Research
Die Scheibe bildet die Neustiftung zweier Familienmitglieder derer von Luternau aus Bern zu Ehren ihres Vorfahren Henmann von Luternau († 1487?). Dieser entstammte einem bedeutenden Adelsgeschlecht des Oberaargaus und wurde um 1410 als Sohn des Petermann von Luternau und der Margaretha von Liebegg geboren. Um 1450 wirkte er als Komtur von Hitzkirch. Später wurde Henmann von Luternau Hauskomtur auf der Mainau und in Beuggen. 1458 ist er erstmals als Komtur von Sumiswald bezeugt. Henmann wurde 1460 als Burger von Bern in die Gesellschaft zum Distelzwang aufgenommen. 1477–1481 diente er als Landkomtur der Ballei Elsass-Burgund zu Altshausen. Am 21. Mai 1487 trat Henmann von Luternau ein letztes Mal als Verwalter der Kommende Sumiswald in Erscheinung (Helvetia Sacra IV, 7.2, S. 781–794).
Henmanns Bruder, Hans Ulrich (1433–1474), war der Ururgrossvater des Scheibenstifters Valentin von Luternau (1583–1634). Sein anderer Bruder, Rudolf († 1467), war der Ururururgrossvater des zweiten Scheibenstifters Hans Rudolf (1591–1658).
Valentin von Luternau war ein Sohn Christoph von Luternaus und Maria Wyttenbachs. Der Herr zu Schöftland diente zunächst als Hauptmann in französischen Diensten und 1619 als Seckelmeister (Meyer) zu Biel. Er war in erster Ehe mit Susanna Thellung und nach 1624 in zweiter Ehe mit Küngold Wyttenbach, Tochter Niklaus Wyttenbachs und Salome Thormanns sowie Witwe Benedikt Wyttenbachs, verheiratet (HBLS 4/1927, S. 739; Kessel 2015).
Hans Rudolf von Luternau (1591–1658) war der Sohn Augustin von Luternaus und Anna Colins. Er heiratete 1611 Dorothea Tscharner, die Tochter David Tscharners und Magdalena von Diesbachs.
Der Vorfahre Valentins und Hans Rudolfs müsste seine verlorene Scheibenstiftung als damaliger Komtur noch in den Vorgängerbau der Kirche gestiftet haben. Die Jahreszahl 1530 in der vorliegenden Scheibe und die Angabe in der Inschrift, Henmann von Luternau hätte dem Rat des Kaisers angehört, beruhen sicher auf einem Irrtum.
Die Scheibe besitzt stilistische Parallelen zur signierten Scheibe Schellhammer/Ith von 1623 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 20548; Schneider 1971, Bd. II, Kat.-Nr. 521) und lässt sich somit wie auch die Scheibe mit dem Wappen Karl von Bonstettens in Sumiswald (1639) dem Berner Glasmaler Abraham Sybold zuweisen. Auch die von Sybold monogrammierte Scheibe Johann Jakob Heimbergs im Bernischen Historischen Museum (BE_188, BHM Bern, Inv. 2431) kann mit dem Werk in Sumiswald verglichen werden. Die Seelandschaften im Hintergrund kennt man auch von mehreren ovalen Wappenscheiben Sybolds in der Kirche Hilterfingen und im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 421, 57021 und ohne Inv.-Nr.).
Dating
1633
Original Donor
Luternau, Henmann von († 1487?) · Luternau, Valentin von (1583–1634) · Luternau, Hans Rudolf von (1591–1658)
Place of Manufacture
Owner
1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.