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BE_1544: Bildscheibe Hans Pfister mit Sinnbildern zum Gehorsam und Ungehorsam
(BE_Bern_BHM_8954)

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Titel

Bildscheibe Hans Pfister mit Sinnbildern zum Gehorsam und Ungehorsam

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1614
Masse
32.4 x 20.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das Glasgemälde thematisiert in mehreren Sinnbildern den Gehorsam und den Ungehorsam als Grundlage des rechtschaffenen ("Recht schaffenden") bzw. des sündhaften Lebensweges. Das hochrechteckige Mittelbild zeigt zwei voneinander abgewendete Gestalten, links Moses mit den zehn Geboten und rechts einen unbekannten Propheten (Aaron?). Um diese legen sich in Form eines Triumphbogens sieben kleinere Figurenszenen. Davon zeigt das zentrale Oberbild die Erschaffung Evas aus Adams Seite. Daran schliesst sich links eine Szene an, die einen in Gebetshaltung knienden Mann unter dem strahlenden Himmel ("Coelum") zeigt (Moses im Gebet). Darunter folgen Adam und Eva beim Sündenfall im Paradies, auf die sich offenbar der darüber stehende Bildtitel "Lapsus" (Fehler) bezieht, sowie unter der Bezeichnung "Infernum" ein Teufel, der eine verdammte Seele ins Höllenfeuer stösst. Auf der gegenüberliegenden Seite sind von oben nach unten die Verkündigung an Maria (ergänzt), Christus am Kreuz sowie eine mit gefalteten Händen sitzende Figur als Verkörperung der "Humilitas" (Gehorsam) dargestellt. Zur Erläuterung dient die Legende in der roten Rollwerkkartusche am blauen Bogen über den beiden Hauptgestalten. Die Sockelzone füllt die Tafel mit dem Namen des Stifters, dessen Wappen in deren Zentrum platziert ist.

Iconclass Code
11I · Propheten, Sibyllen, Evangelisten, Kirchenlehrer; Personen aus der Bibel (nicht im biblischen Kontext)
11I62(MOSES) · Moses (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Lichtstrahlen oder Hörner auf seinem Kopf, Stab, Gesetzestafeln
11K2 · Teufel als (Fabel)tiere
11T · Hölle und Fegefeuer
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
53B5(+11) · Gehorsam; Ripa: Obedienza (+ eine abstrakte Konzeption wird durch eine weibliche Figur verkörpert)
71A3421 · Eva taucht aus Adams Körper auf
71A421 · Eva nimmt in Gegenwart Adams die Frucht von der Schlange entgegen oder pflückt sie vom Baum (manchmal versucht Adam, sie daran zu hindern)
73A522 · die Verkündigung: Maria sitzt
73D66 · Christus am Kreuz (allein, ohne Zuschauer)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Hans Pfister

Inschrift

Hans Pfister / Jn Riedren / Jm Gricht A[m] seldingen 1614.
Glich wie durch eines mentschen / vngehorsam vil Sünder worden sind / Also werden durch des einigen g= / horsam vil grächt / gmacht.
COELVM, LAPSVS, INFERNVM, HVMILITAS.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein altes Flickstück in der Ecke oben rechts; einige neue Ergänzungen; zahlreiche Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Über den Scheibenstifter Hans Pfister ist nichts Weiteres bekannt. Laut Inschrift war er im Weiler Riedern beheimatet und amtete 1614 als Gerichtsherr in Amsoldingen (bei Thun).
Seine Scheibe zeichnet sich durch eine komplexe Ikonographie aus, die durch das Richteramt des Stifters zu erklären ist: Adam und Eva, das erste Menschenpaar, brachten der Menschheit durch ihr Fehlverhalten die Erbsünde und das Fegefeuer. Durch Demut und mit Gottes Hilfe und Christi Opfertod jedoch kann der Mensch Gerechtigkeit erfahren. Die Scheibe bietet zum einen Trost und hält zum andern den Betrachter an, sich gegen den sündhaften und für den gerechten Weg im Leben zu entscheiden. Die erklärende Bildinschrift ist dem Brief des Paulus an die Römer entnommen (Röm 5, 19).
Das Thema war in gleicher Bildkomposition schon früher bekannt und findet sich auch auf anderen Scheiben und Entwürfen dazu. Das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich besitzt einen aus Luzern stammenden Scheibenriss aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit den gleichen Szenen, doch fehlt dort der neben Moses stehende Aaron (Inv. LM 24339; Jahresbericht SLM Zürich 1953, S. 25). Eine Scheibe von 1590 mit nahezu gleicher Komposition (Maria statt Aaron) befindet sich im Musée des Beaux-Arts in Dijon (Recensement CV France III, 1986, S. 47: G 250). Ein weiteres Glasgemälde, das Conrad Urffer und Ludwig Blatter von Ringgenberg 1646 stifteten und das sich im Bayerischen Nationalmuseum in München befindet, beweist die lange Aktualität dieses Themas (Bildindex 2016).
Die vorliegende Scheibe entstand in einer unbekannten, möglicherweise in Thun zu lokalisierenden Glasmalerwerkstatt. Wie die Bildscheibe mit dem Opfer Abrahams (BHM Bern, Inv. 8953) zeichnet sich das Glasgemälde durch die Verwendung eines auffallenden, ins rosa bzw. hell-orange tendierenden Eisenrots aus.

Datierung
1614
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1916 Sammlung Knechtenhofer, Thun.

Inventarnummer
BHM 8954

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1916, Bern 1917, S. 37.

Vgl.

Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich 62/1953, S. 25.

Les vitraux de Bourgogne, Franche-Comté et Rhône-Alpes. (Corpus vitrearum medii aevi France, Série complémentaire, Recensement des vitraux anciens de la France, volume III) Paris 1986.

Bildindex der Kunst und Architektur [URL: http://www.bildindex.de/document/obj05303320; 13.4.2016].

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_8954
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1544
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema