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BE_6786: Wappenscheibe Gilian (Ägidius) Stürler
(BE_Bern_vonWattenwyl_Stürler)

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Titel

Wappenscheibe Gilian (Ägidius) Stürler

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1573
Masse
34.5 x 20. cm im Licht
Standort
Lage
Béatrice-v.-Wattenwyl-Haus, Speisezimmer
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen von Gilian Stürler erhebt sich vor dem mit dem Stifternamen beschrifteten Podium, auf dem die reich mit Masken geschmückte Rahmenarchitektur fusst. Diese besteht aus grünen Doppelstützen (Pfeiler mit vorgelegten Balustersäulen), deren blauen Kapitelle einen roten Dreipassbogen tragen. Das Oberbild in Grisaille- und Silbergelbmalerei zeigt einen Reiter mit seinen Hunden bei der Hirschjagd im Wald.

Iconclass Code
43C111241 · Hirschjagd
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gilian Stürler

Inschrift

H. Gilgenn Sturler. 1573.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Im roten Bogen ein kleines Zwickelstück rechts neben der zentralen Maske neu ergänzt (Conrad von Mandachs Angaben zu Erhaltungszustand sind unzutreffend; s. u.); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Offenbar war die Scheibe von Anfang an oben abgeschrägt, hat doch der Glasmaler die Oberbildkomposition dieser Schräge angepasst (die Baumkronen verlaufen durchwegs dem schrägen Rand entlang).
Restaurierungen
2008 Martin Halter, Bern: Sicherung von Sprüngen am oberen rechten Rand.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Gilian Stürler († 25.12.1570), der Sohn des Hans, amtete als Vogt seit 1547 zu Ripaille, seit 1553 zu St. Johannsen und seit 1563 zu Saanen. 1570, das heisst kurz vor seinem Tod, ernannte man ihn in Bern zum Grossrat (HBLS 6/1931, S. 587). Seit 1542 war er in Bern mit Anna von Mülinen, die Tochter Hans Albrechts und der Margaretha von Freiberg, verheiratet (Kessel 2015). Er war der Vater Abraham Stürlers, von dem das Bernische Historische Museum eine Scheibe von 1601 besitzt (BHM Bern, Inv. 14668).

Weil Gilian Stürler 1570 starb, vermuten Anna Maria Cetto und Paul Hofer, dass es sich bei der letzten Ziffer der Jahreszahl, der "3", um eine falsch ergänzte Zahl handelt und dass an ihrer statt eine "1" stehen sollte. Ihnen zufolge hätte Stürler die Scheibe somit noch selbst in Auftrag gegeben, ihre Vollendung aber nicht mehr erlebt. Das kleine Glasstück in der Ecke unten rechts mit der "3" ist jedoch keine Ergänzung, sondern ein Originalteil. Das Glasgemälde gelangte demnach drei Jahre nach dem Tod des Wappeninhabers zur Ausführung, das heisst man hat es mit einer vermutlich durch Anna von Mülinen, der Witwe Stürlers, veranlassten Nachstiftung zu tun.

Im Stil, d. h. insbesondere in der Behandlung der dekorativ verschlungenen Helmdecke und in der Wiedergabe der Wappen vor farblosem, durch Rollwerkzargen abgegrenztem Grund, ähnelt das vorliegende Glasgemälde auffällig der Wappenscheibe Benedikt Nägelis aus dem Jahr 1572 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 18114). Ähnliche Stilmerkmale besitzen auch die sich in Berner Privatbesitz befindende Wappenscheibe Georg Thormanns von 1570 (BE_8994) sowie die 1572 datierte Wappenscheibe Niklaus von Scharnachtals, die sich ehemals in der Sammlung von Oberst von Tscharner befand (Scheidegger 1947, S. 126, Nr. 96; SNM Zürich, Foto 12287). Diese vier wohl der gleichen Hand entstammenden Glasgemälde lassen sich am ehesten mit Arbeiten des Berner Glasmalers Hans Jakob Hübschi vergleichen. In der Gestaltung ihrer Helmdecken beispielsweise erinnern sie an die von Hübschi signierte Wappenscheibe Niklaus Manuels des Jüngeren im Berner Münster von 1582 (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 307, 308) oder an die ihm zugewiesene Allianzwappenscheibe Albrecht Manuels von 1608 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 18115). Obwohl sie zu Hübschis Werk gewisse Stilanalogien besitzen, lässt sich dieser Berner Meister jedoch nicht mit Sicherheit als Schöpfer für sie in Anspruch nehmen. In welcher Werkstatt sie entstanden, muss somit offen bleiben.

Datierung
1573
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kunstsammlung Schweizerische Eidgenossenschaft, Depositär: Von-Wattenwyl-Haus Bern

Inventarnummer
vW 156

Bibliografie und Quellen

Literatur

Conrad von Mandach, Führer durch das "Beatrice von Wattenwyl-Haus" an der Junkerngasse 59 in Bern, Bern 1935, S. 8 (mit Angabe "Wappen und anderes ergänzt").

Anna Maria Cetto/Paul Hofer, Das Beatrice von Wattenwyl-Haus in Bern, Bern 1964, S. 56.

Vgl.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern-Bümpliz 1947.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2015 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F22016&main_person=I65201; 11.11.2015].

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, Neg. 3040 (Foto Hans Stebler, Bern)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_vonWattenwyl_Stürler
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bern
Eigentümer*in

Kunstsammlung Schweizerische Eidgenossenschaft, Depositär: Von-Wattenwyl-Haus Bern

Inventar

Referenznummer
BE_6786
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016