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BE_1586: Ovale Bildscheibe Johannes (Hans) Lang mit Sinnbild des Geizes
(BE_Bern_BHM_8956)

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Titel

Ovale Bildscheibe Johannes (Hans) Lang mit Sinnbild des Geizes

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1650
Masse
17.4 x 15.5 im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Ovalscheibe stellt in ihrem Zentrum eine Fabel des Aesop dar, welche den Geiz versinnbildlicht: ein reich mit Esswaren beladener Esel frisst am Flussufer bei einer Stadt Disteln im Gras. Über der Darstellung ist in einer Kartusche die mehrzeilige Bildlegende eingeschrieben, im unteren abgetrennten Teil steht der Name des Stifters mit dessen Wappen. Die ganze Komposition umfasst eine schmale, mit Rollwerk verzierte gelbe Bordüre.

Iconclass Code
11N34(+0) · Geiz (Ripa: Avaritia): Personifikation einer der sieben Todsünden (+ Variante)
32A44 · Geizhals
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
55CC11(+4) · Gier, Begierde, Habgier; Ripa: Cupidità (+ emblematische Darstellung einer Konzeption)
85A(ASS AND THISTLE) · Fabeln des Aesop (ASS AND THISTLE): 85 (...) benutzen
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Johannes (Hans) Lang

Inschrift

Hr. Johaneβ Lang altt / Siechen vogt vnd / Burger zu Thun / 16 50.
Groβ gutt han vnd daβ / brauchen nicht dem esel deβ esopi / gleÿch mit bester spÿβ er war beladen / Spartβ doch fraβ disteln zu sÿm schaden waβ der gÿtz = / ig sym hale [statt hals] entwert daβelb von andern wirt verzert.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Leichte Korrosionsschäden (Rost) im Glas; zwei Sprünge und Sprungbleie.

Restaurierungen
1916 Restaurierung Hans Drenckhahn, Thun: Einsetzen zweier Sprungbleie (BHM Bern, Nachweisakten).

Technik

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Über den Thuner Bürger und ehemaligen Siechenvogt Johannes Lang ist bislang nichts bekannt. Seine Scheibe könnte aber aufgrund ihrer Bildaussage durchaus ins alte Spital von Thun gelangt sein.
Der mit reichlichen und köstlichen Lebensmitteln beladene Esel ist ein Sinnbild des Geizes, denn ebenso wie der Reiche, der sich das Beste leisten könnte und aus Geiz darbt, frisst er nur Disteln, während andere von der guten Speise, die er auf seinem Rücken trägt, profitieren. In der Renaissance wurde die Geschichte des distelfressenden Esels aus den Fabeln des Aesop von Andrea Alciati in seine Emblemata (1531, Emblem 86) als Bild des Geizes übernommen. Schon in der dortigen Illustration trägt der Esel eine Schatztruhe und einen Stab mit Würsten und Geflügel auf dem Rücken. Zahlreiche Autoren und Illustratoren folgten dem weitverbreiteten Vorbild, so auch Marcus Gheeraerts der Ältere in "De warachtighe fabulen der dieren" 1567. Die vorliegende Scheibe wurde nach einem Emblem Christoph Murers gestaltet, das in den "XL Emblemata miscella nova" 1622 in Zürich erschien (Emblem XVI: Geitz: Ein anders // Avaritia; Vignau-Wilberg 1982, Abb. 49). Die Radierungen sollten ursprünglich eine erweiterte Fassung des Dramas über die Verfolgung der orthodoxen Christen in Edessa illustrieren. Sie lehnen sich stark an die südniederländische Graphik, namentlich die genannten Radierungen des Niederländers Marcus Gheeraerts an (Vignau-Wilberg 1978, S. 19, Abb. 15). Der Glasmaler übernahm das Vorbild Murers in allen Teilen, auch die Bildinschrift entspricht dem Text der Emblemata, die der Glasmaler Johann Heinrich Rordorf in Zürich verfasst hatte.
Der Hersteller der Scheibe ist bislang nicht identifiziert. In der Behandlung der Landschaft ähnelt ihr jedoch die ovale Wappenscheibe der Landschaft Lauterbrunnen von 1658, die der Glasmaler Matthias Zwirn mit seinem Monogramm versah (Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Inv. LM 6375; Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 607).

Datierung
1650
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1916 Sammlung Knechtenhofer, Thun.

Inventarnummer
BHM 8956

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1916, Bern 1917, S. 38.

700 Jahre Thuner Handveste. Thun in der Kunst früherer Zeiten, Ausstellungskatalog Schloss Schadau, Thun 1964, Nr. 182 (Kaspar Lohner d.J.?).

Elisabeth von Witzleben, Bemalte Glasscheiben, München 1977, Abb. 114.

Vgl.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

Thea Vignau-Wilberg, Die Fabelradierungen von Christoph Murer, in: Beiträge zur Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts in Zürich. Jahrbuch des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft 1974–77, Zürich 1978, S. 7–28.

Thea Vignau-Wilberg, Christoph Murer und die "XL. Emblemata Miscella Nova", Bern 1982.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 4976 (Matthias Zwirn)

Vorlage

Christoph Murer, XL Emblemata miscella nova, Zürich 1622; Emblem XVI: Geiz: Ein anders // Avaritia

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_8956
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1586
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016