Forschung
Diese Scheibe der Stadt und jene des Klerus (FR_55) waren vor dem Ankauf in das Chorfenster der Kollegiatskirche Romont mit den anderen mittelalterlichen Scheiben eingebaut und durch die Umrahmung mit diversen Glasgemäldefragmenten auf die Breite der Fenster vergrössert worden (Alte Aufnahmen im Fotoarchiv des MAHF; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 54.1 und 55.1). Erst bei der Restaurierung der Glasgemälde wurden sie wieder isoliert.
Der ursprüngliche Standort der Stadtscheibe Romont und der zugehörigen Scheibe des Klerus ist bis heute unklar. Das Ratsregister von Romont vermeldet keine Fenster- und Wappenstiftung der Stadt in diesem Jahr. In den Stadtrechnungen findet sich jedoch ein Eintrag, wonach 1572 der Romonteser Glaser Jean Guex im Auftrag der Edlen und Bürger dem Klerus ein Glasfenster in ihr Haus lieferte. Das Fenster kostete die Stadt sechs Pfund, von einer Wappenscheibe ist jedoch keine Rede (AC Romont, comptes de la ville 1572, p. 11). Ob die vorliegende, bögige, d. h. relativ grossformatige Scheibe und ihr Gegenstück, die noch leicht grössere Klerusscheibe, tatsächlich für das Pfarrhaus oder schon immer für die Kollegiatskirche gedacht waren, bleibt also fraglich.
In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums werden die Scheiben dem Freiburger Glaser Wilhelm Heimo zugeschrieben. Wilhelm Heimos Tätigkeit als Glasmaler ist aber fraglich, während jene des Glasmalers Peter von Wyler in dieser Zeit völlig unbekannt bleibt. Peter Farisa, der zeitlich ebenfalls in Frage käme, war sicher nur Glaser. Bernhard Anderes wies das Werk aufgrund eines Eintrages in den Seckelmeisterrechnungen Freiburgs dem Glasmaler Peter von Grissach zu, der 1572 im Auftrag der Stadt eine Wappenscheibe in das Wirtshaus St. Georg von Romont lieferte (Nachlass Anderes im Vitrocentre Romont. Vgl. StAF SR 340, fol. 84v. s. Bergmann 2014. Bd. 2. Anhang). Der Glaser Peter Farisa schuf dazu das Fenster. Aus der Tatsache, dass Grissach eine Stadtscheibe Freiburgs für ein Gasthaus in Romont schuf, lässt sich zwar kein Rückschluss auf seine Arbeit im Auftrag des Klerus von Romont für einen anderen Ort, nämlich die dortige Kirche oder das Pfarrhaus (vgl. FR_54), ziehen. Dennoch darf man Peter von Grissach als möglichen Glasmaler der vorliegenden Scheibe in Betracht ziehen, war er doch 1571 noch der führende Meister in der Stadt Freiburg, auch wenn Hans Ulrich Heinricher ebenfalls um 1571 eine Werkstatt eröffnet haben dürfte. Dem Meister, der die Scheiben in Romont schuf, darf man aus Gründen des Stil- und Schriftenvergleichs auch die Wappenscheibe des Abtes Jakob Müllibach aus dem Jahr 1570 zuschreiben, die allerdings nur durch ein altes Schwarzweiss-Foto überliefert ist (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 56.1).
Datierung
1571
Eingangsdatum
1891
Schenker*in / Verkäufer*in
Max de Techtermann, Freiburg
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Kirche Romont 1890 von der Gemeinde an Max de Techtermann verkauft, der die Glasgemälde unmittelbar danach (1891) an die Historische Gesellschaft des Kantons Freiburg weiterverkaufte. Seit 1964 Depositum in der Kollegiatskirche Romont.
Inventarnummer
MAHF 3460