Forschung
Kaspar Willading (18.1.1531–29.8.1570), Sohn des Venners Konrad und der Anna Uttinger, wurde 1551 Grossrat in Bern und diente 1553–1557 als Obervogt in Aarburg. Er gelangte 1558 in den Kleinen Rat, amtete 1558–1564 als Landvogt zu Avenches (Wiflisburg) und wurde 1566 Venner zu Metzgern sowie 1570 Ohmgeltner des Rats. Mehrfach ging er als Gesandter an die Tagsatzungen. Seine Frau Euphrosina Frisching (* 21.9.1535), Tochter des Kleinrats Hans Franz Frisching und der Christina Zehender, gebar ihm sieben Kinder (Kessel 2016).
Kaspar Willading schenkte die Scheibe in seinem letzten Amtsjahr als Vogt von Aarburg an einen unbekannten Ort. Eine weitere Wappenstiftung (mit erneuerter Inschrift) ist verschollen. Sie befand sich vormals in der Sammlung Wüthrich in London (Boesch 1936, S. 47, Nr. 4). Die Galerie Stuker in Bern versteigerte 1984 eine Scheibe Kaspar Willadings von 1557 (33,5 x 23 cm), die laut Katalogbeschreibung mit derjenigen des Bernischen Historischen Museums übereinstimmt (Kat. Stuker 1984, Nr. 2265). Da das Museum Willadings Scheibe bereits 1914 in Besitz nahm, kann diese allerdings nicht mit jener von Stuker identisch sein. Bei der Letzteren dürfte es sich somit entweder um eine neuzeitliche Kopie oder aber um ein weiteres, annähernd analog gestaltetes Glasgemälde Willadings aus dem Jahre 1557 handeln.
Die Scheibe wurde beim Ankauf durch das Museum dem Glasmaler Mathis Walther zugeschrieben (Jahresbericht BHM Bern 1914). Mit dem einzigen, mit Mathis Walther in Verbindung stehenden Glasgemälde in der Kirche Einigen ist sie jedoch schwer vergleichbar, sieht man von der sehr exakten Inschrift mit ausgeprägten Majuskeln ab. Die Pilaster mit den Karyatiden sind in Bern nur wenig anzutreffen. Eine Parallele dazu bietet die ebenfalls im Bernischen Historischen Museum befindliche Scheibe Anton Weyermanns von 1556, bei der das Wappen ähnlich zwischen zwei Karyatiden-Pilastern zusammengedrängt ist (BHM Bern, Inv. 14964). Da sie Willadings Glasgemälde auch stilistisch nahe steht, dürfte sie der gleichen Hand zuzuschreiben sein. Ob Mathis Walther oder ein anderer seiner zahlreichen Berner Berufsgenossen die zwei betreffenden Scheiben schuf, lässt sich beim gegenwärtigen Kenntnisstand jedoch nicht beantworten.
Das Bernische Historische Museum besitzt von diesem Glasgemälde eine Nachzeichnung unbekannter Hand, worauf das heute am oberen Rand eingefügte alte Flickstück (Fruchtbouquet) nicht eingezeichnet ist (BHM Bern, Inv. 22824; Foto-Neg. 12581).
Datierung
1557
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1914 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Vor 1914 zunächst Berner und später Luzerner Familienbesitz (Jahresbericht BHM Bern 1914).
Inventarnummer
BHM 7980