Research
Der linke Teil mit dem Titel (R[everendus] D[ominus]) und Vornamen (Pierre) ist – ebenso wie die Ecke des linken Zwickels oben – neueren Datums (Im Vitrocentre in Romont existiert noch eine ältere Aufnahme der Scheibe, welche die Fehlstellen aufzeigt). Die Stifterpersönlichkeit bleibt daher ungewiss. Der Restaurator mag auf stark zerstörte Fragmente zurückgegriffen haben oder die Inschrift frei, historischen Gründen folgend, ergänzt haben. Denn aus dem Grafengeschlecht de Gruyère war Pierre in jener Zeit sicher eine der bedeutenderen Persönlichkeiten und mit dem Ort eng verbunden.
Geboren um 1500, erhielt Pierre 1523 die niederen Weihen. 1538–1555 Prior von Rougemont, wurde er schon 1538 zum apostolischen Protonotar ernannt, studierte 1539–1540 in Paris, wurde 1545 Chorherr in Lausanne, 1544–1577 Pfarrer von Vuisternens-devant-Romont und 1550–1570 von Greyerz. Bereits 1546–1577 stieg er zum Generalvikar der Grafschaft Greyerz auf, wurde 1550–1577 Prior von Broc und amtete ab 1557 als Visitator der Cluniazenserklöster. Der uneheliche Sohn des Grafen Jean I. war ein Onkel des letzten Grafen Michel de Gruyère, den er während seiner zahlreichen Abwesenheiten vertrat und den er eifrig vor dem Ruin zu bewahren suchte (vgl. FR_41). Pierre de Gruyère starb am 11.3.1577 in Greyerz und vermachte der Kirche St. Theodul seine Bibliothek und zahlreiche Paramente. Auf seinem zwischen 1550 und 1554 nachgewiesenen Siegel wird sein Familienwappen mit dem Kranich von einem Protonotariushut überhöht (Vevey 1922/1923/II. S. 25, Abb. 40. Nach Galbreath Armorial I. 1934. S. 313 und Vevey-L'Hardy 1943. S. 12 führt Pierre de Gruyère den mit einem schmalen Balken belegten Kranich schon um 1550 im Wappen). Mit dem Siegelbild gibt er sich klar als Geistlicher zu erkennen, während die Scheibe durch dieses fehlende Element letztlich als Stiftung Pierres ungesichert bleibt, da der wichtigste Teil der Inschrift ergänzt ist. Als Stifter kommen nämlich auch Humbert, Prior von Broc († 1569), oder ein Mitglied der Bastardlinie von Greyerz-Aigremont, Franz († nach 9.8.1563) oder einer seiner Söhne, in Frage (Zu den Nachkommen des Grafen von Greyerz vgl. Hisely 1851–1857. S. 543–557; Vevey-L'Hardy 1943. S. 12–13. Der Stammbaum der Grafenfamilie bei Galbreath, D. L. Sigillographie des comtes de Gruyère. In: AHS/SAH 1923. S. 159).
Der Glasmaler steht in der Nachfolge Heinrich Bans und Lienhard Jerlis. Seine Malweise ist jedoch flüchtiger und unterscheidet sich hier wesentlich auch von der Berner Glasmalerei. Aus rein zeitlichen Gründen liesse sich die Arbeit sowohl Peter von Grissach als auch Peter von Wyler bzw. Hans Reidet zuschreiben. Weil bereits die Eligiusscheibe von 1561 in Romont (FR_293) die gleichen Stilmerkmale und den gleichen Inschriftcharakter aufweist, folglich vom gleichen Glasmaler stammen muss, ist Peter von Grissach jedoch als Autor auszuschliessen, da er sich erst 1567 in Freiburg niederliess. Von anderen Zeitgenossen, wie Franz Gribolet, Peter Farisa, Walthard Füssli oder Wilhelm Heimo hingegen wissen wir nicht genau, ob sie nur Glaser oder auch Glasmaler waren.
Dating
1568
Date of Receipt
Unbekannt
Original Donor
Gruyère, Pierre de (um 1500–1577)
Donor / Vendor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Inventory Number
CG 22