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FR_354: Wappenscheibe Jost von Diesbach 1590
(FR_Privatbesitz_FR_354)

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Titel

Wappenscheibe Jost von Diesbach 1590

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1590

Ikonografie

Beschreibung

In einem ovalen roten Kranz mit seitlichen grünen Rollwerkkartuschen steht das volle Wappen des Stifters vor breiten blauen Pilastern. Das Oberbild zeigt zu Seiten einer grossen rosabraunen Rollwerkkartusche spielende Putten mit Steckenpferd und Windrädchen. Am Fuss der Scheibe steht in einer blau-gelben Rollwerkkartusche der Name des Stifters und das Stiftungsdatum.

Iconclass Code
46A122(DIESBACH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DIESBACH)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Diesbach: In Schwarz ein goldener Zickzack-Schrägrechtsbalken beseitet von zwei schreitenden goldenen Löwen; Helm: silbern mit goldenen Spangen, Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: schwarz und golden; Helmzier: ein wachsender goldener Löwe mit einem mit Kugeln besteckten Kamm in den Farben des Schildbildes.

Inschrift

Stifterinschrift: .J. Jost. von. Diesbach. / . 15. 90.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Einzelne Notbleie bzw. Deckbleie und Sprünge.

Technik

Farbloses, rotes, grünes, blauviolettes und rotbraunes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb sowie blauen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Jost von Diesbach (* 25.1.1570) war ein Sohn Niklaus’ I. (1511–85), des Herrn von Diessbach (Oberdiessbach), und Maria von Erlachs (1592 erneuerte Jost eine Scheibenstiftung seines Elternpaares. Bernisches Historisches Museum Inv.-Nr. BHM 11603. Foto SLM 13295. BE_1511). Er war seit dem 15.3.1591 mit Margret von Mülinen (* 27.4.1572) verheiratet, einer Tochter des Berner Ratsherren Beat Ludwig von Mülinen und der Anna von Wyttenbach. Nach dem Tod seines älteren Bruders Johann Rudolf im Jahr 1587, erbte Jost die Herrschaft Diesbach. Jost von Diesbach soll sehr korpulent gewesen sein. Sein Porträt befindet sich im Schloss Oberhofen.
Die Scheibe, zu der in Freiburger Privatbesitz eine Kopie existiert (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Abb. 270.2; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.4), entstand im Wesentlichen nach dem Vorbild eines Scheibenrisses mit dem Wappen May, der um 1585 vom Berner Glasmaler Niklaus von Riedt geschaffen worden war und sich später im Besitz des Berner Glasmalers Thüring Walther (1546–1616) befand (Bernisches Historisches Museum, Slg. Wyss Inv. 20036.707. Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Nr. 270; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.1). Der ausführende Glasmaler der Scheibe wandte sich insofern von der Zeichnung ab, als er dem inneren Rand des Ovals eine Rollwerkzarge zufügte. Diese kommt in sehr vielen Freiburger Scheiben vor, war offenbar aber auch in der Werkstatt von Riedts und anderen Berner Werkstätten beliebt (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 252–254, Nr. 281).
Eine analog komponierte Wappenscheibe für den Berner Ratsherren Berchtold Vogt von 1587 tauchte 1989 im Kunsthandel auf (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Abb. 270.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.2). Aus dem gleichen Jahr 1590 wie die vorliegende Scheibenstiftung Jost von Diesbachs datiert zudem eine Wappenscheibe Bernhard von Diesbachs (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.3), offenbar eine Nachstiftung für Josts Grossonkel, der 1577 verstorben war (Standort unbekannt. Foto SLM 40390). Sie folgt recht getreu dem gleichen kompositorischen Aufbau. Auch stilistisch ist sie ihr im Schriftcharakter, in der Zeichnung der Wappenlöwen, der Helmdecke und der etwas grob formulierten Kartuschen so weit verwandt, dass sie dem gleichen Glasmaler zugewiesen werden kann. Beide Scheiben müssen zudem aus dem gleichen Stiftungszusammenhang stammen. Sie sind wohl aus der Hand des als Reisser bekannten Berners Niklaus von Riedt. Zwar versah der Berner Glasmaler Thüring Walther (1546–1615) den als Vorlage dienenden Scheibenriss mit seinem Besitzermonogramm, doch lassen sich die Wappenscheiben der Diesbach mit Walthers einziger gesicherter Glasmalerei, der Vennerscheibe von 1564 im Museumsschloss Thun, nicht in Einklang bringen (BE_858; Scheidegger 1947. S. 91, 93, 121, Nr. 59; vgl. auch FR_355).
Die mit Steckenpferd und Windrädchen spielenden Putten werden häufig in der Druckgraphik des frühen 16. Jahrhunderts dargestellt. Mit diesen Spielzeugen ausgerüstet, imitierten die Knaben die Turnierspiele der Erwachsenen (zu solchen Darstellungen s. Wüthrich 1981; Jacoby 1992).

Datierung
1590
Eingangsdatum
Unbekannt
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Unbekannt.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Schöpfer, Hermann. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome IV. Le district du Lac I. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 81) Bâle 1989. S. 337, Nr. 4 (datiert 1596).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 354.

Vgl.

Ghellinck Vaernewyck. La Généalogie de la Maison de Diesbach. Gent 1921. S. 773–774.

Scheidegger, Alfred. Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580. (Berner Schriften zur Kunst Band IV) Hrsg. von Prof. Dr. Hans R. Hahnloser. Bern-Bümpliz 1947.

Wüthrich, Lucas [Heinrich]. Windrädchenlanze und Steckenpferd. Kinderturnier und Kampfspielzeug um 1500. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 38, 1981. S. 279–289.

Jacoby, Joachim. Zu einigen Windrädchen-Darstellungen. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 49, 1992. S. 331–341.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997. Bd. I. S. 244, Nr. 270.

Vorlage

Niklaus von Riedt, Scheibenriss mit dem Wappen May, 1585. Bernisches Historisches Musuem.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_354
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_354
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016