Forschung
Jost von Diesbach (* 25.1.1570) war ein Sohn Niklaus’ I. (1511–85), des Herrn von Diessbach (Oberdiessbach), und Maria von Erlachs (1592 erneuerte Jost eine Scheibenstiftung seines Elternpaares. Bernisches Historisches Museum Inv.-Nr. BHM 11603. Foto SLM 13295. BE_1511). Er war seit dem 15.3.1591 mit Margret von Mülinen (* 27.4.1572) verheiratet, einer Tochter des Berner Ratsherren Beat Ludwig von Mülinen und der Anna von Wyttenbach. Nach dem Tod seines älteren Bruders Johann Rudolf im Jahr 1587, erbte Jost die Herrschaft Diesbach. Jost von Diesbach soll sehr korpulent gewesen sein. Sein Porträt befindet sich im Schloss Oberhofen.
Die Scheibe, zu der in Freiburger Privatbesitz eine Kopie existiert (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Abb. 270.2; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.4), entstand im Wesentlichen nach dem Vorbild eines Scheibenrisses mit dem Wappen May, der um 1585 vom Berner Glasmaler Niklaus von Riedt geschaffen worden war und sich später im Besitz des Berner Glasmalers Thüring Walther (1546–1616) befand (Bernisches Historisches Museum, Slg. Wyss Inv. 20036.707. Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Nr. 270; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.1). Der ausführende Glasmaler der Scheibe wandte sich insofern von der Zeichnung ab, als er dem inneren Rand des Ovals eine Rollwerkzarge zufügte. Diese kommt in sehr vielen Freiburger Scheiben vor, war offenbar aber auch in der Werkstatt von Riedts und anderen Berner Werkstätten beliebt (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 252–254, Nr. 281).
Eine analog komponierte Wappenscheibe für den Berner Ratsherren Berchtold Vogt von 1587 tauchte 1989 im Kunsthandel auf (Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 244, Abb. 270.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.2). Aus dem gleichen Jahr 1590 wie die vorliegende Scheibenstiftung Jost von Diesbachs datiert zudem eine Wappenscheibe Bernhard von Diesbachs (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 354.3), offenbar eine Nachstiftung für Josts Grossonkel, der 1577 verstorben war (Standort unbekannt. Foto SLM 40390). Sie folgt recht getreu dem gleichen kompositorischen Aufbau. Auch stilistisch ist sie ihr im Schriftcharakter, in der Zeichnung der Wappenlöwen, der Helmdecke und der etwas grob formulierten Kartuschen so weit verwandt, dass sie dem gleichen Glasmaler zugewiesen werden kann. Beide Scheiben müssen zudem aus dem gleichen Stiftungszusammenhang stammen. Sie sind wohl aus der Hand des als Reisser bekannten Berners Niklaus von Riedt. Zwar versah der Berner Glasmaler Thüring Walther (1546–1615) den als Vorlage dienenden Scheibenriss mit seinem Besitzermonogramm, doch lassen sich die Wappenscheiben der Diesbach mit Walthers einziger gesicherter Glasmalerei, der Vennerscheibe von 1564 im Museumsschloss Thun, nicht in Einklang bringen (BE_858; Scheidegger 1947. S. 91, 93, 121, Nr. 59; vgl. auch FR_355).
Die mit Steckenpferd und Windrädchen spielenden Putten werden häufig in der Druckgraphik des frühen 16. Jahrhunderts dargestellt. Mit diesen Spielzeugen ausgerüstet, imitierten die Knaben die Turnierspiele der Erwachsenen (zu solchen Darstellungen s. Wüthrich 1981; Jacoby 1992).
Datierung
1590
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Diesbach, Jost von (1570–?)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in