Research
Neben dem Wappen der Gemeinde Sigriswil und der entsprechenden Stifterinschrift, nimmt die vom Glasmaler Hans Jakob Güder monogrammierte Scheibe auch die Wappen der damals dort wichtigen weltlichen und geistlichen Amtsträger auf, nämlich diejenigen des Statthalters Hans Jakob Tschanz und des Landseckelmeisters Hans Zeller sowie – besonders hervorgehoben –dasjenige des Pfarrers Daniel Müller zu Sigriswil. Ob die 1678 von der Gemeinde Sigriswil in die eigene Kirche gestiftete, heute verschollene Scheibe dieselbe Ikonographie aufwies, ist nicht mehr zu beantworten (Thormann/von Mülinen 1896, S. 86).
Die Tschanz sind in den Amtsbezirken Konolfingen, Signau und Thun weit verbreitet. Ihr Name leitet sich wohl von "Tschan" (französisch "Jean") ab (vgl. HBLS 7/1934, S. 69). In Sigriswil sind die Tschanz seit mindestens 1616 bezeugt. Hans Jakob führt hier ein sprechendes Wappen, indem er seinen Geschlechternamen auf die "Schanze" zurückführt. Von dem Statthalter in Sigriswil ist leider nichts weiteres bekannt, ebensowenig vom Landseckelmeister Hans Zeller. Unter den auf der Mosestafel von 1679 in der Kirche zu Sigriswil festgehaltenen Wappen der dortigen Gerichtsmitglieder finden sich auch diejenigen der drei hier genannten Amtsinhaber (Schiffmann 1920, S. 2–5, Abb.). Ihre Wappen sind auf dieser Tafel und auf der vorliegenden Scheibe allerdings nicht durchwegs analog gestaltet.
Daniel Müller war zunächst Helfer zu Nidau, dann Kammerer der Klasse Nidau und 1654–1668 Pfarrer zu Twann. Unter ihm wurde dort die Dorfkirche 1666–1667 zu einem einheitlichen Predigtsaal umgebaut. Die Kirchgemeinde Twann-Tüscherz konnte 1950 eine Wappenscheibe Daniel Müllers von 1667 aus der Sammlung Wüthrich in London für die dortige Kirche erwerben (Boesch 1951, S. 50; SNM Zürich, Foto 41237). Eine weitere Scheibe des Pfarrers von Twann aus dem Jahr 1667 befindet sich im Musée Gruérien in Bulle (Bergmann 2014, Bd. 2, S. 764f., Kat.-Nr. 253). 1678 stiftete er vermutlich die in Pariser Privatbesitz erhaltene Scheibe in die 1678/79 durch Abraham Dünz neu erbaute Kirche von Sigriswil, wo er damals Prädikant war und als Kammerer des Kapitels Thun amtete. 1671 hatte er beim Brand der Kirche und des Pfarrhauses Geld und Hausrat im Wert von 4'000 Pfund verloren. 1693 zum Dekan des Kapitels Thun erkoren, starb er vor Ostern 1696 (vgl. Bergmann, 2014, Bd. 2, S. 764f.).
Dating
1681
Original Donor
Sigriswil, Gemeinde · Tschanz, Jakob · Zeller, Hans · Müller, Daniel († 1696)
Place of Manufacture
Owner
Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Steffisburg ab. Der Staat behielt sich aber das Verfügungsrecht über die Glasgemälde im Chor vor und erklärte sich dabei bereit, bei Wegnahme derselben auf Wunsch diese durch Kopien oder andere entsprechende Werke zu ersetzen (Würsten 1979, S. 106f.).