Forschung
Hans Jakob Wild (1638–1700), der Sohn von Niklaus Wild und Barbara Hutter, wurde 1655 Burger zu Bern und 1677 Landschreiber in Wangen an der Aare. Er war seit 1660 mit Rosina Fasnacht verheiratet, der Tochter Gabriel Fasnachts und Magdalena Tribolets (HBLS 7/1934, S. 531; Kessel 2015). Nicht sicher identifizieren lässt sich der Mitstifter Anton Tillier, welcher der gleichnamigen Berner Patrizierfamilie entstammte. Bei ihm könnte es sich um den nicht näher bekannten Anton Tillier ( 1633) ebenso wie um dem gleichfalls nicht näher fassbaren Hans Anton Tillier ( 1632) handeln – oder allenfalls sogar um Johann Anton Tillier den Älteren (1604–1680) oder Johann Anton Tillier den Jüngeren (1637–1705).
Die Scheibe befand sich bis 2000 in der Glasgemälde-Sammlung des Marquis von Bailleul im Schloss Bailleul (Normandie), und zwar zusammen mit einem 1659 von den Bernern Abraham Andres und Albrecht Wyttenbach gestifteten Glasgemälde, das eine weitere Fabel aus den 1622 bei Johann Rudolf Wolf in Zürich herausgegebenen Emblemradierungen Christoph Murers festhält. Diese beiden Glasgemälde stammen vermutlich aus einer Murers Emblemen gewidmeten Scheibenserie von 1659, deren Bestimmungsort leider nicht bekannt ist. Murers Zeichnung zur Fabel mit den Fröschen (Emblem XI) ist im Kupferstichkabinett der Öffentlichen Kunstsammlung Basel erhalten (Inv. Nr. 1887.6a–f; 9,4 x 12,3 cm; Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 36). Das die "Falsche Freundschaft" thematisierende Glasgemälde von Abraham Andres und Albrecht Wyttenbach zeigt in den oberen Bildecken je einen auf blauem Gebälk sitzenden, nach aussen gewendeten Putto mit Hahn beziehungsweise Sanduhr. Die Annahme liegt deshalb nahe, dass die allegorische Sitzfigur oben rechts auf der Scheibe Anton Tilliers und Hans Jakob Wilds zum originalen Glasbestand gehört.
Die Murers Emblemradierungen beigefügten Bildlegenden, die "Inscriptiones" und die "Subcriptiones", wurden vom Zürcher Glasmaler Johann Heinrich Rordorf verfasst. Er war der Schwiegersohn von Christoph Murers Bruder Josias. Die Legende zum "Freyheit. Libertas" betitelten Emblem XI lautet folgendermassen: "Wer g'freyet ist / und nit versteht / Was gůts jm dardurch zhanden geht / Durch undanck / d freyheit thůt ring schetzen / Dem thůt Tyrannen Gott aufsetzen: / Hiemit den Froeschen gleichen sich / Die bherrschet werden ewigklich" (Vignau-Wilberg, 1982, S. 261).
Murers Emblemdarstellungen griffen mehrere Schweizer Glasmaler als Werkvorlagen auf, beispielsweise 1637 der St. Galler Heinrich Guldi und 1649 der Zürcher Hans Jakob II. Nüscheler (Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 33, 37). Die beiden hier diskutierten Scheiben wurden 1659 von Personen aus Bern gestiftet. Geht man davon aus, dass ihr Bestimmungsort ein Bau in dieser Stadt oder deren Umgebung war, dann müssen sie dort entstanden sein. Von den beiden damals in Bern tätigen Glasmalern, Hans Jakob Güder und Matthias Zwirn, kommt der letztere denn auch als ihr Schöpfer in Frage. Wie die zwei Glasgemälde von 1659 zeichnen sich seine Frühwerke im Gegensatz zu seinen späteren Arbeiten nämlich durch eine erstaunlich sorgfältige Malweise aus. Zudem sind verschiedene davon ebenso wie diese durch Vorlagen Christoph Murers inspiriert. Als Beispiele genannt seien hier die im Bernischen Historischen Museum befindlichen Scheiben des Hans Rudolf von Diesbach und David Martin von 1649 und des Gerhard von Diesbach von 1656 (BE_920, BE_921, BHM Bern, Inv. 4359, 7365). Dass Zwirn Murers Emblemradierungen kannte, belegt seine monogrammierte Bildscheibe in Saltwood Castle in England, die er 1662 für die Brüder Lienhard aus Bern herstellte (Vidimus 44, 2010, Nr. 3, Abb. 4). Ihre Darstellung beruht auf Christoph Murers Emblem IV (Fons vitae). Auch hinsichtlich der Landschaftsszenerie und der Komposition (Hauptbild über Inschriftentafel und oval umkränzten Stifterwappen) finden sich in Zwirns Schaffen Parallelen. Beispiele dafür bieten die Scheibe Lauterbrunnens von 1658 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 6375; Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 607) beziehungsweise die bereits erwähnte Scheibe der Brüder Lienhard und diejenige der Gemeinden Oberhofen und Hilterfingen von 1671 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6893).
Datierung
1659
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Bis 2000 Sammlung Marquis de Bailleul, Schloss Bailleul (Normandie). – 2000–2002 Fritz M. Kummer, Bonstetten.