Research
Bei der Zeichnung handelt es sich um die Kopie eines signierten und datierten Scheibenrisses aus der Hand Tobias Stimmers (1539–1584) von 1579. Das Original befindet sich im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel, zusammen mit fünf weiteren Scheibenrissen der Stände Basel, Schaffhausen, Unterwalden, Appenzell und Glarus. Ursprünglich umfasste die Serie die Entwürfe von 13 Standesscheiben. Davon haben sich zwei weitere (Zug und Schwyz) im Museum Puschkin in Moskau und in der Ermitage in St. Petersburg erhalten. Die fünf restlichen gelten als verschollen.
Der ursprüngliche Bestimmungsort der nach diesen Rissen ausgeführten Standesscheiben ist nicht bekannt, doch muss es sich um einen repräsentativen öffentlichen Ort oder das Privathaus einer bedeutenden und verdienten Persönlichkeit innerhalb der Eidgenossenschaft handeln. 1578 gelangten an die Tagsatzung in Baden die Gesuche für Scheibenstiftungen in das Jesuitenkollegium in Luzern, das Schützenhaus in Glarus, ein Wirtshaus in Horw und das neue Haus des Solothurners Wilhelm Tugginer genannt Frölich (1526–1591). Der Bürgermeister von Solothurn war auch Oberst in französischen Diensten und 1563 von Karl IX. geadelt worden. Die von der Tagsatzung bewilligten Scheiben in sein Haus kosteten jeden Stand nahezu das Doppelte einer sonst üblichen Stiftung. Dies könnte für Tugginer als Empfänger der Serie sprechen, der sich nicht gescheut haben dürfte, die Entwürfe dafür bei einem schon damals berühmten Meister ausführen zu lassen (vgl. Tobias Stimmer 1984. S. 433). Tobias Stimmer konnte diesen hohen Ansprüchen Genüge leisten. Der gebürtige Schaffhauser war als Maler ausgebildet worden. Er arbeitet ab 1568 für Drucker und Verleger in Strassburg und Zürich, illustrierte zahlreiche Bücher, bemalte das Gehäuse der monumentalen astronomischen Uhr in Strassburg und schuf die Wandmalereien im Neuen Schloss des Herzogs Ottheinrich von Schwarzenberg in Baden-Baden (1576–1578). Stimmer war aber auch als Reisser von Wappenscheiben weit gefragt.
Der Glasmaler der nach den Stimmer-Zeichnungen ausgeführten Standesscheibenserie bleibt ebenso unbekannt wie der Kopist des vorliegenden Risses vom Ende des 16. Jahrhunderts im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg. Denn es war eine übliche Praxis unter Glasmalern und Gesellen, Entwürfe berühmter Meister zu kopieren, um sie in ihre Vorlagenbücher aufzunehmen und eventuell später für ihren eigenen Gebrauch zu verwenden.
Dating
Um 1579–1600
Period
1579 – 1600
Date of Receipt
2015
Original Donor
Donor / Vendor
Galerie Barbara Giesecke, Badenweiler.
Previous Location
Owner
Previous Owner
Wahrscheinlich aus der ehemaligen Sammlung des Wiener Architekten Anton Schmid (1904–1991). 2002 in Düsseldorf, dann Galerie Barbara Giesecke, Badenweiler.
Inventory Number
MAHF 2015-038