Research
Bereits Hans Lehmann wies die vorliegende Scheibe Hans Funk zu. Vergleichbar sind insbesondere die Stiftungen von Lausanne, Bern und Freiburg im Lausanner Rathaus, die 1528 nachweislich in dessen Berner Werkstatt geschaffen wurden (Grandjean 1965, S. 415f., Fig. 321–323). Ähnlich komponiert ist die ebenfalls Funk zuzuweisende Scheibe des Niklaus von Diesbach in der Kirche Utzenstorf.
Niklaus von Wattenwyl (1492–12.3.1551), Sohn Jakobs (1466–1525) und der Margaretha von Muhleren, absolvierte ab 1505 Studien in Basel, Köln und Poitiers. 1509–1511 studierte er in Paris mit einem savoyischen Stipendium. 1508 wurde er auf Fürsprache seines Vaters Chorherr am Berner Münster. 1512 reiste er nach Rom an die Kurie, wo er 1513 Protonotar wurde und ein Kanonikat am Lausanner Domstift erhielt. 1514 erfolgte seine Wahl zum Propst des Lausanner Domstifts. Unter Kardinal Schiner war er für die päpstliche Diplomatie eine wichtige Stütze im Kampf gegen die französische Krone, die damals in Bern zunehmend an Einfluss gewann. 1517 schloss er das Studium des kanonischen Rechts an der Universität Rom mit einem Linzentiat ab. Gleichzeitig erhielt er ein Kanonikat am Basler Domstift. 1518 wurde er Pfarrer in Romont. 1521 verzichtete er auf die Lausanner Propstwürde. Am 5. März 1523 wurde er auf Fürsprache seines Vaters zum Berner Münsterpropst erwählt, womit seine geistliche Karriere ihren Höhepunkt erreichte. Als dortiger Propst stand Niklaus von Wattenwyl in Kontakt zu Zwingli, dessen reformatorische Ideen er unterstützte. 1525 trat er als Berner Münsterpropst zurück, verzichtete auf alle hohen kirchlichen Ämter und heiratete Klara May, die Schwester seines Schwagers Jakob (die May waren wie die von Wattenwyl eine durch Handel reich gewordene Familie, welche die Reformation unterstützte). 1527 kaufte Niklaus von Wattenwyl die Herrschaft Wil (HLS 13/2014, S. 292). Zudem besass er von seinem Vater Rebgüter in Ligerz. Im Besitz der Familie von Wattenwyl befindet sich von ihm ein reich illuminiertes Gebetbuch (Braun 2004, Abb. S. 36f.). Der gleiche gevierte Wappenschild wie auf vorliegender Scheibe findet sich auf einem später geschaffenen Silberpokal in Privatbesitz (Braun 2004, Abb. S. 35). In einem von Jakob von Wattenwyl, dem Vater von Niklaus, gestifteten Votivbild in Privatbesitz ist dessen Sohn in einem Porträt festgehalten (Wegeli 1941).
Von Niklaus von Wattenwyl gibt es das Glasgemälde von 1520 im Bernischen Historischen Museum sowie in der Staatlichen Graphischen Sammlung von München einen Riss aus der Zeit um 1525 zu einer Wappenscheibe (Inv. 19479; Bergmann 2014, Bd. 2, S. 506f., Abb. 39.1). Eine 1515 datierte Scheibe von ihm befand sich 1896 in der Sammlung von W. F. von Mülinen in Bern (Thormann/von Mülinen 1896, S. 29, Anm. 1).
Dating
1520
Original Donor
Wattenwyl, Niklaus von (1492–1551), Propst, Protonotar
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1938 Bernisches Historisches Museum
Inventory Number
BHM 26151