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BE_786: Wappenscheibe Rudolf von Erlach
(BE_Jegenstorf_refK_vonErlach_1505)

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Titel

Wappenscheibe Rudolf von Erlach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
unbekannt · Erlach-Scharnachtal-Werkstatt
Herstellungsort
Datierung
1505
Masse
71.2 x 41.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor einem Landschaftshintergrund ist das auf die Tafel mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen des Rudolf von Erlach dargestellt. Ein spätgotischer Astbogen auf schlanken Rundpfeilern bildet seine Rahmung.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Rudolf von Erlach

Inschrift

⋅her ⋅ růdolf ⋅ von ⋅ erlach ⋅ 1505.
H.D. 1912 (in der Helmdecke).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Drei Gläser in der Helmdecke und eines in der Helmzier neu ergänzt; ein altes Flickstück in der Helmdecke; in den Originalgläsern stellenweise geringer Lochfrass; Verluste in der Schwarzlotbemalung; einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Nach den im Foto 8958 des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich erkennbaren Sprungbleien müssen heute in den Rundpfeilern das eine oder andere Glas am falschen Platz (bzw. verkehrt) eingesetzt sein.

Restaurierungen
1911/12: Hans Drenckhahn, Thun: Die Restaurierung Drenckhahns der Glasmalereien in der Kirche Jegenstorf ist durch einige dazu in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont vorhandene, 1911 datierte Pausen dokumentiert. Auf vereinzelten Jegenstorfer Glasgemälden findet sich zudem auf mehreren von Drenckhahn eingesetzten Ergänzungen dessen Monogramm mit der Jahreszahl 1912. Auf der Scheibe des Rudolf von Erlach ist dieses im erneuerten Glas links in der Helmdecke festgehalten. Auf Drenckhahn zurück geht ebenfalls das andere ergänzte Helmdeckenstück (an seiner Stelle zeigt das Foto 8958 des SNM Zürich von 1909 ein anderes Glas mit Sprungblei).
1940: Abnahme der Scheiben durch Glasmaler Eduard Boss und 1945 Wiedereinsetzung derselben durch Glasermeister Paul Wüthrich (Staatsarchiv Bern, BB 05.7.343).
1971 Konrad Vetter, Bern: Die Jegenstorfer Glasgemälde wurden 1971 durch Vetter restauriert und in den Fenstern neu angeordnet.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe des Rudolf von Erlach stammt vermutlich aus dem Vorgängerbau der 1515 erbauten Kirche. Zehn Glasgemälde der Kirche tragen das Wappen von Erlach, der Herren von Jegenstorf, in deren Besitz sich Schloss und Gerichtsbarkeit des Dorfes Jegenstorf von 1321 bis 1593 befanden. 1593 gelangten diese durch Kauf an Ulrich von Bonstetten.

Wie Brigitte Kurmann-Schwarz aufzeigte, ist die Zuschreibung Lehmanns an Lukas Schwarz (Lehmann 1915), dem weder signierte noch durch Schriftquellen belegte Scheiben zuzuordnen wären, abzulehnen (vgl. Kurmann-Schwarz 1998, S. 365f.). Als Produktionsort kommt vielmehr die sogenannte Erlach-Scharnachtal-Werkstatt in Frage. Sie schuf mehrere Scheiben für das Berner Münster, darunter auch ein Allianzscheibenpaar für Rudolf von Erlach und seine Frau Barbara von Scharnachtal (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 290, 291). Derselben Werkstatt weist Kurmann-Schwarz die zwei Scheiben zu, die Rudolf von Erlach der Kirche in Oberbalm und der Wallfahrtskirche in Oberbüren (heute im BHM Bern, Inv. 2430) verehrte, ebenso diejenigen des Gutmann Zoller von 1522 in der Kirche Worb und die runde Berner Standesscheibe mit schildhaltenden Engeln in der Kirche Lützelflüh (Kurmann-Schwarz 1998, S. 372).

Rudolf von Erlach (1448–1507), der Sohn von Petermann († 1471), war Ritter, Mitglied der Berner Gesellschaft zum Distelzwang sowie Inhaber mehrerer Herrschaften (Bümpliz, Wyl, Jegenstorf, Balm, Erlach). Er wurde 1471 Berner Grossrat, 1473 Schultheiss zu Burgdorf und 1476 Kleinrat zu Bern. Hier bekleidete er 1479–1481, 1492–1495, 1501–1504 und 1507 das Schultheissenamt. Im Schwabenkrieg 1499 befehligte er die bernischen Truppen im Zug nach dem Hegau und in der Schlacht von Dornach. Er war Kastvogt verschiedener geistlicher Institutionen, unter anderem des Kollegiatsstifts St. Vinzenz in Bern (1487–1489 und 1504–1507). 1471 ehelichte er Barbara von Praroman, die Tochter des Freiburger Schultheissen Johann, und 1492 Barbara von Scharnachtal, die Tochter Kaspars. Diese war "Doppelwitwe", das heisst sie war zuvor mit Schultheiss Niklaus von Diesbach und mit Hans Friedrich von Mülinen verheiratet gewesen. 1484/85 liess Rudolf von Erlach von Diebold Schilling die Berner Chronik (sog. Spiezer Schilling) anfertigen. Darin zeigen zwei Miniaturen Rudolf von Erlach und Barbara von Praroman zusammen mit ihren Kindern. Die Kopie eines Porträts von ihm aus der Zeit um 1492 ist im Besitz der Stiftung Schloss Spiez (HLS 4/2005, S. 257f., Abb.; HBLS 3/1926, S. 59).
Ausser den Wappenstiftungen, die Rudolf von Erlach ins Berner Münster sowie in die Kirchen von Oberbüren, Oberbalm und Jegenstorf machte (s. o.), gab es von ihm und seiner zweiten Frau Barbara von Praroman vormals zwei runde Gedenkscheiben. Sie gehörten zum umfangreichen Glasgemäldezyklus, der um 1525 für das seit 1516 im Besitz der Familie von Erlach befindliche Bubenberg'sche Sässhaus in Bern geschaffen wurde und 1911 in der Kirche Hindelbank verbrannte (vgl. Lehmann 1913a).

Datierung
1505
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Vorbesitzer*in

Staat Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 409.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 8f.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 30, 69, Nr. 12.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 206f., Taf. XVII (Lukas Schwarz) und 16/1914, S. 125.

Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 17–19, 47 (Lukas Schwarz).

Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 397 (Lukas Schwarz).

Conrad de Mandach, Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1932–1945, Zürich 1946, S. 34f. (Niklaus Manuel Deutsch u. Lukas Schwarz).

Paul Ganz (durchgesehen und ergänzt von Paul Leonhard Ganz), Geschichte der Kunst in der Schweiz von den Anfängen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, Basel/Stuttgart 1960, S. 341f.

Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Glasmalerei, Freiburg 1963, S. 140 (Lukas Schwarz).

Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, S. 70, 71, 301, 430–432, Nr. 269, Abb. S. 431 (Lukas Schwarz?).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 67f.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre von Erlach, Bern 1989, S. 68–89.

Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 77, Farbabb. 21.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 372, 418, 419 (Erlach-Scharnachtal-Werkstatt).

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 486.

Vgl.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913] (Lehmann 1913a).

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 06668.41 (+c), 06668.46 (Detail), R 832.12; SNM Zürich, Neg. 8958 (Lukas Schwarz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Jegenstorf_refK_vonErlach_1505
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Fribourg)
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Jegenstorf Urtenen
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventar

Referenznummer
BE_786
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema