Forschung
Die biblische Szene im Oberbild spielt auf den Namenspatron des erstgenannten Stifters David Müller an. Der Prophet und König Israels David (ca. 1042–979 v. Chr.) war als Musikant an den Hof Sauls berufen worden. Doch der schwermütige und argwöhnische König warf einen Speer gegen den spielenden Jüngling, der als Besieger Goliaths beim Volk so beliebt war. David wich dem Speer zweimal aus, und der König merkte, dass Gott dem Jungen gutgesinnt war. Er schaffte David daher aus seinen Augen und hiess ihn als Hauptmann in den Krieg ziehen. Glück und Erfolg blieben jedoch bei dem jungen David.
Der Stifter David Müller (1600–1667/68) war 1628 Ratsschreiber von Bern, 1632 Gubernator (Vogt) in Payerne und ab 1640 Ratsherr. 1642 wurde er als Landvogt nach Lausanne berufen.
Johann Friedrich Ryhiner stammte aus einem Patriziergeschlecht der Stadt Bern. Der Sohn des Hans Sebastian war rund dreissig Jahre jünger als sein Mitstifter, zu dem sein Verhältnis unbestimmt bleibt. 1630 geboren, wurde er 1664 Landvogt zu Brandis, 1678 zu Trachselwald und kam 1689 in Bern in den Kleinen Rat. Er starb 1705. Eine Scheibe aus dem Jahr 1674, gestiftet von Johann Friedrich Ryhiner, befindet sich noch heute in der Kirche von Langnau im Emmental (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb.137.1). Sie stammt aus der Hand des bekannten Glasmalers Hans Heinrich Laubscher (1605–1684) in Biel (Steiner 1984. S. 50 Abb. S. 51. Foto SLM 10014).
Die Scheibe des Freiburger Museums wurde von Max de Techtermann mit Fragezeichen ursprünglich Hans Wäber zugeschrieben (Archiv MAHF. Livre d'aquisitions; Brief Techtermanns an den Staatsrat und Erziehungsdirektor 18.12.1905, Copies des lettres V, p. 123). Sie trägt jedoch das eindeutige Monogramm des Glasmalers Matthias Zwirn von Bern. Dieser gehörte dort in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts neben Hans Jakob Güder zu den produktivsten seines Gewerbes. Der Glasmaler aus Röthenbach im Emmental (†1681) war 1630 nach Bern gezogen, wo er Bild- und Wappenscheiben v. a. unter Einfluss seines mutmasslichen Lehrers Hans Ulrich I. Fisch aus Aarau schuf (Brun, SKL III. S. 578; Lehmann. In: Thieme-Becker 36, 1947. S. 613–614; Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 25). Nach dem Vorbild Fischs hat sich im Bernischen Historischen Museum eine signierte Berner Standesscheibe von 1650 erhalten (BHM Inv. 20465; Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 57, Abb. 47.3; BE_888). Zwirn war ein stark beschäftigter Meister, der hauptsächlich für die Landbevölkerung arbeitete. Viele seiner Scheiben und Scheibenrisse sind mit seinem Monogramm signiert. Seine Werke finden sich im Bernischen Historischen Museum, in den Kirchen zu Trub (1642), Saanen (1658), Schlosswil (1660), Habkern (1666), Ringgenberg (1670/73), St. Beatenberg (1673), Leissingen (1675/76), Spiez (1676), Kirchenthurnen (1679) und Steffisburg (1681) (Für die Spiezer Scheibe s. Im Schatten des Goldenen Zeitalters 1995. Kat.-Nr. 187). In der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums haben sich mehrere Scheibenrisse seiner Hand erhalten (Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 71–78). Matthias Zwirn schuf auch die Scheiben für das Schützenhaus in Murten (FR_284, FR_285).
Datierung
1659
Eingangsdatum
1905
StifterIn
Müller, David (1600–1667/68) · Ryhiner, Hans Friedrich (1630–1705)
Schenker*in / Verkäufer*in
Antiquar Rodolphe Grumser, Freiburg
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
1905 von Rodolphe Grumser, Antiquar in Freiburg, erworben.
Inventarnummer
MAHF 3289