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BE_669: Wappenscheibe, Gedenkscheibe Hemmann von Luternau
(BE_Sumiswald_refK_LuternauH)

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Titel

Wappenscheibe, Gedenkscheibe Henmann von Luternau

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Sybold, Abraham · zugeschr.
Datierung
1633
Masse
38.8 x 32.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das lorbeerumkränzte Vollwappen des Henmann von Luternau befindet sich im Zentrum einer luftigen dreiachsigen Säulengalerie. Vor den schmalen Seitenöffnungen sitzen zwei weibliche allegorische Gestalten, links die Mässigung (Temperantia)und rechts die Stärke (Fortitudo). Hinter diesen erscheint eine Landschaftsszenerie. Nach oben hin wird die Säulengalerie durch ein in die Tiefe fluchtendes rosafarbenes Gebälk abgeschlossen. Daran sind zwei in die Seitenöffnungen herabhängende Fruchtbouquets festgemacht. Ein weiteres Fruchtgebinde steht zentral auf dem Gebälk in einer von zwei Engeln flankierten blauen Vase. Den Scheibenfuss füllt die zwischen die beiden roten, mit Löwenmasken dekorierten Postamente gesetzte Schriftkartusche.

Iconclass Code
11M42 · Mäßigkeit, Temperantia (Ripa: Temperanza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M43 · Stärke, Fortitudo, als eine der vier Kardinaltugenden
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Henmann von Luternau

Inschrift

Herr Hemman Von Luthernauw Theüschen / Ordens Landcomenthür der Balleÿ Elsaβ vnd Burgund / Comenthurn zů Alschauβen. Röm: Keÿβ: Maiest: Rhatt / Regiert Ano 1530. Jst Ernewert durch Hr: Valentÿn Von / Luthernauw Her Zů Schöfftlen. Meÿer Zu Biel: vnd geweβner / houtma vber ein fenlÿ Eÿdgnoβe Jn Jr Maiest. von franckrÿch dienst vnd / Jr. Hans Růdolff von Luthernauw. Burger zů Bern Ano. 1633.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Sprungbleie und Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1706: Damals wurden in den Fenstern 516 Butzengläser ersetzt (von Steiger 1973).
1738: Damals wurden in den Fenstern 62 Butzengläser ersetzt (von Steiger 1973).
1814: Damals Reparaturen an gewissen Scheiben (Lohner; von Mülinen 1879, S. 155).
1882: Johann Heinrich Müller (1822–1903), Bern (Thormann/von Mülinen 1896, S. 97). Nach Kasser (1892) wurden die 23 alten Glasgemälde bei der "letzten" Restauration der Kirche (d. h. 1882) von Glasmaler Müller in Bern "sorgfältig reparirt und in matt ornamentirte Grisailfenster eingesetzt". Johann Rudolf Rahn konstatierte 1882 (S. 317), dass die Scheiben im Chor und dem Schiff der Kirche Sumiswald von J. H. Müller in Bern restauriert werden.
1934: Unter Leitung von Rudolf Wegeli, Direktor des Bernischen Historischen Museums, sollten die Glasgemälde offenbar bereits nach 1912 anlässlich der damaligen Kirchenrenovation durch Hans Drenckhahn restauriert werden (von Steiger 1973, Einl.). Realisiert wurde diese Restaurierung jedoch erst anlässlich der Kirchenrenovation von 1934. Unter Aufsicht Rudolf Wegelis wurden laut Ernst Thönen (1937, Vorwort) damals die Scheiben von Drenckhahn in Thun "gereinigt, von schlechten Ersatzstücken (nach Unwettern eingesetzt) befreit, mit vorzüglich gelungenen Ergänzungen wiederhergestellt, neu ins Blei gefasst" und wieder in eine Verglasung aus Butzen integriert (an Stelle der im 19. Jh. eingefügten "Teppichmusterverglasung" (von Steiger 1973, Nr. VI, nach Nr. XIV). Laut Thönen betraf diese Restauration nur die Scheiben aus dem frühen 16. Jahrhundert (= Chorfenster).
1946: Das Südfenster bei der Empore erhält ebenfalls an Stelle der im 19. Jahrhundert eingesetzten "Teppichmusterverglasung" wieder eine Butzenverglasung (von Steiger 1973, nach Nr. XIV).
1975 Restauration durch Konrad Vetter (laut Angabe zu Foto Howald): Einfügung zusätzlicher Sprungbleie und Einsetzen einer Sekuritverglasung an Stelle alter Schutzgitter.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe bildet die Neustiftung zweier Familienmitglieder derer von Luternau aus Bern zu Ehren ihres Vorfahren Henmann von Luternau († 1487?). Dieser entstammte einem bedeutenden Adelsgeschlecht des Oberaargaus und wurde um 1410 als Sohn des Petermann von Luternau und der Margaretha von Liebegg geboren. Um 1450 wirkte er als Komtur von Hitzkirch. Später wurde Henmann von Luternau Hauskomtur auf der Mainau und in Beuggen. 1458 ist er erstmals als Komtur von Sumiswald bezeugt. Henmann wurde 1460 als Burger von Bern in die Gesellschaft zum Distelzwang aufgenommen. 1477–1481 diente er als Landkomtur der Ballei Elsass-Burgund zu Altshausen. Am 21. Mai 1487 trat Henmann von Luternau ein letztes Mal als Verwalter der Kommende Sumiswald in Erscheinung (Helvetia Sacra IV, 7.2, S. 781–794).
Henmanns Bruder, Hans Ulrich (1433–1474), war der Ururgrossvater des Scheibenstifters Valentin von Luternau (1583–1634). Sein anderer Bruder, Rudolf († 1467), war der Ururururgrossvater des zweiten Scheibenstifters Hans Rudolf (1591–1658).
Valentin von Luternau war ein Sohn Christoph von Luternaus und Maria Wyttenbachs. Der Herr zu Schöftland diente zunächst als Hauptmann in französischen Diensten und 1619 als Seckelmeister (Meyer) zu Biel. Er war in erster Ehe mit Susanna Thellung und nach 1624 in zweiter Ehe mit Küngold Wyttenbach, Tochter Niklaus Wyttenbachs und Salome Thormanns sowie Witwe Benedikt Wyttenbachs, verheiratet (HBLS 4/1927, S. 739; Kessel 2015).
Hans Rudolf von Luternau (1591–1658) war der Sohn Augustin von Luternaus und Anna Colins. Er heiratete 1611 Dorothea Tscharner, die Tochter David Tscharners und Magdalena von Diesbachs.

Der Vorfahre Valentins und Hans Rudolfs müsste seine verlorene Scheibenstiftung als damaliger Komtur noch in den Vorgängerbau der Kirche gestiftet haben. Die Jahreszahl 1530 in der vorliegenden Scheibe und die Angabe in der Inschrift, Henmann von Luternau hätte dem Rat des Kaisers angehört, beruhen sicher auf einem Irrtum.

Die Scheibe besitzt stilistische Parallelen zur signierten Scheibe Schellhammer/Ith von 1623 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 20548; Schneider 1971, Bd. II, Kat.-Nr. 521) und lässt sich somit wie auch die Scheibe mit dem Wappen Karl von Bonstettens in Sumiswald (1639) dem Berner Glasmaler Abraham Sybold zuweisen. Auch die von Sybold monogrammierte Scheibe Johann Jakob Heimbergs im Bernischen Historischen Museum (BE_188, BHM Bern, Inv. 2431) kann mit dem Werk in Sumiswald verglichen werden. Die Seelandschaften im Hintergrund kennt man auch von mehreren ovalen Wappenscheiben Sybolds in der Kirche Hilterfingen und im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 421, 57021 und ohne Inv.-Nr.).

Datierung
1633
Herstellungsort
Eigentümer*in

1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 444 (die Scheibe hier 1530 datiert).

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 155.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 250.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde in der Kirche zu Sumiswald, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern, Bern 1892, S. 156–159.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 89f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 240.

Hermann Kasser, Das Bernbiet ehemals und heute. I. Das Emmental, Bern 1905, S. 59.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der Kirche zu Sumiswald, Bern 1912, S. 9.

Ernst Thönen, Die Glasgemälde der Kirche zu Sumiswald, Sumiswald 1937, S. 1–22.

Friedrich von Steiger, Die Glasgemälde der Kirche in Sumiswald, Sumiswald 1973, Abb. 7.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 189.

Petra Zimmer/Patrick Braun (Red.), Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz (Helvetia Sacra, Abteilung IV: Die Orden mit Augustinerregel, Bd. 7, Zweiter Teil), Basel 2006, S. 789.

Vgl.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971], Bd. 2, Kat.-Nr. 521.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2015 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F18799&main_person=I56606; http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F18784&main_person=I56561; 12.11.2015].

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 07246 (Zustand nach Restauration Vetter, 1975); SNM Zürich, Neg. 8342 (Scheibe hier noch in der Teppichmusterverglasung des 19. Jh., Abraham Sybold, und der Name von Hans Jakob Dünz durchgestrichen)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Sumiswald_refK_LuternauH
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirche Sumiswald
Eigentümer*in

1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_669
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016