Forschung
Die Scheibe von Mülinen befand sich 1881 im südöstlichen Chorfenster unten in der gotischen Scheibe integriert (von Mülinen 1881; Kasser 1894; Lehmann 1916). 1981/82 wurde sie an den heutigen Standort im Chor (s III) versetzt.
Da die Scheibe das Ordensemblem des Heiligen Grabes zeigt und Kaspar von Mülinen 1507 nach Jerusalem gereist war, liegt ein Datum post quem vor.
Die nur fragmentarisch erhaltene Scheibe (Ergänzungen, fehlende Rahmenarchitektur) besitzt stilistische Parallelen zur Solothurner Standesscheibe in der Kirche Kirchberg und zu den Scheiben der Bubenberg-Werkstatt im Berner Münster, insbesondere zur Scheibe Stolz von Bickelheim (vgl. Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 278).
Zwei Pausen dieser Scheibe von Johann Heinrich Müller sind in dessen Nachlass erhalten, der sich als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont befindet.
Eine weitere Pause der Scheibe (37,0 x 26,3 cm) ist im Nachlass von Hans Drenckhahn im Vitrocentre Romont vorhanden (Mappe Inv.-Nr. 487).
Kaspar von Mülinen (4.1.1481–15.3.1538), Sohn des Hans Friedrich und der Barbara von Scharnachtal, war zu seiner Zeit einer der führenden Berner Staatsmänner. 1500 ehelichte er Verena von Diesbach, die Tochter Ludwigs. 1506 reiste er nach Jerusalem, wo er 1507 zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen wurde. Seit 1500 Grossrat zu Bern, war er 1500/06 Schultheiss zu Burgdorf, 1509 Landvogt von Grandson, 1510–1515 Landvogt zu Echallens und Orbe sowie ab 1517 Kleinrat. Er nahm an den Gesandtschaften nach Savoyen, Ferrara und Montferrat teil. Seine Abwesenheit als Gesandter nach Frankreich 1526/27 erleichterte in Bern den Durchbruch der Reformation. Weil er als Gegner der Reformation in Glaubensfragen eine unnachgiebige Haltung einnahm, wurde er 1527 aus dem Rat entsetzt (HBLS 5/1929, S. 180; HLS 8/2009, S. 799). Ausser der Scheibe in der Kirche Köniz gab es von ihm vormals eine prächtige Scheibe von 1519 in der Kirche Hindelbank, die beim dortigen Brand 1911 zerstört wurde (Lehmann 1914, S. 131, Abb. 3). Das Bernische Historische Museum ist zudem im Besitz einer Allianzwappenscheibe von ihm und seiner Frau Verena von Diesbach aus der Zeit um 1520 (BHM Bern, Inv. 26227).
Datierung
um 1510
Zeitraum
1507 – 1525
StifterIn
Mülinen, Kaspar von (1481–1538)
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kanton Bern: Der vom Kanton am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.