Forschung
Johann (Hans) Rudolf Sinner (19.3.1658–23.6.1742) war ein Sohn des Johann Rudolf (1632–1708) und der Katharina Hackbrett. 1685 verheiratete er sich in Bümpliz mit Johanna Margaretha Jenner, einer Tochter des bernischen Grossrats und Vogts zu Saanen Daniel Jenner und der Elisabeth von Werdt. 1691 trat er in den Grossen Rat in Bern ein und wurde 1696 Grossweibel. Johann Rudolf Sinner amtete 1699–1705 als Landvogt in Lenzburg, 1712–1742 als Kleinrat sowie 1716–1722 als Deutschseckelmeister. Zweimal war er Kandidat für das höchste politische Amt des Schultheissen. Sinner weilte öfters als Gesandter zu den Tagsatzungen in Baden, zum Bischof von Konstanz und zu den Tagungen der reformierten Kantone in Aarau (HBLS 6/1931, S. 378; HLS 11/2012, S. 527).
Die Scheibe stammt gemeinsam mit drei anderen im Bernischen Historischen Museum befindlichen Scheiben (BHM Bern, Inv. 403–404, 406) aus dem Zehnthaus für das Gericht Ligerz in Bipschal (Bévesier), einer Häusergruppe und ehemaligen Rebbausiedlung zwischen Ligerz und Twann am Bielersee (Amtsbezirk Nidau). Unter diesen entspricht der vorliegenden Scheibe diejenige von Johann Anton VI. Tillier (BHM Bern, Inv. 406) weitgehend. Alle vier weisen enge Parallelen zu den Scheiben Thuns in der Kirche Hilterfingen (1728) und Berns in der Kirche Grafenried (1716) auf, die auf Entwürfen Johann Rudolf Hubers beruhen. Auch die Radierung nach einer Zeichnung Hubers in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich legt die Nähe zur vorliegenden Serie dar (Kehrli 2010, Abb. 50).
Ausführender Glasmaler dieser Scheiben war wohl Hans Jörg III. Wannenwetsch aus Basel, der 1704 nach einem Entwurf Hubers wahrscheinlich auch die heute im Bernischen Historischen Museum befindliche Bernscheibe (BHM Bern, Inv. 5649) für die Kirche Heimiswil anfertigte und dem die Thuner Stadtscheibe in Hilterfingen nach einem Riss Johann Rudolf Hubers zugeschrieben wird. Darauf deuten zumindest die stilistischen Übereinstimmungen.
Datierung
1719
StifterIn
Sinner, Johann (Hans) Rudolf (1658–1742), Deutschseckelmeister
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Inventarnummer
BHM 405