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FR_267: Wappenscheibe Pierre de Gruyère 1568
(FR_Greyerz_Schloss_FR_267)

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Titel

Wappenscheibe Pierre de Gruyère 1568

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1568

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Rankengrund schwebt die kleine, kleeblattförmig ausgeschnittene Tartsche mit dem Wappen de Gruyère. Kräftige Pilaster mit vorgestellten Balustersäulen über gekrönten Männerköpfen bilden die Rahmung, ihre greifenkopfgeschmückten Kapitelle tragen den Dreiecksbogen, an dem Festons tief über dem Wappen herabhängen. In den Zwickeln enden mit Blumen besteckte Füllhörner in gekrönten Männerrümpfen. Am Fuss steht zwischen den grünen Podesten die teilweise ergänzte Stifterinschrift.

Iconclass Code
46A122(GRUYERE) · Wappenschild, heraldisches Symbol (GRUYERE)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gruyère: In Rot ein silberner Kranich.

Inschrift

Stifterinschrift: [R.D. PIERRE] DE GRVIRE. 1568. [ergänzt].

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Einzelne Notbleie. Im Damastgrund etwas korrodiert mit Verbräunungen. Schwarzlotverluste v. a. im Damastgrund des Wappens. Zwei Ergänzungen, ein Sprung.

Technik

Farbloses, blaues und grünes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, wenig Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der linke Teil mit dem Titel (R[everendus] D[ominus]) und Vornamen (Pierre) ist – ebenso wie die Ecke des linken Zwickels oben – neueren Datums (Im Vitrocentre in Romont existiert noch eine ältere Aufnahme der Scheibe, welche die Fehlstellen aufzeigt). Die Stifterpersönlichkeit bleibt daher ungewiss. Der Restaurator mag auf stark zerstörte Fragmente zurückgegriffen haben oder die Inschrift frei, historischen Gründen folgend, ergänzt haben. Denn aus dem Grafengeschlecht de Gruyère war Pierre in jener Zeit sicher eine der bedeutenderen Persönlichkeiten und mit dem Ort eng verbunden.
Geboren um 1500, erhielt Pierre 1523 die niederen Weihen. 1538–1555 Prior von Rougemont, wurde er schon 1538 zum apostolischen Protonotar ernannt, studierte 1539–1540 in Paris, wurde 1545 Chorherr in Lausanne, 1544–1577 Pfarrer von Vuisternens-devant-Romont und 1550–1570 von Greyerz. Bereits 1546–1577 stieg er zum Generalvikar der Grafschaft Greyerz auf, wurde 1550–1577 Prior von Broc und amtete ab 1557 als Visitator der Cluniazenserklöster. Der uneheliche Sohn des Grafen Jean I. war ein Onkel des letzten Grafen Michel de Gruyère, den er während seiner zahlreichen Abwesenheiten vertrat und den er eifrig vor dem Ruin zu bewahren suchte (vgl. FR_41). Pierre de Gruyère starb am 11.3.1577 in Greyerz und vermachte der Kirche St. Theodul seine Bibliothek und zahlreiche Paramente. Auf seinem zwischen 1550 und 1554 nachgewiesenen Siegel wird sein Familienwappen mit dem Kranich von einem Protonotariushut überhöht (Vevey 1922/1923/II. S. 25, Abb. 40. Nach Galbreath Armorial I. 1934. S. 313 und Vevey-L'Hardy 1943. S. 12 führt Pierre de Gruyère den mit einem schmalen Balken belegten Kranich schon um 1550 im Wappen). Mit dem Siegelbild gibt er sich klar als Geistlicher zu erkennen, während die Scheibe durch dieses fehlende Element letztlich als Stiftung Pierres ungesichert bleibt, da der wichtigste Teil der Inschrift ergänzt ist. Als Stifter kommen nämlich auch Humbert, Prior von Broc († 1569), oder ein Mitglied der Bastardlinie von Greyerz-Aigremont, Franz († nach 9.8.1563) oder einer seiner Söhne, in Frage (Zu den Nachkommen des Grafen von Greyerz vgl. Hisely 1851–1857. S. 543–557; Vevey-L'Hardy 1943. S. 12–13. Der Stammbaum der Grafenfamilie bei Galbreath, D. L. Sigillographie des comtes de Gruyère. In: AHS/SAH 1923. S. 159).
Der Glasmaler steht in der Nachfolge Heinrich Bans und Lienhard Jerlis. Seine Malweise ist jedoch flüchtiger und unterscheidet sich hier wesentlich auch von der Berner Glasmalerei. Aus rein zeitlichen Gründen liesse sich die Arbeit sowohl Peter von Grissach als auch Peter von Wyler bzw. Hans Reidet zuschreiben. Weil bereits die Eligiusscheibe von 1561 in Romont (FR_293) die gleichen Stilmerkmale und den gleichen Inschriftcharakter aufweist, folglich vom gleichen Glasmaler stammen muss, ist Peter von Grissach jedoch als Autor auszuschliessen, da er sich erst 1567 in Freiburg niederliess. Von anderen Zeitgenossen, wie Franz Gribolet, Peter Farisa, Walthard Füssli oder Wilhelm Heimo hingegen wissen wir nicht genau, ob sie nur Glaser oder auch Glasmaler waren.

Datierung
1568
Eingangsdatum
Unbekannt
Schenker*in / Verkäufer*in

Unbekannt

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Greyerz, Schloss

Inventarnummer
CG 22

Bibliografie und Quellen

Literatur

Sille Maienfisch, Sabine. Die Fahnen des Kantons Freiburg vom 15.–18. Jahrhundert. Inventarisierung und kunsthistorische Einordnung. (Phil. Diss. Bern 1993) In: Vexilla Helvetica 1994/95 (Teil I). S. 93–94, Abb. 57.

Bergmann, Uta. Les vitraux du château de Gruyères de 1480 à 1568. In: Patrimoine fribourgeois / Freibuger Kulturgüter 16, 2005, p. 59–60, Abb. 74.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 267.

Vgl.

Hisely, Jean-Joseph. Histoire du comté de Gruyère. Introduction et 2 vol. Lausanne 1851–1857. Bd. II. S. 543–544.

Vevey, Hubert de. Les armoiries des comtes de Gruyère. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1922, p. 71–84 und 1923, p. 23–28, 49–57.

Galbreath, D.L. Sigillographie des comtes de Gruyère. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1923.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) III, 1926. S. 741.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) III, 1926. S. 658.

Galbreath, D. L. Armorial vaudois. 2 Bde. Baugy sur Clarens 1934–1936. Bd. I. 1934. S. 313.

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial de la noblesse féodale du Pays romand d e Fribourg. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1943, p. 6–13, 61–67.

Gilomen-Schenkel, Elsanne (Red.). Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz. Helvetia Sacra. (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, hrsg. von Albert Bruckner) Abteilung III. Die Orden mit Benediktinerregel. Band 1. Bern 1986. S. 450–451.

Braun, Patrick (Red.). Le diocèse de Lausanne (VIe siècle – 1821), de Lausanne et Genève (1821 – 1925), et de Lausanne, Genève et Fribourg (depuis 1925). Helvetia Sacra. (Fondée par R. Rudolf Henggeler, Continuée par Albert Bruckner) Section I, vol. 4. Archidiocèses et diocèses IV. Basel/Frankfurt a. M. 1988. S. 314–315.

Gilomen, Hans-Jörg (Red.) unter Mitarbeit von Elsanne Gilomen-Schenkel. Die Cluniazenser in der Schweiz. Helvetia Sacra. (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, hrsg. von Albert Bruckner) Abteilung III. Die Orden mit Benediktinerregel. Band 2. Basel, Frankfurt a. M. 1991. S. 640–641.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) 5, 2006. S. 689, Nr. 11 (Peter von Greyerz).

Dictionnaire historique de la Suisse (DHS) 6, 2007. S. 40, Nr. 7 (Pierre de Gruyère).

Weiteres Bildmaterial

Foto Vitrocentre (vor der Restaurierung)

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Greyerz_Schloss_FR_267
Fotonachweise
© Archiv Amt für Kulturgüter, Freiburg (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2012
Copyright
© Château de Gruyères
Eigentümer*in

Greyerz, Schloss

Inventar

Referenznummer
FR_267
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Pierre de Gruyère 1568