Forschung
Hans Huber († 1598) war ein Sohn des Niklaus, der 1562 als Landvogt zu Ripaille amtete. Hans wurde Glasmaler und heiratete 1537. 1578–1583 bewirtschaftete er das Gasthaus zum Falken in Bern. 1579 wurde er in den Grossen Rat gewählt und amtete daraufhin 1584–1591 als Landvogt zu Nidau. Hans Huber stieg 1592 in den Kleinen Rat auf und übernahm 1594 die Landvogtei zu Aarwangen (HBLS 4/1927, S. 300; DBE 2006, S. 165).
In Nostell Church im englischen Yorkshire hat sich eine Scheibe des Aarwangener Landvogts Hans Huber von 1595 erhalten (Boesch 1937, Nr. 289). Eine zweite Wappenscheibe Hubers aus diesem Jahr befindet sich noch heute in der Kirche von Aarwangen. Um 1584–1590 muss der Riss für eine gemeinsame Rundscheibenstiftung des Nidauer Vogts Hans Huber und des Kastlans von Frutigen Konrad Fellenberg entstanden sein. Dieser dem Berner Niklaus von Riedt zugeschriebene Entwurf bewahrt die Sammlung Wyss im Bernischen Historischen Museum (Hasler 1996/1997, Bd. 1, Kat.-Nr. 268).
Über die Zuweisung der vorliegenden Scheibe gehen die Meinungen auseinander. Da Hans Huber selbst Glasmaler war, läge es nahe, dass er diese Eigenstiftung in seiner Werkstatt herstellte. Da er zu dieser Zeit aufgrund seines Amtes nicht in Bern weilte, wo seine Werkstatt lag, ist seine Beteiligung an der Herstellung der Scheibe jedoch fraglich. Nach 1580 scheint sich Huber ausserdem kaum mehr als Glasmaler betätigt zu haben (Scheidegger 1947, S. 77; Hasler 1996/97, Bd. 1, S. 243). Dennoch steht das vorliegende Werk der von Hans Huber signierten Scheibe des Hieronymus Luternau und der Johanna Nägeli von 1578 (Scheidegger 1947, S. 77, Abb 74) derart nahe, dass man annehmen muss, es handle sich um eine Arbeit aus dessen Berner Werkstatt, die während Hubers Abwesenheit wahrscheinlich durch einen Gesellen weitergeführt wurde. Auffälligerweise weicht die Schrift merklich von der signierten Scheibe Hubers ab. Alfred Scheidegger ging in seiner These so weit, Thüring Walther als Mitarbeiter der Huber-Scheibe anzusehen und verwies dabei auf den verwandten Von-Erlach-Scheibenriss in der Sammlung Wyss, den er Thüring Walther zuschrieb (vgl. Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 300).
In Nidau befindet sich heute eine Kopie der Scheibe aus dem Jahr 1914/15 von Glasmaler Hans Drenckhahn. Eine Pause dieser Scheibe hat sich im Nachlass Drenckhahns im Vitrocentre Romont erhalten. Die Mappe der Pause (2 / 289) trägt die Notiz: "Scheibe ... Huber nun Hist. Museum Bern, Kopie für die Kirche Nidau 1915". Eine weitere Pause (mit "Leerstellen") des Glasgemäldes ist im Nachlass des Berner Glasmalers Johann Heinrich Müller dokumentiert, der sich als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont befindet.
Datierung
1587
StifterIn
Huber, Hans († 1598), Landvogt Nidau
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1913 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1913 im Schiff der Kirche Nidau
Inventarnummer
BHM 7976