Forschung
Die drei Wappenfragmente stammen aus einer Berner Standesscheibe, die vor Einführung der Reformation in die Johanniterkirche von Münchenbuchsee gestiftet worden war. Stilistisch lassen sich die drei Wappen in die Zeit um 1500 datieren. Ihre von Hans Lehmann vorgenommene Zuweisung an den Berner Glasmaler Urs Werder (1461–1499) ist eine reine Hypothese. Wie jüngere Untersuchungen aufzeigen, betätigte sich Werder nämlich hauptsächlich als Handelsmann und Politiker. Die an ihn ergangenen Aufträge für Glasmalereien dürften demnach vor allem Mitarbeiter von ihm ausgeführt haben (laut seinem Testament hatte er solche). Man kann sich deshalb fragen, ob seine Signatur auf der Freiburger Standesscheibe von 1478 im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg i. Ü. nicht eher als Firmenzeichen denn als Glasmalersignatur zu deuten ist (Kurmann-Schwarz 1998, S. 365f.; Bergmann 2014, Bd. 1, S. 48, Abb. 26). Der Reichsadler auf dieser Freiburger Scheibe steht demjenigen in Münchenbuchsee übrigens keineswegs näher als solche, die man von anderen damaligen Berner Glasmalern wie Hans Funk oder Jakob Meyer kennt. Der Bär im Banner der Berner Vennerscheibe aus der Kirche Lenk von 1508/09 bildet zudem ein eigentliches Geschwisterstück zu denjenigen in den Wappenfragmenten von Münchenbuchsee (BHM Bern, Inv. 366). Die Stiftung nach Münchenbuchsee dürfte Bern demnach im frühen 16. Jahrhundert bei einem heimischen, wohl unter dem Einfluss Hans Funks stehenden Meister in Auftrag gegeben haben.
Laut Thormann und von Mülinen waren die drei Wappenschilde 1896 unter der Figurenscheibe Daniel Lerbers von 1630 eingesetzt. In gleicher Weise sah sie Hans Lehmann 1912, und zwar in einem Chorfenster (dieser Zustand dokumentiert durch das Foto 12214 des SNM Zürich). Sie scheinen anlässlich der Renovation von 1956 zur Rundscheibe umgestaltet und an ihren heutigen Standort versetzt worden zu sein.
Datierung
um 1505
Zeitraum
1490 – 1520
StifterIn
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Münchenbuchsee.
Die Unterhaltspflicht der acht 1907 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).