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FR_419: Riss einer Freiburger Standesscheibe
(FR_Freiburg_MAHF_FR_419)

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Titel

Riss einer Freiburger Standesscheibe

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
Um 1579–1600

Ikonografie

Beschreibung

Die Freiburger Standespyramide erhebt sich über einem Podest, das an seiner Vorderfront mit an Fruchtgirlanden pickenden Vögeln sowie einer zentral vorspringenden, volutengeschmückten Stufe dekoriert ist. Sie wird von zwei Halbartieren vor einer perspektivisch fluchtenden Pfeilerarchitektur begleitet. Von den kräftigen, bärtigen Kriegerfiguren, die auf ihren Häuptern Barette mit üppigen Federbüschen tragen, ist der linke in einen breiten Waffenrock, der rechte in ein geschlitztes Wams mit Pluderärmeln und -hosen gekleidet. Über dem Architrav, dessen Mitte ein mächtiger Löwenkopf beherrscht, ist eine Schlachtenszene dargestellt, in der die Schweizer Lanzenträger den berittenen Feind in die Flucht schlagen.

Iconclass Code
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
45H3 · Schlacht
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freiburg: Geteilt [von Schwarz und Silber].
Reichswappen: [In Gold] ein [schwarzer] nimbierter Doppeladler.

Inschrift

Auf der Rückseite von zwei verschiedenen Händen: Nr. 3 / Const. 32 X(o) r.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der gebrochene Horizontalknick sorgfältig hinterlegt. Minim stockfleckig.

Technik

Schwarze Feder auf Papier, grau laviert. Wasserzeichen: Wappen mit Rautenfeld (Solothurn?)

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bei der Zeichnung handelt es sich um die Kopie eines signierten und datierten Scheibenrisses aus der Hand Tobias Stimmers (1539–1584) von 1579. Das Original befindet sich im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel, zusammen mit fünf weiteren Scheibenrissen der Stände Basel, Schaffhausen, Unterwalden, Appenzell und Glarus. Ursprünglich umfasste die Serie die Entwürfe von 13 Standesscheiben. Davon haben sich zwei weitere (Zug und Schwyz) im Museum Puschkin in Moskau und in der Ermitage in St. Petersburg erhalten. Die fünf restlichen gelten als verschollen.
Der ursprüngliche Bestimmungsort der nach diesen Rissen ausgeführten Standesscheiben ist nicht bekannt, doch muss es sich um einen repräsentativen öffentlichen Ort oder das Privathaus einer bedeutenden und verdienten Persönlichkeit innerhalb der Eidgenossenschaft handeln. 1578 gelangten an die Tagsatzung in Baden die Gesuche für Scheibenstiftungen in das Jesuitenkollegium in Luzern, das Schützenhaus in Glarus, ein Wirtshaus in Horw und das neue Haus des Solothurners Wilhelm Tugginer genannt Frölich (1526–1591). Der Bürgermeister von Solothurn war auch Oberst in französischen Diensten und 1563 von Karl IX. geadelt worden. Die von der Tagsatzung bewilligten Scheiben in sein Haus kosteten jeden Stand nahezu das Doppelte einer sonst üblichen Stiftung. Dies könnte für Tugginer als Empfänger der Serie sprechen, der sich nicht gescheut haben dürfte, die Entwürfe dafür bei einem schon damals berühmten Meister ausführen zu lassen (vgl. Tobias Stimmer 1984. S. 433). Tobias Stimmer konnte diesen hohen Ansprüchen Genüge leisten. Der gebürtige Schaffhauser war als Maler ausgebildet worden. Er arbeitet ab 1568 für Drucker und Verleger in Strassburg und Zürich, illustrierte zahlreiche Bücher, bemalte das Gehäuse der monumentalen astronomischen Uhr in Strassburg und schuf die Wandmalereien im Neuen Schloss des Herzogs Ottheinrich von Schwarzenberg in Baden-Baden (1576–1578). Stimmer war aber auch als Reisser von Wappenscheiben weit gefragt.
Der Glasmaler der nach den Stimmer-Zeichnungen ausgeführten Standesscheibenserie bleibt ebenso unbekannt wie der Kopist des vorliegenden Risses vom Ende des 16. Jahrhunderts im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg. Denn es war eine übliche Praxis unter Glasmalern und Gesellen, Entwürfe berühmter Meister zu kopieren, um sie in ihre Vorlagenbücher aufzunehmen und eventuell später für ihren eigenen Gebrauch zu verwenden.

Datierung
Um 1579–1600
Zeitraum
1579 – 1600
Eingangsdatum
2015
Schenker*in / Verkäufer*in

Galerie Barbara Giesecke, Badenweiler.

Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Wahrscheinlich aus der ehemaligen Sammlung des Wiener Architekten Anton Schmid (1904–1991). 2002 in Düsseldorf, dann Galerie Barbara Giesecke, Badenweiler.

Inventarnummer
MAHF 2015-038

Bibliografie und Quellen

Literatur

Thöne, Friedrich. Tobias Stimmer. Handzeichnungen. Freiburg i. Br. 1936. S. 77, 88, Nr. 11–15, Abb. 96–100.

Bendel, Max. Tobias Stimmer. Leben und Werke. Zürich/Berlin 1940. S. 144.

Liebmann, Michael J. Zwei Handzeichnungen Tobias Stimmers in Moskau und in Leningrad. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 24, 1965/66, S. 30–31, Taf. 18.

Tobias Stimmer 1539–1584. Spätrenaissance am Oberrhein. (Ausstellungskatalog Basel, Kunstmuseum 23.9.–9.12.1984) Basel 1984. S. 433–436.

Kakoe krasok divnoe sotsvet'e. Zapadnoevropeiskie vitrazhi i proektnye risunki k vitrazham XV – XVII vekov iz sobraniià Eremitazha. St. Petersburg 2002. S. 67.

Bergmann, Uta. Gloire aux mythes fondateurs ! In: Stephan Gasser (dir.). Quoi de neuf ? Dons, aquisitions, découvertes. Catalogues de l'exposition au Musée d'art et d'histoire Fribourg du 6 novembre 2015 au 1 juin 2016. Fribourg 2015. S. 44–45.

Vorlage

Tobias Stimmer, Riss für eine Freiburger Standesscheibe 1579, Basel Kunstmuseum

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_419
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Francesco Ragusa)
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_419
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2018