Forschung
Die mit Akribie in beruhigten Konturen gravierte Zeichnung der Grotesken erinnert an Graphikblätter Dietrich Meyer d. Ä. (1572–1658), die dadurch erreichte gute Lesbarkeit aller Bildelemente und die Ausgewogenheit der Proportionen lassen sich in die Tradition der Kompositionsprinzipien Hans Jakob Sprünglis einbinden. In der kupferstichartigen Radiertechnik ermisst man das Können des Monogrammisten VBL ebenso wie im geschickten Spiel mit den Kontrasten zwischen grisailleartiger Bildszene und goldfunkelndem, buntem Rahmen. Eine sehr ähnliche präzise Amelierungsart mit denselben Motiven bei gleicher, klarer Kontur zeigen ein Spiegel des Bayerischen Nationalmuseums in München um 1620 (Inv.-Nr. R 8042), ein Rahmen eines Silberreliefs um 1630 in demselben Museum (Inv.-Nr. 69/65) und die Glaseinlagen in zwei Kabinettschränken im Museo Stibbert in Florenz (Inv.-Nrn. 11616 und 11642) sowie die Einlagen des Schmuckkastens PSV_961 (Inv.-Nr. RY M 45) in der Sammlung R.+F. Ryser.
Zwei weitere ähnliche Hinterglasbilder mit gravierter Zeichnung und in Blattgold radierter Umrahmung, die ebenfalls mit VBL (aber ohne Rundel auf den Buchstaben V) monogrammiert sind, befinden sich in der Privatsammlung von Jeannine Geyssant, Paris. Die dafür benutzten Radierungen stammen aus einer Folge von zwölf Blättern mit Ruinen und italienischen Landschaften von H. F. oder J. F. Raidel und sind auf 1649 datiert. Die Kunstwerke sind in der Technik der Amelierung ausgeführt. Dieses Verfahren wurde in Nürnberg ab 1530 und in der alten Eidgenossenschaft bereits Ende des 16. Jahrhunderts angewendet.
Datierung
1630–1640
Zeitraum
1620 – 1650
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Galerie J. Kugel, Paris · R.+F. Ryser (1989)
Inventarnummer
RY 752