglichst eng an das alte zerstörte Vorbild von 1576, wie die altertümliche Formensprache der Architektur, der ausser Mode gekommene Damastgrund und die steifen Figuren belegen. Die rechte Doppelscheibenhälfte war zudem 44 Jahre später erneut zerstört und musste ihrerseits durch den Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher nochmals vollständig erneuert werden. Die Arbeit Hans Heinrich Laubschers ist in den Bieler Stadtrechnungen von 1665 dokumentiert: "2. Heuwmonat verdingten Burgermeister und Seckelmeister an Hans Heinrich Laubscher m. g. h. Wapen, so zu Arberg in der Kirchen verbrochen worden 18 Kronen 15 btz." (vgl. Bourquin 1922, S. 37). Laubscher hielt sich dabei an das im Renaissancestil gemalte Gegenstück von 1621, verwendete aber seiner Zeit entsprechend mehrheitlich farblose Gläser, die er mit Emailfarben reich bemalte, während Hans Ulrich Fisch noch vorwiegend Farbgläser genutzt hatte.
Die Stadt Biel, die aus dem damals selbstverständlichen Verantwortungsgefühl heraus die Kosten für die Restaurierung übernahm, betraute gemäss damaliger Gepflogenheiten einen ortsansässigen Glasmaler mit der Arbeit. Dass jedoch 1621 ein Aarauer Glasmaler die Restaurierung ausführte, dürfte darauf hinweisen, dass es zu jener Zeit keinen Glasmaler in Biel gab, der diese Aufgabe übernehmen konnte.

Im Jahr 1621 verzeichnen die Bieler Stadtrechnungen einen weiteren Aarberg betreffenden Eintrag: "dem Glassmaler von Burgdorff Hans Flückinger von denen wapen, so gon Arberg ghörend 20 Kronen" (vgl. Bourquin 1922, S. 41). Da sich diese Zahlung nicht auf die damalige Restaurierung der Bieler Doppelscheibe aus der Kirche Aarberg beziehen kann, die laut Signatur und Inschrift im gleichen Jahr der Aarauer Glasmaler Fisch ausführte, muss sie auf eine andere dortige Bieler Scheibe weisen.

Datierung
1621
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum Bern (Besitz des Staates)

Vorbesitzer*in

Bis 1892 Kirche Aarberg. – Bis 1894 Kunstmuseum Bern.

Inventarnummer
BHM 1890

Bibliografie und Quellen

Literatur

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 126.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 44.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41f., 53.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 233, 237, 245.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 7.

Josef Ludwig Fischer, Handbuch der Glasmalerei (Hiersemanns Handbücher 8), Leipzig 1914, S. 292f.

Werner Bourquin, Biel. Ein Führer für Geschichts- und Altertumsfreunde, Biel 1922, S. 42, Abb. 51.

Werner Bourquin, Beiträge zur Geschichte Biels, Biel 1922, S. 32, 37, 41, Abb. 10.

Felix Hunger, Geschichte der Stadt Aarberg, Aarberg 1930, S. 256f.

Gustave Amweg, Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, t. 2, Biel 1941, S. 461, Abb. S. 462.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 34.

Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel. Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel 1999, S. 186, Abb.

Aarberg. Porträt einer Kleinstadt, Aarberg 1999, Farbabb. S. 163.

Uta Bergmann/Rolf Hasler/Stefan Trümpler, Die Restaurierungen von Schweizerscheiben im 17. und 18. Jahrhundert, in: Le Vitrail comme un tout, Corpus Vitrearum NewsLetter 48, Mai 2001 (hors-série), S. 11, Farbabb. 5/6.

Vgl.

Adolphe Gross und Ch. L. Schnider, Histoire de la Neuveville, La Neuveville 1914.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9114 (Hans Heinrich Laubscher, Biel)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1890
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Christine Moor
Aufnahmedatum
2016
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum Bern (Besitz des Staates)

Inventar

Referenznummer
BE_146
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema