Forschung
Bern war seit 1393 Herrschaftsinhaberin über Büren und damit auch über Leuzigen. Die Berner Stiftung umfasste ursprünglich wohl vier Scheiben, wovon zwei erhalten sind. Zum einen wenden sich der schildhaltende Engel und Vinzenz voneinander ab und zum anderen muss zum schildhaltenden Engel wie in der entsprechenden Berner Stiftung in Jegenstorf ein Pendant existiert haben. Diese vier Scheiben, mit einem zweiten Engel und zusätzlich einer Madonna (vgl. Grossaffoltern, Lauperswil, Moosseedorf, Jegenstorf), waren sicher im zentralen Chorfenster angeordnet.
Bereits im 19. Jahrhundert waren davon nur noch zwei heutigen Scheiben erhalten (von Mülinen 1893).
Zur Berner Stiftung nach Leuzigen existiert ein Eintrag in den Deutschseckelmeisterrechnungen von 1522: "denne Jacob Wyβ dem glaser umb ein Venster in die kilchen gen Löixingen 24 Pfd. 3 Sch. 9 d." (Staatsarchiv Bern, B VII, 454b).
Die von der Forschung (Lehmann 1914, Frei 1917, de Mandach 1946; Hediger 2014) vertretene Zuschreibung der zwei betreffenden Glasgemälde an den Berner Glasmaler Jakob Wyss erscheint aufgrund der zitierten Rechnung an sich gut begründet. Jedoch erhielt Jakob Wyss auch die Zahlung für die zwei Bern-Scheiben für die Kirche Oberbalm, die sich in stilistischer Hinsicht stark von den vorliegenden unterscheiden und sicher nicht von der gleichen Hand stammen. Die Berner Stiftung in Leuzigen ist hingegen der Berner Stiftung in Jegenstorf eng verwandt. Den Auftrag für diese Stiftung in Jegenstorf erhielt Hans Sterr. Innerhalb der sechsteiligen Scheibengruppe sind jedoch stilistische Unterschiede festzustellen, die nahelegen, dass Sterr zusammen mit Jakob Meyer sowie möglicherweise einem weiteren Glasmaler den Auftrag erfüllte (s. d.). Hans Sterr fällt als Hersteller der Scheiben in Leuzigen ausser Betracht, da er im Jahr 1516 verstarb. Die engen stilistischen Parallelen zur Berner Stiftung in Jegenstorf sowie zur dortigen Freiburger Stiftung lassen denn auch darauf schliessen, dass die Berner Scheiben in Leuzigen von Jakob Meyer geschaffen wurden.
Da Hans Sterr für die sechs Berner Scheiben in Jegenstorf 66 Pfund erhielt, müssten die an Wyss für Leuzigen ausbezahlten 24 Pfund eigentlich der Lohn für zwei Scheiben gewesen sein. Dennoch sprechen oben genannte Gründe für eine ursprünglich vierteilige Stiftung. Ob die Scheiben für Leuzigen weniger kosteten, oder ob Wyss nur einen Teil der Zahlung erhielt, ist ungewiss.
Datierung
1522
StifterIn
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Leuzigen.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1926 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).