Forschung
Sigisbert oder Zipert von Rungs (Runks) († 21.7.1656) entstammte einer im Bündner Oberland verbreiteten Familie, deren Name sich von dem Lokalnamen Runcs ("runca"= ausgereutete Stätte; zu deutsch "Rüti" oder "Reuti") ableitet (eventuell Runs, Rungs in der Gemeinde Camuns). Er dürfte um 1580/90 geboren worden sein und war in Truns ansässig. Der auch "Spass" oder "Sperta" (romanisch für "geschwind") Genannte war zunächst in fremden Diensten tätig und diente darauf als Landammann von Disentis, 1615–1617 als Landvogt von Maienfeld, 1618 als Gerichtsschreiber beim Strafgericht von Thusis und 1620/21 als Landrichter des Grauen Bundes. Später trat der spanischgesinnte von Rungs als Offizier in spanische Dienste. 1656 fiel er in der Schlacht bei Valenza im Herzogtum Mailand (HBLS 5/1929, S. 757; Collenberg 1999, S. 46). Sigisbert von Rungs stiftete als Landvogt zu Maienfeld auch eine breitrechteckige Scheibe, auf der er sich ähnlich wie hier im Festkleid mit dem Streitkolben neben seinem Wappen darstellen liess (ehem. Sammlung Bremen Krefeld, 2004 veräussert; Bremen 1964, S. 87–88, Nr. 46; heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Inv.-Nr. MM 927), sowie 1626 eine kleine Rundscheibe (Maissen 1980, S. 34f.). Sein Wappen findet sich zudem als Wandmalerei im Landrichtersaal des Klosterhofs in Truns (ASA 1935, S. 77–80; Maissen 1980, S. 34f.). Sicher ist auch das Stifterbild und das mit den Initialen S.v.R. bezeichnete Wappen auf dem Rosenkranzbild im der St. Jakobskapelle in Breil/Brigels von 1626 auf Sigisbert von Rungs zu beziehen. Statt der ansonsten belegten zwei Löwen trägt das Wappen des Landvogtes auf der vorliegenden Scheibe ebenso wie auf der Scheibe der Sammlung Bremen nur einen silbernen Löwen auf grünem Grund. Das ansprechende Stück, das im Oberbild sicher den Aufritt des Landvogtes zu seinem Amt darstellt, dürfte in einer bislang unbekannten Graubündner Glasmaler-Werkstatt entstanden sein.
Datierung
1615
StifterIn
Rungs, Sigisbert (Zipert) von (um 1580/90–1656), Landvogt Maienfeld
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1899 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1899 Sammlung Richard Challande, Bern
Inventarnummer
BHM 17384