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BE_2481: Wappenscheibe Albrecht Manuel
(BE_Burgdorf_Schlossmuseum_4.1378)

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Titel

Wappenscheibe Albrecht Manuel

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1642
Masse
40.6 x 31.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen Albrecht Manuels steht auf der gelben Rollwerkkartusche mit dem Stifternamen. Es erscheint vor einer dreiachsigen Galerie aus blauen Pfeilern und vorgesetzten marmorierten Säulen. Darüber zieht sich ein verkröpftes rosa Gebälk hin. Die beiden schmalen Seitenöffnungen sind im unteren Teil mit einer Balustrade belegt, auf der je ein Vogel sitzt. Durch deren Baluster fällt der Blick auf eine Seelandschaft. Die Bildecken füllen vier sitzende weibliche Allegorien. Es handelt sich um die Tugenden des Glaubens und der Hoffnung (oben links und rechts) sowie um diejenigen der Barmherzigkeit und der Geduld (unten links und rechts). Das Oberbild zeigt den gerüsteten David und vor ihm kniend Abigail, die diesen um Gnade für Nabal bittet (1 Sam 25, 25). In ähnlicher Form findet sich diese Bibelszene auf der Scheibe David Zeenders von 1661 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 4257).

Iconclass Code
11M31 · Glaube, Fides (Ripa: Fede, Fede catholica, Fede christiana, Fede christiana catholica), als eine der drei theologischen Tugenden
11M32 · Hoffnung, Spes (Ripa: Speranza divina e certa), als eine der drei theologischen Tugenden
11M33 · (Nächsten)liebe, Caritas (Ripa: Carità) als eine der drei theologischen Tugenden
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+11) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ eine abstrakte Konzeption wird durch eine weibliche Figur verkörpert)
54A44 · Geduld; Ripa: Patienza
71H2442 · die Begegnung zwischen David und Abigail, die vor ihm kniet
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Albrecht Manuel

Inschrift

Jr. Albrecht Manuel / der Zÿt Schultheis Zů / Burgdorff. Anno 1642.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige wenige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Albrecht Manuel (1611–1650), der Sohn des Vogts von Chillon Niklaus Manuel (1587–1620) und der Rosina von Wattenwyl, war seit 1630 mit Katharina von Bonstetten, Tochter des Franz von Bonstetten und der Maria von Erlach, verheiratet. 1635 wurde er Grossrat in Bern und 1640 Schultheiss zu Burgdorf (HBLS 5/1929, S. 18). Von ihm existiert ein Bibliothekszeichen mit seinem Wappen (Holzschnitt) aus der Zeit um 1640 (Abb. bei Gerster 1905, S. 92).
Vom Ehepaar Albrecht Manuel-Katharina von Bonstetten hat sich in der Sammlung Reding in Schwyz eine Scheibe von 1630 (Meyer 1978, S. 369) und im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich eine ovale Allianzscheibe von 1635 (Schneider 1971, Bd. 2, Nr. 558) erhalten. Eine Burgdorfer Ratsscheibe mit dem Wappen des Schultheissen Albrecht Manuel von 1643 befindet sich im Musée Ariana in Genf (Inv.-Nr. 8709; Deonna 1938, S. 179; Hablützel/Hess 1944, S. 60) eine weitere Scheibe Manuels als Burgdorfer Schultheiss von 1642 im Schlossmuseum Burgdorf (Inv. 4.1378). In Freiburger Privatbesitz gibt es ein Glasgemälde, das er wohl 1635 zusammen mit Niklaus von Diesbach stiftete (Bergmann 2014, Katalog, Nr. 372). Dieses ist ähnlich komponiert wie die Freundschaftsscheibe von 1634 im Bernischen Historischen Museum, die sein Wappen und dasjenige Samuel Gruners zeigt (BHM Bern, Inv. 8886).

Das Glasgemälde stammt von der gleichen Hand wie die beiden 1642 von Samuel Frisching, Landvogt zu Trachselwald, sowie vom Truber Pfarrer Hans Heinrich Ächler und Trachselwalder Landschreiber Michael Stettler in die Kirche Trub gestifteten Scheiben. Dieser Hand zuzuweisen ist ebenfalls die in den Musées royaux d'art et d'histoire in Brüssel befindliche Bildscheibe mit dem Urteil Salomos, welche die Gemeinde Lotzwil 1642 ins Haus von Johannes Trachsel in Burgdorf schenkte (Stettler 1983, Frontispiz-Abb.). Diese Werke verbinden sich durch die gleiche Behandlung der Architektur und der Figuren (mit Eisenrot bemalte, stark radierte, d. h. modellierte Körperpartien) sowie durch den Umstand, dass ihr Schöpfer über Vorlagen aus der Werkstatt Christoph Murer verfügte (vgl. Glasgemälde in Trub). Im Jahre 1642 waren in Bern Mathis II. Walther (1592–1654), Hans Rudolf Lando (1584–1646), Hans Jakob Dünz († 1649), Abraham Spengler (1592–1656), Abraham Sybold (1592–1646) und Matthias Zwirn (tätig 1640–1681) nachweislich als Glasmaler aktiv. Von ihren Werken besitzen lediglich diejenigen Sybolds und Zwirns gewisse Analogien zur Scheibengruppe von 1642. Landschaftshintergründe in der Art derjenigen der Stiftung Albrecht Manuels finden sich so beispielsweise auch bei Abraham Sybold. Ähnliche Kopfformen kennt man hingegen von der 1649 von Zwirn angefertigten und monogrammierten Scheibe im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 4359). Weil die hier diskutierte Werkgruppe zu den Arbeiten Sybolds und Zwirns keine wirklich engen Stilbezüge aufweist und sie auch im Schriftcharakter davon abweicht, kann man sie gleichwohl kaum einem dieser beiden Berner Meister zuschreiben. Dies führt zur Frage, ob sie allenfalls gar nicht in Bern, sondern aufgrund ihres engen Bezugs zu Burgdorf von einem der dortigen Glasmaler, das heisst Christian Kupferschmid (tätig 1607–1652) oder Jakob Schläfli (1613–1653), geschaffen wurde. Da Schläfli um 1642 die alten Glasgemälde von Amtleuten und Herren im Chor der Kirche Trub auszubessern hatte, fällt er jedenfalls als Schöpfer der gleichzeitig dorthin gestifteten zwei neuen Scheiben in Betracht (siehe dort). Allerdings sind von ihm ebenso wenig wie von Christian Kupferschmid gesicherte Glasgemälde erhalten. Ob die Scheibengruppe von 1642 allenfalls in der Werkstatt Schäflis oder Kupferschmids entstand, muss daher offen bleiben.

Datierung
1642
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1980 Rittersaalverein Burgdorf, Schlossmuseum (Ankauf)

Vorbesitzer*in

Schloss Amsoldingen, Oberst von Tscharner (Foto SNM Zürich). – 1980 Galerie Stuker, Bern

Inventarnummer
Inv. 4.1378

Bibliografie und Quellen

Literatur

Berichtigungen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 1/1905, S. 246f.

Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog 13.–29. November/4.–6. Dezember 1980, S. 351, Nr. 6569.

Jahresbericht des Rittersaalvereins Burgdorf 1981, S. 8, Abb. S. 10.

Max Winzenried, Schlossmuseum Burgdorf. Führer durch die historischen Sammlungen des Rittersaalvereins Burgdorf, Burgdorf 1986, S. 38 (Abb.).

Vgl.

L. Gerster, Älteste Bibliothekszeichen Berns, in: Blätter für Bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 1/1905.

Waldemar Deonna, Catalogue du Musée Ariana (Fondation G. Revilliod), Genève 1938.

Hablützel/Hess, Monumenta heraldica Helvetiae, Namenverzeichnis, 1944.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

André Meyer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz. Neue Ausgabe Bd. I: Der Bezirk Schwyz I, Basel 1978.

Karl Stettler u. a., Die Kirchgemeinde Lotzwil. Bilder aus ihrer Geschichte, Lotzwil 1983.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern etc. 2014, Katalog.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 12317 (Hans Ulrich I. Fisch, Aarau), 12321 (Hans Huber)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Burgdorf_Schlossmuseum_4.1378
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rittersaalverein Schlossmuseum Burgdorf
Eigentümer*in

Seit 1980 Rittersaalverein Burgdorf, Schlossmuseum (Ankauf)

Inventar

Referenznummer
BE_2481
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016