Research
Gilian Stürler († 25.12.1570), der Sohn des Hans, amtete als Vogt seit 1547 zu Ripaille, seit 1553 zu St. Johannsen und seit 1563 zu Saanen. 1570, das heisst kurz vor seinem Tod, ernannte man ihn in Bern zum Grossrat (HBLS 6/1931, S. 587). Seit 1542 war er in Bern mit Anna von Mülinen, die Tochter Hans Albrechts und der Margaretha von Freiberg, verheiratet (Kessel 2015). Er war der Vater Abraham Stürlers, von dem das Bernische Historische Museum eine Scheibe von 1601 besitzt (BHM Bern, Inv. 14668).
Weil Gilian Stürler 1570 starb, vermuten Anna Maria Cetto und Paul Hofer, dass es sich bei der letzten Ziffer der Jahreszahl, der "3", um eine falsch ergänzte Zahl handelt und dass an ihrer statt eine "1" stehen sollte. Ihnen zufolge hätte Stürler die Scheibe somit noch selbst in Auftrag gegeben, ihre Vollendung aber nicht mehr erlebt. Das kleine Glasstück in der Ecke unten rechts mit der "3" ist jedoch keine Ergänzung, sondern ein Originalteil. Das Glasgemälde gelangte demnach drei Jahre nach dem Tod des Wappeninhabers zur Ausführung, das heisst man hat es mit einer vermutlich durch Anna von Mülinen, der Witwe Stürlers, veranlassten Nachstiftung zu tun.
Im Stil, d. h. insbesondere in der Behandlung der dekorativ verschlungenen Helmdecke und in der Wiedergabe der Wappen vor farblosem, durch Rollwerkzargen abgegrenztem Grund, ähnelt das vorliegende Glasgemälde auffällig der Wappenscheibe Benedikt Nägelis aus dem Jahr 1572 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 18114). Ähnliche Stilmerkmale besitzen auch die sich in Berner Privatbesitz befindende Wappenscheibe Georg Thormanns von 1570 (BE_8994) sowie die 1572 datierte Wappenscheibe Niklaus von Scharnachtals, die sich ehemals in der Sammlung von Oberst von Tscharner befand (Scheidegger 1947, S. 126, Nr. 96; SNM Zürich, Foto 12287). Diese vier wohl der gleichen Hand entstammenden Glasgemälde lassen sich am ehesten mit Arbeiten des Berner Glasmalers Hans Jakob Hübschi vergleichen. In der Gestaltung ihrer Helmdecken beispielsweise erinnern sie an die von Hübschi signierte Wappenscheibe Niklaus Manuels des Jüngeren im Berner Münster von 1582 (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 307, 308) oder an die ihm zugewiesene Allianzwappenscheibe Albrecht Manuels von 1608 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 18115). Obwohl sie zu Hübschis Werk gewisse Stilanalogien besitzen, lässt sich dieser Berner Meister jedoch nicht mit Sicherheit als Schöpfer für sie in Anspruch nehmen. In welcher Werkstatt sie entstanden, muss somit offen bleiben.
Dating
1573
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Kunstsammlung Schweizerische Eidgenossenschaft, Depositär: Von-Wattenwyl-Haus Bern
Inventory Number
vW 156