Forschung
Samuel Fischer (1618–1682) von Bern, Sohn des Venners Beat (1577–1629), war in erster Ehe seit 1641 mit Katharina Seiler von Aarau und in zweiter seit 1661 mit Elisabeth Wunderlich verheiratet. Ab 1645 sass er im Grossen Rat Berns. 1648 wurde er Deutschseckelschreiber, 1654 Landvogt von Fraubrunnen, 1661 Sechzehner zu Gerbern und erster Heimlicher von Burgern. 1661 gelangte er ein erstes Mal in den Kleinen Rat. 1666 amtete er als Bauherr, 1671–1672 als Venner zu Gerbern, 1673–1679 erneut als Kleinrat, 1672–1679 als Deutschseckelmeister und 1679–1682 wiederum als Venner zu Gerbern. Samuel Fischer lehnte 1675 den Vorschlag zur Übernahme des Schultheissenamtes ab. Musikalisch interessiert, war er Musikinspektor und Gründer des Frauengesangvereins (HLS 4/2005, S. 538; HBLS 3/1926, S.162; Braun u. a. 2004, S. 19).
Glasgemälde mit dem Wappen Samuel Fischers haben sich in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673), Beatenberg (1673), Langnau (1674), Leissigen (1675), Hasle (1678), Nidau (1680) und Steffisburg (1681) erhalten. Eine 1678 in die Kirche von Erlach gestiftete Scheibe Fischers wird im Bernischen Historischen Museum (BHM Inv. 1912) aufbewahrt. Verschollen sind die vormals in den Kirchen von Unterseen bei Interlaken (1675), Gampelen (1677), Wohlen (1678), Walperswil (1678), Sigriswil (1678), Brienz (1680) und vermutlich Oron (1680) vorhandenen Glasgemälde des Stifters (Thormann/von Mülinen 1896, S. 60, 64, 86, 91f., 94f.). Für Brienz bestimmt war möglicherweise die in unbekanntem Besitz befindliche Scheibe von 1680 (Bernisches Historisches Museum, Foto 29189), die den Vennerscheiben in Hasle nachgebildet ist und Hans Jakob Güder zugeschrieben werden kann. In dessen Berner Werkstatt entstanden auch die meisten anderen von Samuel Fischer bekannten Wappenscheiben.
Das vorliegende Fragment stammt wahrscheinlich aus einem der drei Glasgemälde Fischers, die Hans Jakob Güder jeweils zusammen mit einer Bernscheibe und den Scheiben der vier Venner 1678 für die Kirchen von Walperswil, Sigriswil und Wohlen anzufertigen hatte. Die Bezahlung an ihn für die nach Walperswil gelieferten Glasgemälde ist in den Amtsrechnungen Nidaus von 1679/80 belegt: "Hans Jacob Güder, Glasmahler wegen der Ehrenwappen in die Kirchen zu Walpertzweil bezahlt 80 Pf." Die Amtsrechnungen Thuns von 1678/79 enthalten den Ausgabeposten betreffend der Wappen für Sigriswil: "Herren Geüder, Glasmahler in Bern für die in diese venster [der Kirche Sigriswil] gemachten Wappen 123 Pf. 6 Sch. 8 d." (Staatsarchiv Bern, Amtsrechnungen, Auszüge angelegt von Dr. Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Die Berner Seckelmeisterrechnungen von 1678 schliesslich dokumentieren die Entlohnung Güders für die Scheiben der Kirche Wohlen: "1678 Hewmonat. Demnach habe Ich dem Glaβmahler Güder von zweyen mrgh und mrh der Venneren Ehrenwappen in die Kirchen zu Wohlen, die zwey gröβeren per 20 lb. die kleineren aber per 16. lb. 13 β. 4. d. und hiemit samethafft den 9. diβ bezalt 106. lb. 13. β. 4. d." (Keller-Ris 1915, S. 169).
Datierung
1678
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Schloss Jegenstorf (Leihgabe Stiftung Familie von Fischer) (?)
Vorbesitzer*in
Frau von Fischer, Bern (Foto SNM Zürich)
Inventarnummer
Inv. 76