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FR_346: Wappenscheibe Niklaus von Diesbach um 1520/30
(FR_Privatbesitz_FR_346)

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Titel

Wappenscheibe Niklaus von Diesbach um 1520/30

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Chappuis, Etienne · (?) zugeschrieben
Datierung
Um 1520/30

Ikonografie

Beschreibung

Vor rosabraunem Grund ist ein blaugekleideter blondgelockter Engel mit kurzen grünen Flügeln halb kniend dargestellt. Mit der linken Hand hält er den Stifterschild vor seinen Leib. Mit der rechten präsentiert er den Protonotariushut mit je zehn Quasten als Bekrönung des Wappens. Am Bildrand tragen zwei Grisaillepilaster eine flache Kassettentonne, über der in den Zwickeln zwei nackte Putten hocken. Vor dem zurückgestuften Podest steht am Fuss die Tafel mit der Stifterinschrift.

Iconclass Code
11G · Engel
46A122(DIESBACH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DIESBACH)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Diesbach: In Schwarz ein goldener Zickzack-Schrägrechtsbalken beseitet von zwei schreitenden goldenen Löwen.

Inschrift

Stifterinschrift: Nicolaus . de . diesbaih [ie ligiert] . protho͞n / et . prior . grandissonj.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie. Der linke Teil des Bogens ergänzt. Fünf weitere kleinere Ergänzungen, zwei davon mit farblosem neutralem Glas im linken Pilaster. Korrosionsspuren und Schwarzlotverluste.

Technik

Farbloses, hellblaues, hellgrünes und rosabraunes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der Scheibenstifter Niklaus III. von Diesbach wurde am 22.6.1478 als ältester Sohn Ludwigs II. (1452–1527) und Antonia von Ringoltingens in Bern geboren. Er war damit ein Bruder Ludwigs III. von Diesbach (FR_2). Nach seinen Studien in Paris und Siena weilte er als Vertrauter des päpstlichen Vizekanzlers Ascanio Maria Sforza 1498 in Rom, wo er zum Kämmerer und apostolischen Protonotar ernannt wurde. 1499 bewarb er sich erfolglos um ein Kanonikat in Solothurn und um die Propstei zu St. Peter in Basel. Im Jahr 1500 wurde er Propst im St.-Ursen-Stift in Solothurn. Er legte das Amt 1526 nieder. 1501 amtete er auch als Pfarrer in Château-d'Œx und Utzenstorf, als Prior von Miserez bei Pruntrut und 1506 als Prior zu Grandson und Vaucluse. Er war zudem Pfarrer von Greyerz und Chorherr von Neuenburg. 1509 erhielt er den Doktortitel im kanonischen Recht. Seine Wahl zum Bischof von Lausanne wurde 1510 durch den Herzog von Savoyen vereitelt. 1513 wurde Niklaus von Diesbach Domherr in Lausanne und 1519 Domherr und Koadjutor des Bischofs von Basel. 1527 und 1531 gab er alle seine höheren Ämter auf und zog sich als Prior von Grandson und Vaucluse zurück. Er starb am 15.6.1550 in seinem Haus in Besançon.
Die Scheibe stiftete Niklaus von Diesbach als Prior von Grandson. In der Darstellung des vom Protonotariushut überhöhten Wappens entspricht sie dem Gedenkstein des Priors in der Kirche von Grandson aus dem Jahr 1515.
Niklaus von Diesbach stiftete ferner 1522 eine Scheibe nach Utzenstorf (Foto SLM 6566. Thormann/von Mülinen 1896. S. 93, Nr. 1; Lehmann ASA 1915. S. 156; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 346.1; BE_1206) und eine weitere Doppelscheibe nach Worb im Kanton Bern (Foto SLM 8380; Ghellinck Vaernewyck 1921. Abb. S. 205 und 212; Thormann/von Mülinen 1896. S. 96, Nr. 1–2; Lehmann ASA 1913. S. 340; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 346.2; BE_750; BE_751). Eine vierte Scheibe von 1520 befindet sich in unbekanntem Besitz (Foto SLM 16182).
Das vorliegende Glasgemälde entstand wohl um 1520/30, denn es ist eng verwandt mit den beiden Scheiben, welche der König von Frankreich und der Herzog von Savoyen 1534 ins Schloss Greyerz stifteten (FR_34, FR_35, vgl. auch FR_36, FR_37, FR_38, FR_44). Die im Kreis der eidgenössischen Wappenscheiben etwas fremd anmutenden Glasgemälde mit den teigigen Formen der in Grisaille gemalten Teile dürften in einer savoyisch beeinflussten Werkstatt entstanden sein, die sicherlich in Lausanne lokalisiert werden kann (vgl. auch Bergmann 2014. Bd. 1. S. 406).

Datierung
Um 1520/30
Zeitraum
1500 – 1550
Eingangsdatum
Unbekannt
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Unbekannt.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ghellinck Vaernewyck. La Généalogie de la Maison de Diesbach. Gent 1921. S. 203–215, Abb. S. 206.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 346.

Vgl.

Thormann, Franz und Wolfgang Friedrich von Mülinen. Die Glasgemälde der bernischen Kirchen. Bern o. J. [1896].

Lehmann, Hans. Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA) NF 15, 1913. S. 45–52, 100–116, 205–226, 321–346; NF 17, 1915. S. 4, 45–65, 136–159, 217–240, 305–329.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) II, 1924. S. 712, Nr. 11.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) II, 1924. S. 670, Nr. 11.

D (?). Armoiries de Nicolas de Diesbach. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1924,

p. 34–35.

Marchal, Guy P. (Red.). Die weltlichen Kollegiatsstifte der Deutsch- und Französischsprachigen Schweiz. Helvetia Sacra. (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, hrsg. von Albert Bruckner) Abteilung III. Teil 2. Bern 1977. S. 514–515.

Dictionnaire historique de la Suisse (DHS) 4, 2005 S. 34, Nr. 22.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) 3, 2004. S. 716, Nr. 27.

Gatz, Erwin. Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon (Unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb). Berlin 1996. S. 128–129.

Diesbach de Belleroche, Benoît. Site génealogique et héraldique du canton de Fribourg: les familles du canton de Fribourg (SGHCF) URL: http://www.diesbach.com/sghcf/index/html (Diesbach am 3.4.2014).

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_346
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_346
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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