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BE_416: Standesscheibe Bern mit Engel
(BE_Leuzigen_refK_BernEngel)

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Titel

Standesscheibe Bern mit Engel

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Meyer, Jakob · zugeschr.
Datierung
1522
Masse
101 x 44.6 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor rotem Damastgrund ist auf grünem Boden ein nach links gewendeter Engel mit dem Bernschild in den Händen postiert. Der goldgelockte und grün geflügelte Gottesbote ist in eine Alba und einen hellvioletten Mantel gekleidet. Ihn rahmen seitlich schmale Säulchen mit roten Kapitellen, auf denen sich zwei Löwen im Rankenwerk tummeln.

Iconclass Code
11G · Engel
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das untere Rotglas des Wappens und das anschliessende kleine Stück im goldenen Wappengrund neu ergänzt (das Foto des SNM Zürich zeigt stattdessen zwei Lücken); dem erneuerten Rotglas ist aussen rechts ein kleines altes Flickstück angefügt; ein Sprung und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bern war seit 1393 Herrschaftsinhaberin über Büren und damit auch über Leuzigen. Die Berner Stiftung umfasste ursprünglich wohl vier Scheiben, wovon zwei erhalten sind. Zum einen wenden sich der schildhaltende Engel und Vinzenz voneinander ab und zum anderen muss zum schildhaltenden Engel wie in der entsprechenden Berner Stiftung in Jegenstorf ein Pendant existiert haben. Diese vier Scheiben, mit einem zweiten Engel und zusätzlich einer Madonna (vgl. Grossaffoltern, Lauperswil, Moosseedorf, Jegenstorf), waren sicher im zentralen Chorfenster angeordnet.
Bereits im 19. Jahrhundert waren davon nur noch zwei heutigen Scheiben erhalten (von Mülinen 1893).

Zur Berner Stiftung nach Leuzigen existiert ein Eintrag in den Deutschseckelmeisterrechnungen von 1522: "denne Jacob Wyβ dem glaser umb ein Venster in die kilchen gen Löixingen 24 Pfd. 3 Sch. 9 d." (Staatsarchiv Bern, B VII, 454b).
Die von der Forschung (Lehmann 1914, Frei 1917, de Mandach 1946; Hediger 2014) vertretene Zuschreibung der zwei betreffenden Glasgemälde an den Berner Glasmaler Jakob Wyss erscheint aufgrund der zitierten Rechnung an sich gut begründet. Jedoch erhielt Jakob Wyss auch die Zahlung für die zwei Bern-Scheiben für die Kirche Oberbalm, die sich in stilistischer Hinsicht stark von den vorliegenden unterscheiden und sicher nicht von der gleichen Hand stammen. Die Berner Stiftung in Leuzigen ist hingegen der Berner Stiftung in Jegenstorf eng verwandt. Den Auftrag für diese Stiftung in Jegenstorf erhielt Hans Sterr. Innerhalb der sechsteiligen Scheibengruppe sind jedoch stilistische Unterschiede festzustellen, die nahelegen, dass Sterr zusammen mit Jakob Meyer sowie möglicherweise einem weiteren Glasmaler den Auftrag erfüllte (s. d.). Hans Sterr fällt als Hersteller der Scheiben in Leuzigen ausser Betracht, da er im Jahr 1516 verstarb. Die engen stilistischen Parallelen zur Berner Stiftung in Jegenstorf sowie zur dortigen Freiburger Stiftung lassen denn auch darauf schliessen, dass die Berner Scheiben in Leuzigen von Jakob Meyer geschaffen wurden.

Da Hans Sterr für die sechs Berner Scheiben in Jegenstorf 66 Pfund erhielt, müssten die an Wyss für Leuzigen ausbezahlten 24 Pfund eigentlich der Lohn für zwei Scheiben gewesen sein. Dennoch sprechen oben genannte Gründe für eine ursprünglich vierteilige Stiftung. Ob die Scheiben für Leuzigen weniger kosteten, oder ob Wyss nur einen Teil der Zahlung erhielt, ist ungewiss.

Datierung
1522
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Leuzigen.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1926 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Gottlieb Trächsel, Kunstgeschichtliche Mittheilungen aus den bernischen Staatsrechnungen 1505 bis 1540, in: Berner Taschenbuch 27, Bern 1877, S. 187.

Berthold Haendcke, Hans Sterr. Der Glasmaler von Bern, in: Berner Taschenbuch 41/1892, S. 142–151 (Hans Sterr).

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 320f. (Hans Sterr).

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 76.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 234.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 218f., Taf. XXVa (Jakob Wyss).

K. Frei, Wyss, Jakob, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 460 (Jakob Wyss).

Conrad de Mandach, Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1932–1945, Zürich 1946, S. 35 (Jakob Wyss).

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 183f.

Peter Eggenberger/Susi Ulrich-Bochsler, Leuzigen. Reformierte Pfarrkirche – Ehemaliges Cluniazenserpriorat, Ergebnisse der Bauforschung von 1986, Bern 1989, S. 13, 16, 39, 54.

Arnold Bader/Heinz Pfister (Texte), Leuzigen. Ein Beitrag zur Dorfgeschichte, in: Hornerblätter 1994, S. 49.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 366, 454.

Christine Hediger, Wyss, Jakob, in: Historisches Lexikon der Schweiz 13/2014, S. 617 (Jakob Wyss).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, Neg. 35 (29439); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 08046; SNM Zürich, Neg. 9011, 9012 (Jakob Wyss)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Leuzigen_refK_BernEngel
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Leuzigen
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Leuzigen.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1926 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_416
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016