Forschung
Der Scheibenstifter Niklaus III. von Diesbach wurde am 22.6.1478 als ältester Sohn Ludwigs II. (1452–1527) und Antonia von Ringoltingens in Bern geboren. Er war damit ein Bruder Ludwigs III. von Diesbach (FR_2). Nach seinen Studien in Paris und Siena weilte er als Vertrauter des päpstlichen Vizekanzlers Ascanio Maria Sforza 1498 in Rom, wo er zum Kämmerer und apostolischen Protonotar ernannt wurde. 1499 bewarb er sich erfolglos um ein Kanonikat in Solothurn und um die Propstei zu St. Peter in Basel. Im Jahr 1500 wurde er Propst im St.-Ursen-Stift in Solothurn. Er legte das Amt 1526 nieder. 1501 amtete er auch als Pfarrer in Château-d'Œx und Utzenstorf, als Prior von Miserez bei Pruntrut und 1506 als Prior zu Grandson und Vaucluse. Er war zudem Pfarrer von Greyerz und Chorherr von Neuenburg. 1509 erhielt er den Doktortitel im kanonischen Recht. Seine Wahl zum Bischof von Lausanne wurde 1510 durch den Herzog von Savoyen vereitelt. 1513 wurde Niklaus von Diesbach Domherr in Lausanne und 1519 Domherr und Koadjutor des Bischofs von Basel. 1527 und 1531 gab er alle seine höheren Ämter auf und zog sich als Prior von Grandson und Vaucluse zurück. Er starb am 15.6.1550 in seinem Haus in Besançon.
Die Scheibe stiftete Niklaus von Diesbach als Prior von Grandson. In der Darstellung des vom Protonotariushut überhöhten Wappens entspricht sie dem Gedenkstein des Priors in der Kirche von Grandson aus dem Jahr 1515.
Niklaus von Diesbach stiftete ferner 1522 eine Scheibe nach Utzenstorf (Foto SLM 6566. Thormann/von Mülinen 1896. S. 93, Nr. 1; Lehmann ASA 1915. S. 156; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 346.1; BE_1206) und eine weitere Doppelscheibe nach Worb im Kanton Bern (Foto SLM 8380; Ghellinck Vaernewyck 1921. Abb. S. 205 und 212; Thormann/von Mülinen 1896. S. 96, Nr. 1–2; Lehmann ASA 1913. S. 340; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 346.2; BE_750; BE_751). Eine vierte Scheibe von 1520 befindet sich in unbekanntem Besitz (Foto SLM 16182).
Das vorliegende Glasgemälde entstand wohl um 1520/30, denn es ist eng verwandt mit den beiden Scheiben, welche der König von Frankreich und der Herzog von Savoyen 1534 ins Schloss Greyerz stifteten (FR_34, FR_35, vgl. auch FR_36, FR_37, FR_38, FR_44). Die im Kreis der eidgenössischen Wappenscheiben etwas fremd anmutenden Glasgemälde mit den teigigen Formen der in Grisaille gemalten Teile dürften in einer savoyisch beeinflussten Werkstatt entstanden sein, die sicherlich in Lausanne lokalisiert werden kann (vgl. auch Bergmann 2014. Bd. 1. S. 406).
Datierung
Um 1520/30
Zeitraum
1500 – 1550
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Diesbach, Niklaus III. von (1478–1550)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in