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BE_1372: Bildscheibe Ulrich Perreten mit dem sein Volk zusammenrufenden Moses
(BE_Saanen_Museum_PerretenU)

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Titel

Bildscheibe Ulrich Perreten mit dem sein Volk zusammenrufenden Moses

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · zugeschr.
Datierung
1658
Masse
20.6 x 15.8 cm im Licht · 24.8 x 20.2 cm mit Holzrahmen

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe ist dreizonig aufgebaut. Die Figurenszene in der von zwei roten Pfeilern gerahmten Mittelzone bezieht sich auf das 10. Kapitel im vierten Buch Mose. Darin wird geschildert, wie der Herr Moses auffordert, zwei Trompeten herzustellen, um damit bei Kriegsgefahr sein Volk zusammenzurufen und unter Gottes Schutz zu stellen. Die darauf bezügliche Darstellung zeigt im rechten Teil Moses vor dem heiligen Zelt mit Israels Stammesführer und zwei Trompetenbläsern sowie im linken, stellvertretend für das ganze israelitische Volk, zum Abmarsch bereite Krieger. In der oberen Zone ist eine Schlacht zwischen zeitgenössisch kostümierten, mit Büchsen und Säbeln bewaffneten Reitern im Gang. Die untere Zone ist mit der Stifterinschrift und dem Wappen von Ulrich Perreten belegt.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
48C7352 · Horn, Trompete, Kornett, Posaune, Tuba
71E3121 · Signale zum Abbruch des Lagers (Numeri)
Iconclass Stichworte
blasen · Horn · Kornett · Lager · Posaune · Signal · Trompete · Tuba · Vorbereitung
Heraldik

Wappen Ulrich Perreten

Inschrift

Vlrich pereten Notariůs / Fäldschreiber vnd Landt= / weibel Zů Sanen Anno 1658.
Jm Krieg söll man Trometen blasen vnd / sich auf Gotteβ hilf verlasen wan du will / kriege gott vertraůw, sonst alle Zeit den fride baůw. Num. X.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Geringe Korrosionsschäden; mehrere geklebte Sprünge (vormals Sprungbleie) und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
2009 Martin Halter, Bern: Reinigung, Entfernung von breiten Sprungbleien und stattdessen Sprungklebungen mit Araldit, Retuschierung von Fehlstellen in der Bemalung, Neuverbleiung (dazu Dokumentation Halters im Vitrocentre Romont).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Ulrich Perreten entstammte einer seit dem frühen 15. Jahrhundert in Lauenen und Saanen ansässigen Familie (HBLS 5/1929, S. 395). Ungeklärt ist, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu Heinrich Perreten stand, der 1657, 1659 und 1663 Landesvenner sowie 1654–1656 und 1660–1662 Kastlan zu Saanen war (vgl. dessen Scheibe im Museum Saanen). Im Musée des Tissus et des Arts décoratifs in Lyon befindet sich eine 1662 datierte Scheibe des Landammanns und Feldvenners Ulrich Perreten. Das darin enthaltene Wappen Perretens stimmt mit dem vorliegenden allerdings nicht überein (Haldi 1971, S. 165).

Die Scheibe wird von Ulrich Christian Haldi dem 1658 von Bürgern aus Saanen gestifteten Zyklus mit biblischen Darstellungen zugerechnet. Dazu zählen die Glasgemälde im Besitz des Museums Saanen von Anton Haldi, Christian Annen und Heinrich Perreten, diejenigen von Landweibel Hans Matti und Altvenner Hans Matti im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6489, 6490) sowie die verschollene Scheibe des Saaner Vorvenners Stefan Linder mit der Darstellung der Steinigung des hl. Stephanus (SNM Zürich, Foto 8048, 12752). Ulrich Perretens Stiftung stimmt zwar in den Massen und im Stil mit diesen Scheiben überein. In ihrer Komposition hebt sie sich jedoch davon ab. Wie im Falle der Scheibe Christian Möschings im Museum Saanen (s. d.) ist ihre Zugehörigkeit zu dieser Serie deshalb nicht völlig gesichert.
Laut einer Notiz im Inventar des Bernischen Historischen Museums soll die betreffende Scheibenserie aus Rougemont stammen, d. h. wohl aus dem dortigen Schloss und Amtssitz des Landvogts von Saanen. Im Jahr 1658 trat zwar ein neuer Landvogt, Emanuel Hermann (1608–1664), seinen Dienst an, es sind in dieser Zeit jedoch keine Arbeiten am Schloss dokumentiert. Nur die Kirche von Rougemont trägt eine Inschrift, die das Jahr 1658 nennt und mit Arbeiten an deren Seitenkapellen in Zusammenhang steht (vgl. Fontannaz 1980, S. 152, 176). Aufgrund des kleinen Formats der Scheiben kommt diese oder eine andere Kirche als Standort dafür aber wohl kaum in Frage.

Schöpfer der Serie war wahrscheinlich Matthias Zwirn, der 1662 zwei ähnlich gestaltete Scheiben für Abraham und Jakob Lienhard sowie Jakob Müller und Hans Wieland schuf und signierte (im Saltwood Castle, Kent; vgl. Vidimus 2010).

Datierung
1658
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Saanen, Museum

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ulrich Christian Haldi, Das Wappenwesen und die Sitte des Scheibenschenkens im Saanenland, in: Saaner Jahrbuch 1971, Gstaad 1971, S. 144, 151, 165.

Robert Marti-Wehren, Familienwappen der Landschaft Saanen, Gstaad 1971 (2. Aufl.), S. 19.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn), 909.

Vgl.

Monique Fontannaz, Histoire et description de l'église et du château, in: Rougemont. 9e Centenaire, 1080–1980, Lausanne 1980, S. 125–182.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Swiss Stained Glass Collection at Saltwood Castle, in: Vidimus 44, 2010, Nr. 3, 5, Abb. 4, 6 [URL: http://vidimus.org/issues/issue-44/feature/; 23.02.2016].

Weiteres Bildmaterial

Romont

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Saanen_Museum_PerretenU
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rechteinhaber; © Rechteinhaber Museum der Landschaft Saanen
Eigentümer*in

Saanen, Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1372
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016