Forschung
1681 stifteten die Kirchgemeinden Oberhofen und Hilterfingen zwei Scheiben in die Kirche Steffisburg. Von diesen befindet sich die eine noch heute in der Kirche, die andere gelangte 1903 geschenkweise ins Bernische Historische Museum (BHM Bern, Inv. 5026). Beide sind identisch gestaltet und bilden zusammen eine Doppelstiftung, so wie es für diese beiden Orte auch 1671 im Falle der Kirche Ringgenberg nachgewiesen ist (auch hier hat sich die eine Scheibe in der Kirche, die andere im BHM Bern [Inv. 6893] erhalten). Die 1671 bzw. 1681 in der Berner Werkstatt Zwirns in Auftrag gegebenen Doppelstiftungen sind auch weitgehend identisch gestaltet. Weshalb die beiden Orte solche Doppelstiftungen machten, bleibt zu klären. Seit 1652 gehörte Hilterfingen zur damals von Bern neu eingerichteten Vogtei Oberhofen. Oberhofen andererseits zählte zur Kirchgemeinde Hilterfingen mit der auf Oberhofer Gemeindegebiet gelegenen Pfarrkirche St. Andreas. Die beiden Orte waren also aufs Engste miteinander verbunden. Man kann sich fragen, ob sie mit ihren Doppelstiftungen eine gewisse Eigenständigkeit zu markieren versuchten oder sich einfach aus Symmetriegründen dazu veranlasst sahen, jeweils zwei Glasgemälde zu stiften.
Dem gleichen Kompositionsschema folgen auch die Glasgemälde der beiden Gemeinden in der Kirche Beatenberg von 1673, in der Kirche Leissigen von 1675 und im Bernischen Historischen Museum von 1678 (BHM Bern, Inv. 22220; aus der Kirche Sigriswil?) sowie die verschollene Scheibe von 1678 (ehemals Sammlung Pourtalès, aus Schloss Mauensee; Kat. Fischer 1932, Nr. 790; Wegeli 1932, S. 98f.).
Die noch in der Kirche Steffisburg verbliebene Gemeindescheibe ist durch das Monogramm MZ für den Berner Glasmaler Matthias Zwirn gesichert. Ihr Gegenstück im Bernischen Historischen Museum ist nur mit der Initiale M signiert. Da es sich bei diesem Stück aber um eine Ergänzung handelt, lässt sich vermuten, dass ursprünglich dasselbe Monogramm MZ zu lesen war.
Der Weinbau, in den Wappen angesprochen, ist auch das Thema der Oberbilder. Während Jahrhunderten wurden am Thunersee Reben gepflanzt und Wein gekeltert, denn im Mittelalter herrschte dort ein sehr mildes Klima. Der Weinanbau wurde später durch Klimaveränderungen, Rebkrankheiten, Weinsteuern und Konkurrenzdruck der Westschweiz stark beeinträchtigt und 1910 vollständig aufgegeben, jedoch im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen(vgl. Ganz 2002).
Datierung
1681
StifterIn
Oberhofen, Hilterfingen, Gemeinde
Herstellungsort
Eigentümer*in
Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Steffisburg ab. Der Staat behielt sich aber das Verfügungsrecht über die Glasgemälde im Chor vor und erklärte sich dabei bereit, bei Wegnahme derselben auf Wunsch diese durch Kopien oder andere entsprechende Werke zu ersetzen (Würsten 1979, S. 106f.).