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BE_625: Gemeindescheibe Sigriswil
(BE_Steffisburg_refK_Sigriswil)

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Titel

Gemeindescheibe Sigriswil

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · signiert
Datierung
1681
Masse
41.8 x 32.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum sind vor farblosem Grund die in ovale Kartuschen gesetzten Wappen von Jakob Tschanz und Hans Zeller einander zugeneigt. Über ihnen steht in einem Ovalkranz das Wappen Daniel Müllers. Die Wappeninhaber werden seitlich in vier eingerollten Schriftbändern genauer bezeichnet. Am Fuss der Scheibe befindet sich das ebenfalls oval umkränzte Wappen der Gemeinde Sigriswil vor der (ergänzten) Inschriftentafel. Die Komposition wird von einem schlichten violetten Rahmen hinterfangen, vor dem am oberen Rand zwei Engelsköpfe erscheinen.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Gemeinde Sigriswil; Wappen Jakob Tschanz, Wappen Hans Zeller; Wappen Daniel Müller

Inschrift

[Ein Ehrent / Gmeind Sig- / riβweil 1681] (die ergänzte Inschrift in eckigen Klammern).
Jacob Tschantz / Statthalter.
Hanβ Zeller / Landtseckelmeister.
Hr. Daniel Müller // Burger der Statt // Bern, diser Zeit Praedicat // Zu Sigriβweil Vnd // Camerarius eines // Ehrwürdige Capituls Thun.
HIG (in der Schriftrolle oben links).

Signatur

HIG

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die beiden unteren Eckgläser mit dem Gemeindenamen sowie die zwei Gläser mit den Wappen Zeller und Müller neu ergänzt; geklebte Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1809: Gewisse Fenster (auch im Chor) werden durch Unwetter beschädigt und müssen durch Schreiner Abraham Spring für 10 Kronen repariert werden (Würsten 1979, S. 130).
1824/25: Drei stark verwitterte Fenster werden 1824 durch Tischmacher Abraham Spring für 50 Kronen ersetzt und 1825 liefert dieser nochmals zwei neue Fenster für 32 Kronen (Würsten 1979, S. 130).
1902/03: Bei der Erneuerung der Fenster im Schiff wurden von den 17 alten Scheiben 12 nach Entwürfen Rudolf Müngers in der Berner Werkstatt von Gustav Robert Giesbrecht ergänzt und geflickt. Die restlichen fünf alten Scheiben gelangten damals ins Bernische Historische Museum (Würsten 1979, S. 109, 123).
1933: Restaurierung durch Louis Halter, Bern (Würsten 1979, S. 124).
1983: Konrad Vetter, Bern.
2005 Martin Halter, Bern: Glasbruchsicherung, Anbringen von Retuschen, Reinigung.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Neben dem Wappen der Gemeinde Sigriswil und der entsprechenden Stifterinschrift, nimmt die vom Glasmaler Hans Jakob Güder monogrammierte Scheibe auch die Wappen der damals dort wichtigen weltlichen und geistlichen Amtsträger auf, nämlich diejenigen des Statthalters Hans Jakob Tschanz und des Landseckelmeisters Hans Zeller sowie – besonders hervorgehoben –dasjenige des Pfarrers Daniel Müller zu Sigriswil. Ob die 1678 von der Gemeinde Sigriswil in die eigene Kirche gestiftete, heute verschollene Scheibe dieselbe Ikonographie aufwies, ist nicht mehr zu beantworten (Thormann/von Mülinen 1896, S. 86).
Die Tschanz sind in den Amtsbezirken Konolfingen, Signau und Thun weit verbreitet. Ihr Name leitet sich wohl von "Tschan" (französisch "Jean") ab (vgl. HBLS 7/1934, S. 69). In Sigriswil sind die Tschanz seit mindestens 1616 bezeugt. Hans Jakob führt hier ein sprechendes Wappen, indem er seinen Geschlechternamen auf die "Schanze" zurückführt. Von dem Statthalter in Sigriswil ist leider nichts weiteres bekannt, ebensowenig vom Landseckelmeister Hans Zeller. Unter den auf der Mosestafel von 1679 in der Kirche zu Sigriswil festgehaltenen Wappen der dortigen Gerichtsmitglieder finden sich auch diejenigen der drei hier genannten Amtsinhaber (Schiffmann 1920, S. 2–5, Abb.). Ihre Wappen sind auf dieser Tafel und auf der vorliegenden Scheibe allerdings nicht durchwegs analog gestaltet.
Daniel Müller war zunächst Helfer zu Nidau, dann Kammerer der Klasse Nidau und 1654–1668 Pfarrer zu Twann. Unter ihm wurde dort die Dorfkirche 1666–1667 zu einem einheitlichen Predigtsaal umgebaut. Die Kirchgemeinde Twann-Tüscherz konnte 1950 eine Wappenscheibe Daniel Müllers von 1667 aus der Sammlung Wüthrich in London für die dortige Kirche erwerben (Boesch 1951, S. 50; SNM Zürich, Foto 41237). Eine weitere Scheibe des Pfarrers von Twann aus dem Jahr 1667 befindet sich im Musée Gruérien in Bulle (Bergmann 2014, Bd. 2, S. 764f., Kat.-Nr. 253). 1678 stiftete er vermutlich die in Pariser Privatbesitz erhaltene Scheibe in die 1678/79 durch Abraham Dünz neu erbaute Kirche von Sigriswil, wo er damals Prädikant war und als Kammerer des Kapitels Thun amtete. 1671 hatte er beim Brand der Kirche und des Pfarrhauses Geld und Hausrat im Wert von 4'000 Pfund verloren. 1693 zum Dekan des Kapitels Thun erkoren, starb er vor Ostern 1696 (vgl. Bergmann, 2014, Bd. 2, S. 764f.).

Datierung
1681
Herstellungsort
Eigentümer*in

Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Steffisburg ab. Der Staat behielt sich aber das Verfügungsrecht über die Glasgemälde im Chor vor und erklärte sich dabei bereit, bei Wegnahme derselben auf Wunsch diese durch Kopien oder andere entsprechende Werke zu ersetzen (Würsten 1979, S. 106f.).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 302.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 56.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47f., 88, Nr. 11.

Armoiries communales suisses, in: Schweizer Archiv für Heraldik 28/1914, S. 44.

Hans Zeller, Steffisburg. Bilder aus der Geschichte von Dorf und Landschaft, Thun 1967, S. 53.

Hans Peter Würsten, St. Stephanskirche Steffisburg. Eine bau- und kunstgeschichtliche Untersuchung, Steffisburg 1979, S. 120–136, Abb. S. 124 (unpubliziertes Typoskript, Vitrocentre Romont).

Christian Schiffmann, Dorf und Landschaft Steffisburg im Laufe der Jahrhunderte, Steffisburg 1983 (Nachdruck der Ausg. von 1916), S. 203f.

Peter Eggenberger/Susi Ulrich-Bochsler, Steffisburg. Reformierte Pfarrkirche, Bern 1994, S. 16, 76.

Güder, Hans Jakob, in: Allgemeines Künstlerlexikon 64/2009, S. 343.

Vgl.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern 1896.

G. Schiffmann, Die Wappen auf der Mosestafel in der Kirche zu Sigriswil, 1679, in: Schweizer Archiv für Heraldik 34/1920, Heft 1, S. 2–5.

Paul Boesch, Schweizerische Glasgemälde im Ausland. Privatsammlung von G. Wüthrich in London, II. Teil, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 12/1951, S. 49–54.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern etc. 2014.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9839 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Steffisburg_refK_Sigriswil
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Steffisburg
Eigentümer*in

Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Steffisburg ab. Der Staat behielt sich aber das Verfügungsrecht über die Glasgemälde im Chor vor und erklärte sich dabei bereit, bei Wegnahme derselben auf Wunsch diese durch Kopien oder andere entsprechende Werke zu ersetzen (Würsten 1979, S. 106f.).

Inventar

Referenznummer
BE_625
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016