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VMR_399_FR_312: Bildscheibe Hans Scherer und Anna Gysi 1588 (?): Enthauptung Johannes des Täufers
(FR_Romont_VMR_VMR_399_FR_312)

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Titel

Bildscheibe Hans Scherer und Anna Gysi 1588 (?): Enthauptung Johannes des Täufers · Vitrail héraldique Hans Scherer et Anna Gysi: la Décollation de saint Jean-Baptiste

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Kanton Aargau · Schweiz · oder
Schweiz · Innerschweiz
Datierung
1588 (?)

Ikonografie

Beschreibung

Im Mittelbild ist zwischen breiten violetten Pilastern die Enthauptung des hl. Johannes Baptista dargestellt (Mt 14, 3–12). Vor einer Stadtkulisse mit zwei durch eine Brücke verbundenen Gebäuden liegt der Leichnam auf geschachtem Boden. Der Henker in roter geschlitzter Kleidung hält das Schwert in der Rechten und streckt das abgeschlagene Haupt des Heiligen der Königstochter Salome entgegen, die mit vorgehaltener Schüssel und in Begleitung ihrer Gefährtinnen das grausige Geschenk empfängt. Über dem geschweiften Volutenbogen mit Engelskopfkartusche stehen links vor einer Balustrade der hl. Johannes Evangelista mit dem Kelch als zweiter Namenspatron des Stifters und rechts die hl. Anna Selbdritt als Patronin der Ehefrau. Vor dem Sockel ist die Rollwerkkartusche mit dem zentralen Stifterwappen und der zweigeteilten Inschrift angebracht.

Iconclass Code
11H(JOHN) · Johannes der Evangelist, Apostel; mögliche Attribute: Buch, Kessel, Kelch mit Schlange, Adler, Palme, Schriftrolle
11HH(ANNA)0 · Anna, Mutter der Maria; mögliche Attribute: Buch, Christuskind, Lilie, Maria - eine weibliche Heilige, die in einer Gruppe dargestellt ist
46A122(SCHERER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (SCHERER)
73C13 · Martyrium und Tod Johannes des Täufers (Matthäus 14:3-12; Markus 6:17-29)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Scherer: In Schwarz mit goldenem Schildrand ein steigender silberner Widder.

Inschrift

Stifterinschrift: Hans Scherrer Underinach / Im Ampt Murÿ vnd / Anna Gÿsgrin sin / Ehegmahel 1588.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Wenige Sprünge und Notbleie. Einzelne Flickstücke. Oberfläche stark korrodiert mit Lochfrass, Kratzer. Stark retuschiert, die letzte Zeile der Inschrift neu geschrieben, möglicherweise nach alten Spuren.

Technik

Farbloses, blaues, grünes, violettes und rosarotes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot und blauen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der Familienname Scherer (Scherrer, Schärer) kommt nahezu im gesamten deutschsprachigen Raum vor. Er leitet sich von dem Beruf des Scherers, Barbiers oder Tuchscherers ab (HBLS VI, 1931. S. 161–165; DHBS VI, 1932. S. 4–7). Von Hans Scherer (Schärer) in Unterreinach bzw. Reinach (Bezirk Kulm) ist nichts Weiteres bekannt. Seine Frau Anna Gysi stammte aus einem alten Aarauer Geschlecht (vgl. HBLS IV, 1927. S. 27; DHBS III, 1926. S. 719–720; Merz 1917. S. 89–93).
Die letzte Zeile der Inschrift mit dem Datum wurde bei der letzten Restaurierung völlig neu geschrieben, wie dies eine alte Aufnahme der Scheibe im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich darlegt (Foto SLM 46722 [vor der Restaurierung]; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 312.2). Es ist jedoch anzunehmen, dass sich der Restaurator an den originalen, durch Negativschrift überlieferten Bestand gehalten hat. Auch der restliche Teil der stark verkratzten Schrift wurde retuschiert, wodurch sich vielleicht die Ungereimtheiten im Frauennamen ergeben haben.
Die Darstellung des Mittelbildes entstand in ihren wesentlichen Zügen nach dem Holzschnitt Albrecht Dürers (1471–1528) aus dem Jahr 1510 (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 312.1) oder einem seiner Nachfolgestiche (The Illustrated Bartsch 10. 1980. S. 220, Nr. 125; The Illustrated Bartsch 10. 1981. S. 404–405; vgl. Hollstein German engravings IV. 1957. S. 43 [Jakob Brink]). Der unbekannte Glasmaler wird im Aargau oder in der benachbarten Innerschweiz zu suchen sein.

Datierung
1588 (?)
Eingangsdatum
Dezember 2001
Schenker*in / Verkäufer*in

Museum Aargau, Historische Sammlung

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Kanton Aargau · Schweiz · oder
Schweiz · Innerschweiz
Eigentümer*in

Museum Aargau, Historische Sammlung

Vorbesitzer*in

Aus englischem Privatbesitz. Von Fritz Dold, Zürich, 1957 erworben. Seit 2001 als Dauerleihgabe des Historischen Museum des Kantons Aargau, Lenzburg, im Vitromusée Romont.

Inventarnummer
K-255

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 312.

Vgl.

Merz, Walther. Wappenbuch der Stadt Aarau. Aarau 1917.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS). 7 Bde. und Suppl. Neuenburg 1921–1934.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS). 7 vol. et suppl. Neuchâtel 1921–1933.

(Hollstein, Friedrich Wilhelm Heinrich.) Hollstein’s German engravings, etchings and woodcuts 1400–1700. Bd. IV. Beischlag–Brosamer. Amsterdam 1957.

Walter L. Strauss (Ed.). The Illustrated Bartsch 3. Formerly Volume 3 (Part 1). Netherlandish artists. Hendrik Goltzius. New York 1980.

Walter L. Strauss (Ed.). The Illustrated Bartsch 3 (Commentary). Netherlandish artists. Hendrik Goltzius. New York 1982.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 46722

Vorlage

Holzschnitt Albrecht Dürers (1471–1528) aus dem Jahr 1510 oder Nachfolgestich.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Romont_VMR_VMR_399_FR_312
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Museum Aargau, Historische Sammlung
Eigentümer*in

Museum Aargau, Historische Sammlung

Inventar

Referenznummer
VMR_399_FR_312
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016