Forschung
Samuel Frisching der Jüngere (27.6.1638–23.10.1721) war ein Sohn des gleichnamigen Berner Schultheissen (1605–1683). Nach Absolvierung der Hohen Schule in Bern 1656 und Studien in Genf 1656–1657 trat Samuel gegen den väterlichen Willen 1658 in den Dienst der Schweizergarde der französischen Krone ein. Bei der Schlacht von Gravelingen (Gravelines, franz. Nordsee) wurde er verwundet. Nach seiner Genesung begab er sich auf Reisen nach England, Schottland, in die Niederlande und nach Deutschland. Schliesslich kehrte er in seine Heimatstadt zurück und schlug dort die erhoffte Ämterlaufbahn ein. Er trat 1664 in den Grossen Rat Berns ein, amtete 1670 als Schultheiss zu Burgdorf, ab 1685 in Bern als Kleinrat und 1691 als Salzmeister, 1694 und 1712 als Venner sowie 1701 als Welschseckelmeister. Er war weiterhin militärisch aktiv, 1684 als Oberst über das erste welsche Auszügerregiment, 1695 als Oberkommandant der Waadt und 1712 als Präsident des Feldkriegsrates. In diesem Jahr führte Frisching die Berner bei Villmergen zum Sieg. 1715 erreichte er das höchste politische Amt des Schultheissen. 1684 hatte er die Herrschaft Rümligen erworben, wo er das Schloss um 1710 umbauen liess (Herrschaftsarchiv Rümligen: Gerichtssatzung ab 1615 [in Privatbesitz], nach de.wikipedia.org [2015]). Frisching liess zwischen 1705–1707 ebenfalls sein 1695 umgebautes Stadthaus an der Junkerngasse (das heutige Béatrice-von-Wattenwyl-Haus) durch ein südlich vorgelagertes Stadtpalais mit Hof- und Terrassenanlage erweitern (HBLS 3/1926, S. 341; HLS 4/2005, S. 838).
Als Burgdorfer Schultheiss gab Samuel Frisching der Jüngere 1674 beim Bieler Glasmaler Laubscher eine Scheibe für die Kirche Langnau in Auftrag. 1678 verehrte er der Kirche von Hasle das vorliegende Glasgemälde. Zwei weitere Scheiben Frischings wurden 1714 von Andreas Fueter für die Kirchen in Rothrist (Hasler 2002, Kat.-Nr. 118) und Avenches (Bergmann 2014, Bd. 1, S. 200, Bd. 2, S. 788) ausgeführt. Samuel Frisching der Jüngere dürfte auch die 1699 datierte, von Jakob Forrer gemalte, heute verschollene Scheibe gestiftet haben, worauf er sich "Zwingherr zu Rümligen" nennt (SNM Zürich, Foto 12286).
Die vorliegende Scheibe Frischings aus Hasle ist für den Berner Glasmaler Johann Jakob Güder gesichert, der laut Amtsrechnungen Burgdorfs 1679/80 acht Wappenscheiben in das umgebaute Gotteshaus Hasle lieferte: "Johann Jacob Güder, dem Glasmahler für 8 in die Kirchen zu Hassli gemachte Ehrenwappen 128 Pf. 4 Sch. 8 d." (zitiert nach Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern; Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den Berner Amtsrechnungen, Staatsarchiv Bern [Kopien im Vitrocentre Romont]).
Datierung
1678
StifterIn
Frisching, Samuel (1638–1721), alter Schultheiss Burgdorf
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1894 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Aus der der Kirche Hasle. 1843 an die Regierung Berns verkauft und ins Kunstmuseum Bern überführt. Ab 1894 Bernisches Historisches Museum, Bern
Inventarnummer
BHM 1910