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Murten besass zwei Fahnen, die 1828 von Engelhard in seiner Murtner Chronik beschrieben werden, das weisse Banner mit rotem Löwen, ebenso die mit einem weissen Kreuz belegte grün-violett geflammte Regimentsfahne (Engelhard 1828. S. 6–7; Sille Maienfisch 1994/95. S. 62). Das erhaltene, in zwei Spitzen zulaufende Auszugsfähnlein Murtens des 16. Jahrhunderts ist in eine obere violette und untere grüne Hälfte geteilt (Sille Maienfisch 1994/95. S. 66). Das rechte Banner der Scheibe dagegen ist von Violett und Grün gespalten. Die Farben waren jene des Grafen Jakob von Romont, dem Yolanda von Savoyen 1471 die Stadt und Herrschaft Murten abgetreten hatte (vgl. FR_54). In diesen Farben hielt sich die Livree der Murtner Stadtbediensteten bis 1823, als man als Stadtfarbe Rot und Weiss annahm. Das Grün-Violett wird aber noch heute neben dem Rot-Weiss gebraucht (Rubli/Stucki 2002. S. 111).
Die Stiftung der Scheibe ist archivalisch leider nicht mit Sicherheit belegt (Die Stadtrechnung 1644 im Stadtarchiv Murten weist zwar eine Zahlung "umb stattwappen" von 85 Pfund aus, jedoch ohne weitere Präzisierung). Laut Überlieferung Engelhards (Freundliche Mitteilung des Murtner Stadtarchivars Markus F. Rubli) stammt die Scheibe jedoch aus dem Neubau des Schützenhauses von 1643, worauf auch das Datum der Scheibe hinweisen dürfte (Vgl. Schöpfer. Kdm FR V. 2000. S. 245; Rubli 2002. S. 111).
Die Murtner Stadtscheibe weist das Monogramm des Berner Glasmalers Matthias Zwirn († 1681) auf (zu seiner Person s. FR_137). Er schuf im gleichen Jahr eine ebenfalls monogrammierte Scheibenstiftung für Jakob Tschachtli und Heinrich Stulz, die beide Schützenmeister des Jahres 1644 in Murten waren. Es ist offensichtlich, dass die Scheibe, die sich heute in einer Privatsammlung in Arnas (F) befindet, ebenfalls aus dem Schützenhaus von Murten stammt, auch wenn sie ein kleineres Format als die Stadtscheibe besitzt (Recensement CV France III 1986. S. 290, Abb. 256. [32,00 x 21,00 cm]; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 284.1). Im Format und Stil ist sie zudem vergleichbar mit der Scheibe Jakob Körbers von 1644, die aus dem gleichen Zusammenhang stammen muss (vgl. FR_285). Die Scheibe Tschachtli/Stulz befand sich im 19. Jahrhundert in der Sammlung Didier Petit in Lyon, die 1843 publiziert und in Paris versteigert wurde (Catalogue Didier Petit 1843). Dort gehörten ihr noch drei weitere Glasgemälde gleicher Zeit und Grösse an. Die Stifter dieser Scheiben waren 1644 “Peter Michod, Bürgermeister und Ratsherr der Stadt Murten”, im gleichen Jahr “Daniel, Vetter Schwant d. Ä. und Daniel Schwant d. J., Bürger zu Murten”, der wohl aus dem Geschlecht der Herrenschwand stammte, und schliesslich 1645 “Johann Jakob Hafner, Bürger zu Murten und Leutnant im Dienst seiner Majestät des Königs von Frankreich und Navarra” (Catalogue Didier Petit 1843. Nr. 327, 329–331; Wartmann 1909. S. 88–89. Die Inschriften im Katalog französisch überliefert, eingedeutscht von Wartmann 1909. Zu den Geschlechtern s. Engelhard 1828. S. 311, 319–321). Der heutige Standort der drei erwähnten Glasgemälde ist leider unbekannt. Unklar ist auch, wieviele Scheiben der ursprüngliche, ins Schützenhaus gestiftete Zyklus umfasste, von dem nun immerhin sechs bekannt geworden sind. Sie werden spätestens bei dem noch heute bestehenden Neubau des Schützenhauses von 1831/32 entfernt und z. T. ins Ausland verkauft worden sein (Vgl. Schöpfer Kdm FR V. 2000. S. 245–247).
Datation
1644
Date d'entrée
Unbekannt.
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Aus dem Schützenhaus Murten.
Numéro d'inventaire
H-IV-8