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FR_55: Wappenscheibe des Klerus von Romont 1571
(FR_Freiburg_MAHF_FR_55)

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Titel

Wappenscheibe des Klerus von Romont 1571

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1571

Ikonografie

Beschreibung

Unter einem flachen roten Bogen mit Scheitelrosette flankieren zwei Engel den Wappenschild des Klerus von Romont. Der Engel links ist im Profil mit grünen Flügeln und dunkelblauem Mantel wiedergegeben und hält die Tartsche an der linken oberen Ecke. Der Engel in Frontalansicht rechts mit violetten Flügeln trägt einen grünen Mantel über der Albe und hält in der linken Hand einen Palmzweig. Er präsentiert mit der Rechten über dem Wappenschild ein verschlungenes, zum Teil ergänztes Schriftband mit dem lateinischen Wort aus dem Matthäusevangelium 28, 20: “Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt”.

Iconclass Code
11G · Engel
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Klerus Romont: In Rot ein silbernes Ziborium.

Inschrift

Stifterinschrift: Clerus Rotundim͞otis. Anno do͞ni. 1.5.71.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Flickstücke bzw. Ergänzungen mit altem Glas für den Hintergrund, ebenso in den beiden Rahmensäulen. Ebenfalls ergänzt ein Teil des Schriftbandes, eventuell die Rosette. Verkratzt. Korrosionsspuren und Schwarzlotverluste. Im linken Inschriftenteil Reste von rötlichem Lot.
Restaurierung: 1901/02: Kirsch & Fleckner, Freiburg: Entfernung der alten Füllstücke, die als Flickstücke in die Scheibe Kleli (FR_100) eingesetzt wurden (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 55.1).

Technik

Farbloses, grünes, hellviolettes, rotbraunes, hellblaues und dunkelblaues Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb. Stellenweise Brandmarke: o.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Romont besass zu Anfang des 16. Jahrhunderts eine grosse Anzahl von Klerikern, die sich 1513 ihre Statuten selbst gaben. Gleichzeitig bemühte sich der Klerus von Romont um die Gründung eines Kollegiatskapitels und erhielt dazu 1515 die Zustimmung des Herzogs Karl II. von Savoyen, der ihm 1516 die Patronatsrechte der Pfarrkirche übertrug. Papst Leo X. bestätigte jedoch die Gründung des Kapitels nie in rechtlicher Form, auch wenn er mit den Inkorporationsbullen der Pfarrpfründe von Cudrefin (31.7.1516) und der Pfarrpfründe von Romont (8.11.1519) die materiellen Voraussetzungen dafür schuf (vgl. Dellion X, 1899. S. 399–408; HBLS V, 1929. S. 693; DHBS V, 1930. S. 547/548; Jäggi 1994. S. 146–147. 1404 war die Priesterschaft dank der steten Gründung von Kapellen und Benefizien von ursprünglich ein oder zwei und dem Pfarrer schon auf zwanzig Mitglieder gestiegen). Bis ins 19. Jahrhundert scheinen sich die Priester auch nicht Kanoniker genannt zu haben (Defferrard/Fernandez 2012. S. 36). Der Klerus zog den Zehnten ein, besass Weinberge im Lavaux und Pfarrstellen in Villaz-St-Pierre, Siviriez und Attalens sowie ein Haus in Freiburg und das dortige Bürgerrecht. Das Wappen mit dem Ziborium auf rotem Grund findet sich schon auf einem Siegel des späten 15. Jahrhunderts und ebenfalls auf dem Dorsale des Zelebrantensitzes von 1515 in der Kollegiatskirche in Romont (Diesbach 1891, pl. XVIII). Hier hat es eher die Form bzw. Ausprägung einer Monstranz mit dem Schauglas für die Hostie in seiner Mitte.
In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums ist die vorliegende Scheibe dem Freiburger Glaser Wilhelm Heimo zugeschrieben. Wilhelm Heimos Tätigkeit als Glasmaler ist aber fraglich, während jene des Glasmalers Peter von Wyler in dieser Zeit völlig unbekannt bleibt. Peter Farisa, der zeitlich ebenfalls in Frage käme, war sicher nur Glaser. Bernhard Anderes wies das Werk aufgrund eines Eintrages in den Seckelmeisterrechnungen Freiburgs dem Glasmaler Peter von Grissach zu, der 1572 im Auftrag der Stadt eine Wappenscheibe in das Wirtshaus St. Georg von Romont lieferte (Nachlass Anderes im Vitrocentre Romont. Vgl. StAF SR 340, fol. 84v. s. Bergmann 2014. Bd. 2. Anhang). Der Glaser Peter Farisa schuf dazu das Fenster. Aus der Tatsache, dass Grissach eine Stadtscheibe Freiburgs für ein Gasthaus in Romont schuf, lässt sich zwar kein Rückschluss auf seine Arbeit im Auftrag des Klerus von Romont für einen anderen Ort, nämlich die dortige Kirche oder das Pfarrhaus (vgl. FR_54), ziehen. Dennoch darf man Peter von Grissach als möglichen Glasmaler der vorliegenden Scheibe in Betracht ziehen, war er doch 1571 noch der führende Meister in der Stadt Freiburg, auch wenn Hans Ulrich Heinricher ebenfalls um 1571 eine Werkstatt eröffnet haben dürfte. Dem Meister, der die Scheiben in Romont schuf, darf man aus Gründen des Stil- und Schriftenvergleichs auch die Wappenscheibe des Abtes Jakob Müllibach aus dem Jahr 1570 zuschreiben, die allerdings nur durch ein altes Schwarzweiss-Foto überliefert ist (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 56.1).

Datierung
1571
Eingangsdatum
1891
Schenker*in / Verkäufer*in

Max de Techtermann, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Aus der Kirche Romont 1890 von der Gemeinde an Max de Techtermann verkauft, der die Glasgemälde unmittelbar danach (1891) an die Historische Gesellschaft des Kantons Freiburg weiterverkaufte. Nach seiner erneuten Deponierung in der Kollegiatskirche Romont 1964 verschwand das Glasgemälde auf ungeklärte Weise und wurde im Jahr 2000 aus dem Freiburger Kunsthandel neu angekauft.

Inventarnummer
MAHF 3452

Bibliografie und Quellen

Literatur

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 6, 1899 (Séance du 23 avril 1891). S. 310.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 207.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 5 (7me fenêtre).

Dubois 1940/II. S. 54–55.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 55.

Vgl.

Max de Diesbach. Boiserie sculptée (Eglise de Romont). In: Fribourg Artistique à travers les âges 1891, pl. XVIII.

Dellion, Apollinaire R. P. et François Porchel. Dictionnaire historique et statistique des paroisses catholiques du Canton de Fribourg. Suivi du Répertoire du dictionnaire par Pierre de Zurich. 12 Bde. Genève 1994 (Reprint der Ausgabe 1884–1902). Bd. X, 1899. S. 399–408.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS). 7 Bde. und Suppl. Neuenburg 1921–1934.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS). 7 vol. et suppl. Neuchâtel 1921–1933.

Jäggi, Peter. Untersuchungen zum Klerus und religiösen Leben in Estavayer, Murten und Romont im Spätmittelalter (ca. 1300–ca. 1530). Einsiedeln 1994. S. 126–129, 144–147.

Defferrard, Florian et Antonio Heredia Fernandez (avec la collaboration de François Guex et Romain Jurot). Des clercs et des livres. Le catalogue de la Bibliothèque du Clergé de Romont (1478–1900). (Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg, n. s. 10) Fribourg 2012. S. 31–59.

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Seckelamtsrechnungen (SR).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6361, 137332 (Detail Inschrift)

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_55
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_55
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe des Klerus von Romont 1571