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FR_95: Standesscheibe Freiburg 1622
(FR_Freiburg_MAHF_FR_95)

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Titel

Standesscheibe Freiburg 1622

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Wäber, Johann · zugeschrieben
Datierung
1622

Ikonografie

Beschreibung

Vor der Sockelzone mit der Stifterinschrift in geteilter blauer Rollwerkkartusche und einem puttenkopfverzierten grünen Rollwerkzwickel stehen die von Reichswappen und Reichskrone überhöhten und geneigten Schilde der Stadt Freiburg. Die beiden Stadtheiligen Nikolaus und Katharina begleiten die Wappenpyramide vor grünem Rankengrund. Der hl. Bischof links trägt über der Albe eine blau gemusterte Dalmatika und ein changierendes violettes Pluviale mit vierpassförmiger Pektoralschliesse. Sein nimbiertes Haupt ziert eine weisse Mitra. Den Bischofsstab in der Rechten, hält der hl. Nikolaus das Buch mit den drei goldenen Kugeln. Die hl. Katharina rechts ist in ein weisses Kleid und einen roten Mantel gekleidet. Die gekrönte Prinzessin liest in einem aufgeschlagenen Buch und hält Schwert und Märtyrerpalme in der Linken. Zu ihren Füssen ragt das Rad hinter der Wappenpyramide hervor. Die Rahmenarchitektur ist durch zierendes Bandelwerk und Fruchtbouquets im oberen Teil verunklärt. Über dem roten Rollwerkarchitrav erscheint im Wolkenkranz die Allegorie der Gerechtigkeit (Justitia) mit verbundenen Augen, Schwert und Waage zwischen vier Herrschern mit Zepter. Links steht die Muttergottes mit dem Kind als Himmelskönigin in einem umwölkten Strahlenkranz, rechts die hl. Barbara mit Kelch und Märtyrerpalme in freier Landschaft, rechts aussen beschliesst der Turm als Attribut der Prinzessin die Komposition.

Iconclass Code
11F4 · Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind
11H(NICHOLAS) · der Bischof Nikolaus von Myra (oder Bari); mögliche Attribute: Anker, Boot, drei goldene Kugeln (auf einem Buch), drei Geldbörsen, drei Kinder in einer Wanne, drei Mädchen
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
11HH(CATHERINE) · Katharina von Alexandrien, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Krone, Kaiser Maxentius, Palmwedel, Ring, Schwert, Rad
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44B1 · Herrscher, Landesherr
44B112 · Kaiser
44B113 · König
44B114(SULTAN) · anderer Landesherr (SULTAN)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freiburg: Geteilt von Schwarz und Silber.
Reichswappen: In Gold ein nimbierter und goldbewehrter schwarzer Doppeladler.

Inschrift

Stifterinschrift: Die lobliche / Statt Frÿburg / Ano. 1622.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie. Wenige Sprünge. Violette Schmelzfarben stellenweise abgefallen. Ein Flickstück und drei Ergänzungen (Im Journal du Musée III, 1899 von Max de Techtermann als stark beschädigt und ergänzt beschrieben, was sich offenbar auf die zahlreichen Sprünge bzw. Notbleie bezieht).
Restaurierung: 1900: Kirsch & Fleckner, Freiburg.

Technik

Farbloses, grünes, hellblaues, gelbes und rotbraunes Glas. Rotes Überfangglas, z. T. mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb, Eisenrot sowie blauen, violetten und grünen Schmelzfarben. Reiche Schmelzfarbenpalette. Originelle Farbverbindungen mit Silbergelb, violetten und blauen Schmelzfarben auf hellblauem Glas.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Maria und Barbara zählen wie Nikolaus und Katharina zu den Schutzheiligen Freiburgs.
Die Standesscheibe stammt aus der Kirche von Ependes (1624 wurden der Hauptaltar und zwei Nebenaltäre [anlässlich kleinerer Renovationen?] neu geweiht. Waeber1957/II. S. 174). Ihre Stiftung ist in den Seckelamtsrechnungen nicht vermerkt. Sie dürfte dennoch mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Glasmaler Johann Wäber zugeschrieben werden, der 1622 für sechs, 1623 für insgesamt 29 Scheiben von der Stadt bezahlt wurde (In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich findet man gleich zwei Glasmalernamen: Sebastian Schnell und Johann Wäber. Nach Techtermann 1899 Johann Wäber, mit Angaben der Seckelamtsrechnungen). Dellion erwähnt 1886 in der Pfarrkirche von Ependes noch einige Glasgemälde des 17. Jahrhunderts mit den Wappen der Familien Lanther (vgl. FR_20), Mossu usw. (Dellion V, 1886. S. 56). Die Standesscheibe wird dort jedoch nicht explizit aufgeführt.
Mit der Darstellung der Justitia über der Wappenpyramide drückt die Obrigkeit von Freiburg ihre Pflicht aus, die Gerechtigkeit in der Stadt und in den Untertanengebieten mit Nachdruck durchzusetzen. Die allegorische Darstellung besitzt jedoch noch eine tiefere, subtilere Bedeutung, denn sie beruht auf einer Gerechtigkeitsvorstellung, die offenbar im benachbarten konkurrienden Bern besonders ausgeprägt war und dort schon 1543 im Gerechtigkeitsbrunnen zum Ausdruck kommt, einem Werk des Freiburger Bildhauers Hans Gieng (Freiburger Skulptur 2011. Bd. I. S. 310–312). Die Brunnenfigur der Gerechtigkeit steht über vier Büsten, die Kaiser, Papst, Sultan und König darstellen. Sie nimmt somit gleichsam die Stelle und Funktion einer Tugend ein, welche über die Laster triumphiert (vgl. hierzu und zu dem folgenden die hervorragende Zusammenfassung und Analyse bei Schneeberger 2006. S. 158–160). In Bern ist dieses Motiv auch aus zahlreichen Scheiben und Scheibenrissen bekannt. Es wird bereits in dem Entwurf zu einer Berner Gerichtsherrenscheibe Hans Rudolf Manuels aus dem Jahr 1558 aufgenommen (BHM Slg Wyss Inv. 20036.595; Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 180–190, Nr. 189), ebenso findet es sich als Mittelbild in einer Bernischen Scheibe des Anton Wyss, die dieser 1578 als Vogt zu Wangen in die Kirche Aarwangen stiftete (Foto SLM 8254. Scheidegger 1947. S. 128, Nr. 111; Moser 1977. S. 40, 62; Kurmann-Schwarz 1998. S. 398; BE_14) und in einer Scheibe des Gwer (Quirinus) Franz im Bernischen Historischen Museum von 1622 (BHM Inv. Nr. 392; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 89.1; BE_901). Mit einer Scheibenstiftung Hans Stokars und Elisabeth Peyers aus der Hand des St. Galler Glasmalers Andreas Hör ist diese Gerechtigkeitsdarstellung aber auch schon 1562 ausserhalb von Bern nachgewiesen (SLM IN 67/49; Boesch. 1956. S. 17, Nr. 3, Taf. 1, Abb. 5; Schneider 1971. Bd I. S. 107, Nr. 299). Desgleichen dominiert Justitia die Fürsten in einer Rundscheibe des Gerichts Wetzikon von 1586 (Von einem unbekannten Meister. London, Victoria and Albert Museum C 63-1919; Boesch 1954/IV. S. 80–81 mit Abb.), auf einem Scheibenriss Tobias Stimmers (1539–1584) um 1567 (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Inv. XI.264; Tobias Stimmer 1984. S. 424–425, Nr. 265, Abb. 272; Mensger 2009. S. 41–43, Nr. 13; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 89.2) und auf weiteren Rissen und Glasgemälden.
Mit dem Wolkenmotiv, das im Gegensatz zum Berner Gerechtigkeitsbrunnen in den Scheiben stets auftaucht, wird der Bezug zum himmlischen Urteilsspruch hergestellt, den üblicherweise an dieser Stelle der hl. Michael fällt. Die “Göttliche Gerechtigkeit” war während der Reformation in Bern ein politisches Thema, verwies sie doch auf die Gerechtigkeit nach dem Wort Gottes, das mehr galt als ein Fürstenwort (Vgl. Schneeberger 2006. Die Diskussion verbreitete sich offenbar auch über die anderen Orte v. a. des neuen Glaubens). Die göttliche Gerechtigkeit steht über weltlicher Herrschaft, schreitet über die irdischen Herrscher hinweg, ist unabhängig von Rang und Namen und findet das Urteil – normalerweise mit verbundenen Augen – allein durch die Erforschung des Gewissens. Die “Gerechtigkeit für alle” hatte in der von republikanischem Geist geprägten Eidgenossenschaft, die sich der Herrschaft der Feudalherren entzogen hatte, einen folgerichtigen Platz. Bedeutungsvoll und politisch sehr relevant ist hier, dass der Papst – anders als im reformierten Bern – im katholischen Freiburg ausgenommen ist, diesem höchsten geistlichen Fürsten die Autorität in Fragen der Gerechtigkeit also nicht abgesprochen wird. Das Bildmotiv, hier erstmals in einer Freiburger Standesscheibe nachgewiesen, gehörte ganz offensichtlich zum Repertoire der obrigkeitlichen Freiburger Wappenstiftungen in die umliegenden Kirchen und Gemeinden und findet sich auch auf anderen Standesscheiben (FR_89, FR_96).

Datierung
1622
Eingangsdatum
1899/1900
StifterIn

Freiburg, Stand

Schenker*in / Verkäufer*in

Pfarrei Ependes

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Aus der Kirche von Ependes 1899/1900 erworben.

Inventarnummer
MAHF 3491

Bibliografie und Quellen

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6347

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_95
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_95
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Standesscheibe Freiburg 1622