Forschung
Junker Niklaus von Praroman (um 1523–14.11.1570) war ein Sohn Ursula Falcks (1498–1571) und Petermann von Praromans. Er erbte das Schloss von Barberêche, die Herrschaften von Vulpillière und Vuissens und besass die Mitherrschaft von Cressier (Amman 1923/1924. S. 30; Tremp-Utz 1979/80. S. 37; vgl. FR_237, FR_238). Als junger Mann studierte er zunächst in Freiburg im Breisgau und in Dijon und liess sich anschliessend in Freiburg im Üchtland nieder. Er durchlief eine glänzende militärische Karriere in französischen Diensten, 1552 als Fähnrich in der Kompanie Peterman von Clérys, 1557 als Hauptmann, 1567 als Oberst der zehn Schweizer Fussfähnriche. 1546–1554 gehörte er dem Grossen Rat an, 1554 sass er im Rat der Sechzig, 1555–1564 im Kleinen Rat. 1564–1566 und 1568–1570 amtete er als Schultheiss, 1559–1561 als Klostervogt der Valsainte und 1562–1564 als Bürgermeister von Freiburg. 1564 leitete er die Delegation anlässlich der Bündniserneuerung mit Frankreich. Zudem diente er 1546–1568 als Richter im Stadt-, Land- und Welsch-Appellationsgericht. Niklaus von Praroman war zweimal verheiratet, seit 1546 mit Elisabeth von Wengi, einer Tochter des berühmten Solothurner Schultheissen Niklaus von Wengi, seit 1556 mit Barbara Techtermann (FR_48), Tochter des Ulmann Techtermann und der Isabella von Ligerz (de Gléresse) und Witwe Niklaus Werlys. Als Barbara Techtermann nach seinem Tod zum zweiten Mal Witwe wurde, heiratete sie Hans von Lanthen-Heid (FR_83).
Die der vorliegenden Glasmalerei zugehörige Scheibenstiftung Barbara Techtermanns gelangte 1884 in den Besitz Max de Techtermanns und später ins Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (FR_48, am Ursprungsort in der Pfarrkirche von Barberêche heute durch eine Kopie ersetzt). Sie zeigt im Oberbild eine Jagdszene, die für eine Frauenscheibe ungewöhnlich anmutet. Zwar durfte die noble Ehefrau ihren Mann auf der Jagd begleiten. Gerade im frühen 16. Jahrhundert finden sich auch gemalte Darstellungen des jagenden Ehepaares beispielsweise als Wandgemälde im Saal des Hertensteinhauses in Luzern, um 1517–1519, oder im Haus Englisberg in der Zähringergasse 13 in Freiburg, um 1535 (Das Ehepaar Hans von Englisberg und Ursula vom Stein darstellend. Villiger, Verena in: Chasse 2010. S. 53–61). Auf Allianzwappenscheiben, in denen Männer- und Frauenwappen im Mittelbild vereint sind, findet man ebenfalls solche Gross- und Kleintierjagden, die sich auf das Privileg der Adeligen beziehen, ohne dass die Frau dort als Jagende dargestellt wäre. Bei getrennten Wappenstiftungen des Ehepaares trägt in der Regel die Männerscheibe die Jagdszene und die Frauenscheibe eine „femininere“ Darstellung, beispielsweise Putten (So die Scheibenstiftungen des Ehepaares Martha Tammann und Erasmus von Hertenstein von 1558 im Westkreuzgang des Kloster Muri AG. Hasler 2002. S. 151–152). Ob die Oberbilder der beiden Scheiben von den damaligen Auftraggebern als gemeinsame Bildthemen empfunden und betrachtet wurden, bleibe dahingestellt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Oberbilder des Scheibenpaares vielleicht schon lange vor 1884 bei einer Neuverbleiung vertauscht wurden und die unter Girlanden spielenden Putten der vorliegenden Scheibe ursprünglich zur Scheibe Barbara Techtermanns gehörten (Dagegen mag die Laufrichtung der Jagd sprechen, die sich beim Tausch der Oberbilder nach aussen wenden würde. So aber auch bei FR_237).
Das Motiv dieser Putten findet sich schon auf einer Figurenscheibe mit der Darstellung des hl. Andreas im Musée d’art et d’histoire in Genf (Inv.-Nr. 003435. Deonna 1929. S. 25: aus dem Wallis stammend; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 239.1) und auf einer Scheibe der Stadt La Neuveville im Jahr 1554 im Bernischen Historischen Museum (Inv.-Nr. BHM 380; Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998, S. 31, Abb. 40 [Joseph Gösler zugeschrieben]; BE_849). Sowohl die Scheibe des Niklaus von Praroman als auch die seiner Frau folgen ebenfalls in der Darstellung des Säulenoberteils der Andreasscheibe. Lehmann datierte letztere um 1539 und schrieb sie dem später in Freiburg tätigen Heinrich Ban zu, der damals noch in der Werkstatt Hans Funks in Bern tätig gewesen wäre (Lehmann ASA 1914. S. 327, Abb. 10. Foto SLM 7847). Auf diese Weise sei das Motiv nach Freiburg gelangt. Die Zuweisungen sowohl dieser Genfer Scheibe wie auch der Praroman-Scheibe in Barberêche an einen bestimmten Glasmaler bleiben jedoch hypothethisch, wenn sich auch hinsichtlich letzterer aufgrund der sorgfältigen Zeichnung eher ein Berner Glasmaler anbieten würde (vgl. FR_48; In der Fotothek des Nationalmuseums ist die Scheibe Wilhelm Heimo zugeschrieben).
Datierung
1563
StifterIn
Praroman, Niklaus von (um 1523–1570)
Herstellungsort
Eigentümer*in