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PSV_965: Deckelkästchen mit Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn
(FR_Romont_VMR_PSV_965_01)

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Titel

Deckelkästchen mit Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
Um 1575–1600
Masse
12.3 x 10.9 x 8.9 cm (Kästchen ohne Bügel); 9.8 x 8.5 x 0.2 cm (grössere Glastafeln); 2.8 x 5.5 x 0.2 cm (kleinere Glastafeln)

Ikonografie

Beschreibung

Das schwarze, mit grüner Seide ausgeschlagene Kästchen aus Fruchtholz mit gewölbtem Deckel besitzt oben einen Bügeltragegriff. Die Sockelzone mit Messing-Beschlägen birgt eine Schublade. In die vier Seiten des Kästchens sind kleine Hinterglastafeln eingesetzt, die in Querovalen mit rot amelierten Zwickeln das Gleichnis vom verlorenen Sohn erzählen (Lk 15,11-32). An der Schmalseite beginnend ist dargestellt, wie der jüngere Sohn, die Feldarbeit verachtend, vom greisen Vater seinen Erbanteil fordert, während im Hintergrund geschlachtet wird. Auf der breiten Frontseite des Kästchens nimmt der reich gekleidete Sohn von der weinenden Mutter, von Vater und Hund an der Hauspforte Abschied, während ihn sein reisefertiger Freund bereits erwartet. Die zweite Breitseite schildert die späte Reue des völlig verarmten und zerlumpten Sohnes, der von Borstenschweinen umgeben beim Bauernhof auf die Knie gesunken ist. Das letzte Bild auf der Schmalseite zeigt nach der Rückkehr zum väterlichen Hof die gnädige Aufnahme durch Vater, Mutter, Magd und Bruder, der ihm das beste Kleid bringt. Die gewölbte, wohl mit einer Szene des prassenden Sohnes versehene Hinterglasmalerei des Deckels ist verloren und durch einen Messing-Zierbeschlag ersetzt.
Im Giess-Verfahren hergestellte Glastafeln, wohl beidseitig poliert, mit kleinen kugeligen Gasbläschen. Keine Ascherückstände sichtbar. Ränder nicht zu sehen.

Iconclass Code
73C864 · die Parabeln Christi: der verlorene Sohn (Lukas 15:11-32)
Iconclass Stichworte
Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Verlust der oberen gewölbten Glasplatte. Einige Farbablösungen. Die vordere Glastafel gesprungen.

Technik

Amelierung mit radiertem Blattgold und Muschelmetall (Muschelgold und -silber, gefärbtes (?) Muschelsilber oder anderes Muschelmetall in den Farbtönen rosa, grau-braun und braun); rote und ehem. grüne (nun wohl in braun umgeschlagener Grünspan); Lüsterfarben vor dünnem Blattsilber.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Kästchen baut auf dem Nürnberger Mass-System auf, bei dem ein Zoll 2,783 Zentimeter misst. Dies lässt sich aus den einfachen Massverhältnissen erschliessen, die sich ergeben, wenn es mit diesem Zoll-Mass vermessen wird. Beim Augsburger Mass-System, bei dem ein Zoll 2,466 Zentimeter misst, ergeben sich keine so einfachen Massverhältnisse. Frieder Ryser schreibt dieses Kästchen daher auch einer Nürnberger Werkstatt zu, deren besonderes Merkmal die Anwendung von "Muschelsilber-Inkarnat" bildet (Glanzlichter 2000. S. 69). Kästchen dieser Art wurden in Nürnberg in grösserer Zahl hergestellt und auf Jahrmärkten zum Verkauf angeboten, so zum Beispiel am Churfürstentag im Oktober des Jahres 1611 (Hampe 1904. S. 426/427). Mehrere Museen besitzen vergleichbare Kästchen mit fast identischen Darstellungen oder ähnlichen Zierelementen (z. B. das British Museum, Inv.-Nr. WB.219). Sie dürften mit ihren moralisierenden Bildmotiven bei der handelstüchtigen Bürgerschaft zu Geschenkzwecken besonders beliebt gewesen sein.

Datierung
Um 1575–1600
Zeitraum
1560 – 1610
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in

R.+F. Ryser (Schenker)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Vitrocentre Romont

Vorbesitzer*in

Laue, München · R.+F. Ryser (1990)

Inventarnummer
RY M 49

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ryser, Frieder. Hinterglasmalerei und die Kunst des "Amelierens". Ein Begriff im Wechsel der Jahrhunderte. In: Restauro. Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen I, Januar–Februar 1994. S. 28–30, Abb. 5/6.

"Amalierte Stuck uff Glas/Hinder Glas gemalte Historien und Gemäld". Hinterglaskunst von der Antike bis zur Neuzeit. (Ausstellungskatalog Murnau, Schlossmuseum 11.8.–12.11.1995) Murnau 1995. S. 105–107, Kat.-Nr. F 7 (die Abbildungen seitenverkehrt; mit den Vergleichsbeispielen Kat.-Nrn. F 5, F 6, F 8).

Glanzlichter – Die Kunst der Hinterglasmalerei / Reflets enchanteurs – L'art de la peinture sous verre. Romont, Zug, Bern 2000. S. 64, 68/69 Kat.-Nr. 30.

Jolidon, Yves und Frieder Ryser. Hinterglasmalerei. Eine Einführung mit Beispielen des Vitromusée Romont. Romont 2006. S. 51, Abb. 45.

Vgl.:

Hampe, Theodor. Nürnberger Ratsverlässe über Kunst und Künstler im Zeitalter der Spätgotik und Renaissance (1449) 1474–1618) (1633). 3 Bände. Wien/Leipzig 1904. S. 426/427.

Ausstellungen

11.8.–12.11.1995: "Amalierte Stuck uff Glas / Hinder Glas gemalte Historien und Gemäld" von der Antike bis zur Neuzeit. Murnau, Schlossmuseum.

18.5.–5.11.2000: "Reflets enchanteurs – L'art de la peinture sous verre / Glanzlichter – Die Kunst der Hinterglasmalerei". Romont, Schweizerisches Museum für Glasmalerei.

26.11.2000–3.6.2001: "Glanzlichter – Die Kunst der Hinterglasmalerei". Zug, Museum in der Burg Zug.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Romont_VMR_PSV_965_01
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Fribourg)
Aufnahmedatum
2016
Eigentümer*in

Vitrocentre Romont

Inventar

Referenznummer
PSV_965
Autor*in und Datum des Eintrags
Yves Jolidon 2014; Elisa Ambrosio 2016

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