Forschung
Die Herrschaft Balm war seit 1380 im Besitz der von Erlach. Johannes von Erlach, der Grossvater des Scheibenstifters, hatte von seiner Frau Margaretha von Grasburg den halben Kirchensatz von Oberbalm geerbt. Von ihm kam derselbe schliesslich an Rudolf von Erlach, der seinen Erbteil in (Ober)Balm um 1505 an seinen Neffen Ludwig von Erlach, den Herrn zu Spiez, abtrat. Dieser verkaufte die Erlachsch'en Güter in Oberbalm zusammen mit dem dortigen halben Kirchsatz kurz darauf (1506) an das Berner St. Vinzenzenstift. Seine Wappengabe in die Kirche Oberbalm muss Rudolf von Erlach vor 1505, das heisst vor der Abtretung seines Erbteils gemacht haben. Was den Anlass zu seiner Stiftung bildete, wissen wir nicht (Lehmann 1912).
Wie Brigitte Kurmann-Schwarz aufzeigte, lässt sich Hans Lehmanns Zuschreibung des Glasgemäldes an die Werkstatt von Urs Werder nicht aufrechterhalten. Als Produktionsort kommt vielmehr die sogenannte Erlach-Scharnachtal-Werkstatt in Frage, die mehrere Scheiben für das Berner Münster schuf, darunter auch ein Allianzscheibenpaar für Rudolf von Erlach und seine Frau Barbara von Scharnachtal (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 290, 291). Derselben Werkstatt weist Kurmann-Schwarz die zwei Scheiben zu, die Rudolf von Erlach wahrscheinlich der Wallfahrtskirche von Oberbüren (heute im Bernischen Historischen Museum, Inv. 2430) und 1505 der Kirche Jegenstorf verehrte, ebenso diejenige des Gutmann Zoller von 1522 in der Kirche Worb und die runde Berner Standesscheibe mit schildhaltenden Engeln in der Kirche Lützelflüh (Kurmann-Schwarz 1998, S. 372).
Rudolf von Erlach (1448–1507), der Sohn Petermanns († 1471), war Ritter, Mitglied der Berner Gesellschaft zum Distelzwang sowie Inhaber mehrerer Herrschaften (Bümpliz, Wyl, Jegenstorf, Balm, Erlach). Er wurde 1471 Berner Grossrat, 1473 Schultheiss zu Burgdorf und 1476 Kleinrat zu Bern. Hier bekleidete er 1479–1481, 1492–1495, 1501–1504 und 1507 das Schultheissenamt. Im Schwabenkrieg 1499 befehligte er die bernischen Truppen im Zug nach dem Hegau und in der Schlacht von Dornach. Er war Kastvogt verschiedener geistlicher Institutionen, unter anderem des Kollegiatsstifts St. Vinzenz in Bern (1487–1489 und 1504–1507). 1471 ehelichte er Barbara von Praroman, die Tochter des Freiburger Schultheissen Johann, und 1492 Barbara von Scharnachtal, die Tochter des Kaspar. Diese war "Doppelwitwe", das heisst sie war zuvor mit Schultheiss Niklaus von Diesbach und mit Hans Friedrich von Mülinen verheiratet gewesen. 1484/85 liess Rudolf von Erlach von Diebold Schilling die Berner Chronik (sog. Spiezer Schilling) anfertigen. Darin zeigen zwei Miniaturen Rudolf von Erlach und Barbara von Praroman zusammen mit ihren Kindern. Die Kopie eines Porträts von ihm aus der Zeit um 1492 ist im Besitz der Stiftung Schloss Spiez (HLS 4/2005, S. 257f., Abb.; HBLS 3/1926, S. 59).
Ausser den Wappenstiftungen, die Rudolf von Erlach ins Berner Münster sowie in die Kirchen von Oberbüren, Oberbalm und Jegenstorf machte (s. o.), gab es von ihm und seiner zweiten Frau Barbara von Praroman vormals zwei runde Gedenkscheiben. Sie gehörten zum umfangreichen Glasgemäldezyklus, der um 1525 für das seit 1516 im Besitz der Familie von Erlach befindliche Bubenberg'sche Sässhaus in Bern geschaffen wurde und 1911 in der Kirche Hindelbank verbrannte (Lehmann 1913).
Datierung
um 1495
Zeitraum
1490 – 1506
StifterIn
Erlach, Rudolf von (1448–1507) · Scharnachtal, Barbara von
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Oberbalm.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1915 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).