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BE_6440: Wappenscheibe Sigisbert (Zipert) von Rungs
(BE_Bern_BHM_17384)

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Titel

Wappenscheibe Sigisbert (Zipert) von Rungs

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1615
Masse
36.4 x 30.4 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor gelbem, schnurverziertem Grund steht der Stifter in blauer Kleidung und mit einem Federhut bedeckt neben seinem Vollwappen. Er ist mit Schwert und Schweizerdolch bewaffnet und hält in seiner Rechten einen Kommandostab. Hinter ihm erheben sich zwei Rahmenpfeiler und eine rote Mittelsäule als Träger eines eingezogenen blauen Flachbogens. Das Oberbild zeigt den Stifter hoch zu Ross beim Aufzug als Landvogt in Begleitung zweier Halbartiere sowie eines Trommlers und Pfeifers. Das Podium mit der Stifterinschrift am Scheibenfuss ist z. T. mit alten Flickstücken durchsetzt.

Iconclass Code
11(+5) · christliche Religion (+ Stifter, Bittsteller, mit oder ohne Schutzheilige(n))
44B192 · Zepter, Herrscherstab (als Symbol der obersten Gewalt)
44D4 · Beamter, Staatsdiener (generell)
45B · der Soldat; Soldatenleben
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46C131 · auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
46E525 · (Triller-)Pfeife (akustische Signale)
48C7341 · Trommel
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Sigisbert (Zipert) von Rungs

Inschrift

Ziprian Sperta Genantt von Run...(Runcks?) / Der Zÿtt Landvogtt zue Maÿenveldtt / 1615.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere alte Flickstücke in der Fusszone; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe; der Wappenlöwe mit Schablone ausgespart.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Sigisbert oder Zipert von Rungs (Runks) († 21.7.1656) entstammte einer im Bündner Oberland verbreiteten Familie, deren Name sich von dem Lokalnamen Runcs ("runca"= ausgereutete Stätte; zu deutsch "Rüti" oder "Reuti") ableitet (eventuell Runs, Rungs in der Gemeinde Camuns). Er dürfte um 1580/90 geboren worden sein und war in Truns ansässig. Der auch "Spass" oder "Sperta" (romanisch für "geschwind") Genannte war zunächst in fremden Diensten tätig und diente darauf als Landammann von Disentis, 1615–1617 als Landvogt von Maienfeld, 1618 als Gerichtsschreiber beim Strafgericht von Thusis und 1620/21 als Landrichter des Grauen Bundes. Später trat der spanischgesinnte von Rungs als Offizier in spanische Dienste. 1656 fiel er in der Schlacht bei Valenza im Herzogtum Mailand (HBLS 5/1929, S. 757; Collenberg 1999, S. 46). Sigisbert von Rungs stiftete als Landvogt zu Maienfeld auch eine breitrechteckige Scheibe, auf der er sich ähnlich wie hier im Festkleid mit dem Streitkolben neben seinem Wappen darstellen liess (ehem. Sammlung Bremen Krefeld, 2004 veräussert; Bremen 1964, S. 87–88, Nr. 46; heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Inv.-Nr. MM 927), sowie 1626 eine kleine Rundscheibe (Maissen 1980, S. 34f.). Sein Wappen findet sich zudem als Wandmalerei im Landrichtersaal des Klosterhofs in Truns (ASA 1935, S. 77–80; Maissen 1980, S. 34f.). Sicher ist auch das Stifterbild und das mit den Initialen S.v.R. bezeichnete Wappen auf dem Rosenkranzbild im der St. Jakobskapelle in Breil/Brigels von 1626 auf Sigisbert von Rungs zu beziehen. Statt der ansonsten belegten zwei Löwen trägt das Wappen des Landvogtes auf der vorliegenden Scheibe ebenso wie auf der Scheibe der Sammlung Bremen nur einen silbernen Löwen auf grünem Grund. Das ansprechende Stück, das im Oberbild sicher den Aufritt des Landvogtes zu seinem Amt darstellt, dürfte in einer bislang unbekannten Graubündner Glasmaler-Werkstatt entstanden sein.

Datierung
1615
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1899 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1899 Sammlung Richard Challande, Bern

Inventarnummer
BHM 17384

Bibliografie und Quellen

Literatur

Illustrirter Katalog der vereinigten Antiquitätensammlung der verstorbenen Herren Oberst Js. Challande in Rorschach und Hauptamnn J. Williamm in Zürich. Versteigerung in Rorschach am Bodensee den 3. Aug. 1885 und die folgenden Tage, Frauenfeld 1885, Nr. 65.

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern pro 1899, Bern 1900, S. 60.

Vgl.

Chr. Schmidt, Kanton Graubünden, Truns, Landrichtersaal im Kosterhof, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA) NF 37/1935.

Walther Bremen, Die alten Glasgemälde und Hohlgläser der Sammlung Bremen in Krefeld, Katalog, Köln/Graz 1964.

Augustin Maissen, Die Wappenscheibe des Landrichters Sigisbert von Rungs (1629), in: Archivum heraldicum, Bulletin 1980, Nrn. 3–4, S. 34–36.

Adolf Collenberg, Die Bündner Amtsleute in der Herrschaft Maienfeld 1509–1799 und in den Untertanenlanden Veltin, Bormio und Chiavenna 1512–1797, Separatdruck aus dem Jahrbuch der Historischen Gesellschaft von Graubünden 1999.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9231 (Joseph Laurer, Chur)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_17384
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1899 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_6440
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema