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BE_1439: Wappenscheibe Niklaus von Wattenwyl
(BE_Bern_BHM_26151)

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Titel

Wappenscheibe Niklaus von Wattenwyl

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschr.
Datierung
1520
Masse
43.6 x 30.6 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der von einem päpstlichen Protonotarhut überhöhte Rossstirnschild mit dem gevierten Wappen des Niklaus von Wattenwyl ist auf den ergänzten Sockelstreifen mit der Stifterinschrift gesetzt. Er erhebt sich vor grünem Rasengrund und leicht bewölktem Himmel. Gerahmt wird er von schlanken spätgotischen Säulchen und einem geschweiften gelben Astbogen, aus dem über den Säulenkapitellen die Zwickel füllendes Blattwerk hervorwächst.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Niklaus von Wattenwyl: geviertet, 1 und 4 von Wattenwyl, 2 und 3 von Muhleren

Inschrift

Nicolaus de Wattenwyl sedis apostolice prothonotarius / jnsignis ecclesie lausanensis prepositus ac eiustem et / Bernensis ecclestarum canonicus amico donavit 1520.
INITIVM SAPIENCIE / TIMOR DOMINI (Buch der Weisheit I, V, 16).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Stifterinschrift unten sowie das Glas mit dem linken Teil der Inschrift am oberen Rand neu ergänzt; ein Sprung und zwei Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Die Inschrift ist eine Ergänzung aus dem 19. Jahrhundert. Laut Rudolf Wegeli wurde die Scheibe damals restauriert (Wegeli 1941, S. 137, 139, Anm. 1).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bereits Hans Lehmann wies die vorliegende Scheibe Hans Funk zu. Vergleichbar sind insbesondere die Stiftungen von Lausanne, Bern und Freiburg im Lausanner Rathaus, die 1528 nachweislich in dessen Berner Werkstatt geschaffen wurden (Grandjean 1965, S. 415f., Fig. 321–323). Ähnlich komponiert ist die ebenfalls Funk zuzuweisende Scheibe des Niklaus von Diesbach in der Kirche Utzenstorf.

Niklaus von Wattenwyl (1492–12.3.1551), Sohn Jakobs (1466–1525) und der Margaretha von Muhleren, absolvierte ab 1505 Studien in Basel, Köln und Poitiers. 1509–1511 studierte er in Paris mit einem savoyischen Stipendium. 1508 wurde er auf Fürsprache seines Vaters Chorherr am Berner Münster. 1512 reiste er nach Rom an die Kurie, wo er 1513 Protonotar wurde und ein Kanonikat am Lausanner Domstift erhielt. 1514 erfolgte seine Wahl zum Propst des Lausanner Domstifts. Unter Kardinal Schiner war er für die päpstliche Diplomatie eine wichtige Stütze im Kampf gegen die französische Krone, die damals in Bern zunehmend an Einfluss gewann. 1517 schloss er das Studium des kanonischen Rechts an der Universität Rom mit einem Linzentiat ab. Gleichzeitig erhielt er ein Kanonikat am Basler Domstift. 1518 wurde er Pfarrer in Romont. 1521 verzichtete er auf die Lausanner Propstwürde. Am 5. März 1523 wurde er auf Fürsprache seines Vaters zum Berner Münsterpropst erwählt, womit seine geistliche Karriere ihren Höhepunkt erreichte. Als dortiger Propst stand Niklaus von Wattenwyl in Kontakt zu Zwingli, dessen reformatorische Ideen er unterstützte. 1525 trat er als Berner Münsterpropst zurück, verzichtete auf alle hohen kirchlichen Ämter und heiratete Klara May, die Schwester seines Schwagers Jakob (die May waren wie die von Wattenwyl eine durch Handel reich gewordene Familie, welche die Reformation unterstützte). 1527 kaufte Niklaus von Wattenwyl die Herrschaft Wil (HLS 13/2014, S. 292). Zudem besass er von seinem Vater Rebgüter in Ligerz. Im Besitz der Familie von Wattenwyl befindet sich von ihm ein reich illuminiertes Gebetbuch (Braun 2004, Abb. S. 36f.). Der gleiche gevierte Wappenschild wie auf vorliegender Scheibe findet sich auf einem später geschaffenen Silberpokal in Privatbesitz (Braun 2004, Abb. S. 35). In einem von Jakob von Wattenwyl, dem Vater von Niklaus, gestifteten Votivbild in Privatbesitz ist dessen Sohn in einem Porträt festgehalten (Wegeli 1941).
Von Niklaus von Wattenwyl gibt es das Glasgemälde von 1520 im Bernischen Historischen Museum sowie in der Staatlichen Graphischen Sammlung von München einen Riss aus der Zeit um 1525 zu einer Wappenscheibe (Inv. 19479; Bergmann 2014, Bd. 2, S. 506f., Abb. 39.1). Eine 1515 datierte Scheibe von ihm befand sich 1896 in der Sammlung von W. F. von Mülinen in Bern (Thormann/von Mülinen 1896, S. 29, Anm. 1).

Datierung
1520
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1938 Bernisches Historisches Museum

Inventarnummer
BHM 26151

Bibliografie und Quellen

Literatur

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 30f.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Glasgemälde des Protonotars und Propstes Niklaus von Wattenwyl, in: Schweizer Archiv für Heraldik 12/1898, S. 69–71, Nr. 3, Taf.-Abb.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 145–147, Abb. 4 (Hans Funk), und 18/1916, S. 57.

Rudolf Wegeli, Zuwachsverzeichnis, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 18, 1938, S. 153.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 21, 1941 (Bern 1942), S. 136–139, 149, Abb. S. 138 (Hans Funk?).

Hans Braun, Die Familie von Wattenwyl, Bern 2004, S. 33–42, 46, Abb. S. 35.

Susan Marti (Hrsg.), Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer. Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation, Ausstellungskatalog Bernisches Historisches Museum, Bern/Zürich 2016, S. 149, Nr. 13 (Hans Funk zugeschr.).

Vgl.

Marcel Grandjean, Les monuments d'art et d'histoire du canton de Vaud. Tome I: La ville de Lausanne, Basel 1965.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern etc. 2014.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9895 (Hans Funk)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_26151
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1938 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1439
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016