Forschung
Zusammen mit den beiden analog komponierten und ebenfalls 1719 datierten Rundscheiben des Andreas Zeller im Schlossmuseum Spiez (Inv. 0562, 17,5 cm im Durchmesser) sowie des Peter Schläppi und der Anna Rieben im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 12254, 18,5 cm im Durchmesser; Schneider 1971, Bd. II, Kat.-Nr. 756) gehört das vorliegende Glasgemälde zu einer Scheibenserie. Während dasselbe die Anbetung der Könige zum Thema hat, zeigen diejenige in Spiez die Bekehrung Sauls und diejenige in Zürich die klugen und törichten Jungfrauen. Für die Darstellungen der Königsanbetung und der Bekehrung Sauls verwendete der Glasmaler als Vorlage die Kupferstiche aus der weitverbreiteten Bilderbibel des Matthäus Merian des Älteren, die zunächst ohne Bibeltext (1625–27 aufeinanderfolgend, ab 1627 als vollständige Exemplare) und ab 1630 mit dem Luthertext in Frankfurt erschienen war.
Wegen eines Notbleies lässt sich der Name des Stifters nicht sicher auflösen (Duss, Dyss?). Laut der Inschrift war dieser Waisenvogt und Gerichtsangehöriger, und zwar offenbar irgendwo im Berner Oberland. Darauf deutet die Provenienz der Auftraggeber der beiden anderen Glasgemälde. Peter Schläppi und seine Frau Anna Rieben entstammten nämlich Familien aus der Lenk im Simmental. Einer Simmentaler Familie gehörte vermutlich auch Andreas Zeller an.
Aufgrund der Herkunft der Stifter ist davon auszugehen, dass diese ihre drei Glasgemälde 1719 an einen Ort im Berner Oberland verehrten. Ob damals in Thun noch eine Glasmalerwerkstatt existierte, weiss man nicht. Es ist denn auch ohne weiteres möglich, dass die Auftraggeber mit der Herstellung ihrer Stiftungen Andreas Fueter (1660–1742) betrauten, der 1719 in Bern noch eine Glasmalerwerkstatt betrieb. Stilistisch lassen sich die drei Scheiben jedenfalls durchaus in dessen Schaffen integrieren.
Datierung
1719
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1889 Schlossmuseum Thun
Inventarnummer
Inv. 2764