Forschung
Johannes Lohner (* 1641) von Thun war der zweite Sohn Christians und der Barbara Feuerstein. Er wurde 1667 Mitglied des Regiments, 1668 Einunger, 1670 Stubenseckelmeister bei Pfistern, 1671 Chorrichter und 1672 Siechenvogt. Lohner war Besitzer des Wirtshauses zum Bären in Thun, das er von Rudolf Dübelbeiss erworben hatte. 1667 heiratete er Magdalena Ritschard von Oberhofen, Tochter des Ulrich und der Dorothea Frutiger. Das Paar brachte drei Kinder zur Taufe (Lohner 1822, Bd. L-S, S. 33).
Das Scheibchen kam zusammen mit elf weiteren kleinen Rundscheiben "meist aus Thun und dem Simmental" 1894 ins Bernische Historische Museum (von Rodt 1892, S. 129). Seine genaue Herkunft ist unbekannt. In der Grösse entspricht es annähernd dem Format einer Butze. Das Glasgemälde war daher sicher mit anderen Rundscheiben in eine solche Butzenverglasung integriert.
Die Scheibe stammt von der gleichen Hand wie die ebenfalls 1670 datierte Rundscheibe Jakob Mosers und Katharina Lohners im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1929.4) sowie die in Privatbesitz befindliche Rundscheibe David Brunis und Verena Küngs (BE_9019). Möglicherweise wurden die drei Rundscheiben ursprünglich an denselben Ort gestiftet. Zu denken wäre dabei vor allem an das Schützenhaus Thun, das 1670 umgebaut wurde (Burgerarchiv Thun, Ratsmanual Nr. 5, BAT 56, S. 375 (1670); vgl. Lohner/Lohner, S. 273). 1807 wurde das alte Schützenhaus abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (freundliche Mitteilung von Peter Küffer, Thun).
Da die drei Glasgemälde von Thuner Bürgern gestiftet wurden, liegt die Annahme nahe, sie könnten von einem Meister in Thun geschaffen worden sein. Um 1670 waren dort noch zwei Glasmaler tätig: Johann Jakob Tremp und Niklaus Murer. Aus der Hand Johann Jakob Tremps haben sich mehrere gesicherte Scheiben erhalten (vgl. seine Eigenstiftung 1692 und Wappenscheibe Karl Manuel im Schloss Thun, Inv. 1933 und 1363, oder Stadtscheibe Thun 1681 in der Reformierten Kirche in Steffisburg). Mit dem Werk Tremps teilt die vorliegende Scheibengruppe jedoch keine stilistischen Gemeinsamkeiten. Das Schaffen Niklaus Murers, der demnach als Hersteller der drei Rundscheiben in Betracht zu ziehen wäre, ist leider nur durch Einträge in den Thuner Seckelamtsrechnungen dokumentiert (1677, 1680, 1683, 1664?; vgl. Hofer 1902/03; Lohner/Lohner, S. 261, 288, 294). Eine Zuschreibung an diesen Thuner Glasmaler ist denkbar, bleibt aufgrund fehlender Vergleichsstücke aber leider hypothetisch.
Datierung
1670
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1894 im Bernisches Historisches Museum Bern
Vorbesitzer*in
Bis 1894 Kunstmuseum Bern
Inventarnummer
BHM 1929.9