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BE_2809: Wappenscheibe Niklaus von Graffenried
(BE_Burgistein_Schloss_GraffenriedN1577)

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Titel

Wappenscheibe Niklaus von Graffenried

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1577
Masse
42.90 x 31 cm im Licht · 44.3 x 32.5 cm mit Rahmen
Standort
Lage
Fenster im Grossen Saal
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund steht das Vollwappen Niklaus von Graffenrieds auf dem mit der Stifterinschrift versehenen Unterbau der Rahmenarchitektur. Diese besteht aus einer hellblauen Pfeilerarkade mit Rundbogen und seitlich vorgelagerten Balustersäulen, die violette Basen und Kapitelle sowie als Ziermotiv geflügelte weibliche Groteskenfiguren besitzen. Im Oberbild duellieren sich in einer Landschaft zwei geharnischte Ritter mit der Lanze.

Iconclass Code
33B2 · sich duellieren
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46A124 · Ritter
73D82(LANCE) · Lanze (Leidenswerkzeug)
Iconclass Stichworte
Duell · Lanze · Ritter
Heraldik

Wappen Niklaus von Graffenried

Inschrift

H. Niclaus Von Graffenriett Der Zitt / Seckelmeister Zů Bern. 1577.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das gelbe Wappenglas, ein kleines Damaststück und ein kleines Zwickelstück im Arkadenbogen nach 1930 ergänzt; geklebte Sprünge und Sprungbleie; vorderseitig Farbspritzer über der ganzen Scheibe; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
2011 Daniel Stettler, Lyss: Sprungklebungen; Reinigung.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb; in der Schwarzlotbemalung die Lichter mit dem Pinsel oder Federkiel radiert; rückseitig Schwarzlotlasuren.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Niklaus von Graffenried (1530–1581), Sohn Johann Rudolfs (1505–1559), ehelichte 1554 Barbara Elisabeth Stürler, Tochter des Peter, und nach ihrem Tod 1561 Dorothea Michel, Tochter des Berchtold. Niklaus durchlief eine politische Karriere und wurde in Bern 1554 Grossrat und 1557 Grossweibel. 1556–1561 amtete er als Gubernator zu Aelen (Aigle). Danach wurde er 1561 Kleinrat und Venner zu Pfistern. 1562–1581 hatte er das Amt des Deutschseckelmeisters inne. Er war mehrfach als Gesandter tätig, u. a. 1564 beim Herzog von Savoyen, 1570 in Chambéry beim Bundesschwur mit diesem und 1576 beim Kurfürsten Friedrich von der Pfalz (HBLS 3/1926, S. 627; HLS 5/2006, S. 590).
Eine Doppelscheibe Niklaus von Graffenrieds hat sich im Berner Münster (ca. 1559/60) erhalten (Kurmann-Schwarz 1998, S. 69, 441–444, Abb. 294, 295). Im Schloss Burgistein befinden sich zwei Scheiben, die er 1576 bzw. 1577 in Auftrag gab. Aus diesem Jahr stammt auch eine Scheibe Niklaus von Graffenrieds in der Kirche Aarwangen. Mehrere von ihm gestiftete Glasgemälde sind verschollen, aber durch Pausen des Berner Glasmalers Johann Heinrich Müller (1822–1903) im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich belegt (Inv. LM 24498). Dazu zählen eine Scheibe von 1564, eine 1572 zusammen mit Hieronymus Manuel gestiftete Scheibe, eine Allianzscheibe von 1573 und je eine Scheibe von 1574 und 1575. Ein weiteres verschollenes Glasgemälde Niklaus von Graffenrieds aus dem Jahre 1576/77 stammte eventuell aus der Kirche Gontenschwil (Lehmann 1945, S. 38).

Die vorliegende Scheibe ist als farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum dokumentiert (BHM Bern, Inv. 6202.18).
Stilistisch steht das Werk den gesicherten und zugeschriebenen Werken des Glasmalers Abraham Bickhart recht nahe, ohne jedoch deren Qualität zu erreichen. Der Damasthintergrund wird schon in den 1560er Jahren in einer Reihe von Glasgemälden verwendet, die Scheidegger dem Glasmaler Joseph Gösler zuschrieb (Scheidegger 1947, Abb. 35, 36, 42). Auch auf signierten Werken Abraham Bickharts (Scheidegger 1947, Abb. 87, 90) lässt sich dieser Damastgrund nachweisen, der in den 1580er und 1590er Jahren nur noch äusserst selten Verwendung fand. Ob dies ein Hinweis darauf sein könnte, dass der unbekannte Glasmaler in der Werkstatt Bickharts ausgebildet wurde, sei dahingestellt. Es ist offensichtlich, dass die vielen Verwandtschaften in den Glasgemälden der 1570er und 1580er Jahre auf einen gewissen Zeitstil bzw. eine Zusammenarbeit und einen künstlerischen Austausch der Glasmaler hindeuten. Zumindest scheint die ein Jahr ältere Scheibe Niklaus von Graffenrieds in Burgistein einer anderen Hand zu entstammen.

Datierung
1577
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Daniel Stettler, Restaurierungsbericht Wappenscheibensammlung von Grafenried Schloss Burgistein BE, 12. 4. 2001 (in Schloss Burgistein).

Vgl.

Hans Lehmann, Glasmaler und Glasgemälde des alten Zofingen im Rahmen der Stadtgeschichte, Zofingen o. J. [1945].

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern 1947.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 1278

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Burgistein_Schloss_GraffenriedN1577
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rechteinhaber

Inventar

Referenznummer
BE_2809
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Angela Schiffhauer 2016; Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema