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BE_2247: Scheibenriss mit Aussendung der Söhne Jakobs
(BE_Bern_BHM_BE_2247)

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Titel

Scheibenriss mit Aussendung der Söhne Jakobs

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
um 1600

Ikonografie

Beschreibung

In einem ovalen manieristischen Rahmen ist gezeigt, wie sich die Söhne von ihrem Vater Jakob und der Familie verabschieden, um in Ägypten Getreide zu kaufen (Genesis 42). Rechts vor dem Haus steht der alte Jakob und reicht einem seiner Söhne die Hand. Ein anderer Sohn umarmt zum Abschied sein eigenes Kind. Im Hintergrund öffnet sich der Blick auf eine weite Landschaft.
Der Rahmen ist mit Beschlag- und Rollwerk geschmückt. Zwei Engel sitzen in den oberen Zwickeln und halten eine Inschriftentafel. Am unteren Rand stehen in den Ecken je zwei leere Wappen zu Seiten einer leeren Inschriftenkartusche.
Die ganze Zeichnung ist in feinen Tintenstrichen erfasst und sorgfältig laviert.
In Inschriftenkartusche am unteren Rand hat Hans Rudolf Lando seinen Namen als Eigentumsvermerk eingeschrieben.

Iconclass Code
71D172 · die zehn Brüder Josephs auf ihrem Weg nach Ägypten
Iconclass Stichworte
reisen · zehn
Inschrift

Auf der Kartusche oben: "sin zaͤhen soͤn schicktt Joseph uß / zů sůchen was sin [Zeile durchgestrichen] / Son beniamin hielt er zů hůß / Sie sÿ im in der thüren zÿtt / Frůcht kaůfen in eÿgipten wÿtt". In der Kartusche unten in Schwarz: "HRLando 1605" darunter "Düring", eine braune "8" und in Hellbraun "sh 15".
Verso: in Braun "Erkauffdt von Ludwig Koch durch mich HRLando 1605 Jars" und in Hellbraun "p CF 66".

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Horizontal- und Vertikalknick
Unten links leicht fleckig

Technik

Feder in Braun und Pinsel in Grau; grau laviert

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Zeichnung gehört zu einem Zyklus von Scheibenrissen, welche die Geschichte Josephs darstellen. Insgesamt konnte Hasler bisher 10 Entwurfszeichnungen dem Zyklus zuweisen (Hasler 1996/97, 1. Bd. S. 232–233). Davon befindet sich jener mit der Darstellung der Flucht Josephs vor Potiphars Frau in der Sammlung Wyss in Bern (BHM 20036.476, BE_1985), sieben weitere werden im Nationalmuseum in Zürich aufbewahrt (SNM LM 24687–24689, 24691–24693, 29259). Ein Riss, dessen Aufbewahrungsort heute unbekannt ist, stammt aus der Sammlung Rudolf (Kunstveilingen Sotheby Mak Van Waay 1977, S. 104). Alle Zeichnungen sind mit brauner Tinte gezeichnet und mit Pinsel in Grau laviert. Die Komposition mit zwei leeren Wappenschilden und einer Inschriftenkartusche unten, wie das vorliegende Blatt im BHM, zeigen sechs Risse des Zyklus, während die anderen das Schema des Risses der Sammlung Wyss übernehmen mit einer grösseren Inschriftenkartusche, die in der Mitte mit einem leeren Wappen geschmückt ist.
Als Vorlage für die Darstellung der Erzählung diente dem Zeichner einen Holzschnitt Tobias Stimmers aus den "Neuen und Künstlichen Figuren Biblischer Historien" von 1576 (Stimmer 1576, S. [47]). Zwei weitere Zeichnungen des Zyklus (SNM 24692 und SNM 24693) gehen ebenfalls auf dieses Werk zurück.
Bis auf das Blatt der Sammlung Wyss (BE_1985) zeigen alle den Eigentumsvermerk Hans Rudolf Landos, der somit im Besitz des ganzen Zyklus gewesen sein dürfte und die Risse 1605 bei Ludwig Koch gekauft hat.
Zwei Zeichnungen, nämlich der Riss aus der ehemaligen Sammlung Rudolf und jener im Schweizerischen Nationalmuseum (LM 29259) geben Hinweise auf die Entstehung des Zyklus. Die Inschriften in den Kartuschen der beiden Entwürfe nehmen auf Heinrich Lochmann, gewesnen Bannerherrn und Ratsmitglied zu Zürich, sowie Hans Heinrich Lochmann, amtierenden Bannerherrn und Ratsherren Bezug. Nach Hasler handelt es sich hierbei einerseits um Heinrich Lochmann (1511–1576) und anderseits um dessen Sohn Hans Heinrich (1538–1589). Letzterer amtete seit 1574 bzw. 1577 als Rats- und Bannerherr (HBSL 4/1927, S. 699). Auf dieser Grundlage dürfte der Scheibenrisszyklus kurz nach 1577, nach der Einsetzung Lochmanns als Zürcher Bannerherr und kurz nach dem Tod des Vaters ausgeführt worden sein.
Nach Hasler lässt sich der Urheber der Zeichnungen allerdings nicht ohne Weiteres nach Zürich lokalisieren (Hasler 1669/1997, 1. Bd. S. 233). Seiner Meinung nach käme auch auch ein Berner Meister in Frage, vielleicht aus dem Umfeld Niklaus von Riedts, dessen Arbeiten den Zeichnungen näherstehen.

Datierung
um 1600
Zeitraum
1595 – 1605
Eigentümer*in

Seit 1948 Bernisches Historisches Museum, Bern

Vorbesitzer*in

Bis 1605 Ludwig Koch Bern; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit 1948 im Bernischen Historischen Museum

Inventarnummer
BHM 33206

Bibliografie und Quellen

Literatur

Hasler, R. (1996/1997). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2. Bde. Bern: Stämpfli und Cie AG (1. Bd. S. 232–233).

Kunstveilingen Sotheby Mak Van Waay (1977). Auktionskatalog Amsterdam 6.07.1977 Nr. 276, S. 10 und S. 104.

Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. XXVIII, 1948, S. 110.

HBLS. Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. (1921–1934). 8 Bde. Neuenburg.

Stimmer, T. (1576). Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien. Und zu Gotsförchtiger ergetzung andachtiger Hertzen mit artigen Reimen begriffen durch J. F. G. M. Zu Basel, bei Thoma Gwarin. Basel (Universitätsbibliothek Basel, BibG C 737), https://doi.org/10.3931/e-rara-431.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_BE_2247
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern
Aufnahmedatum
1930–1960
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch).
Eigentümer*in

Seit 1948 Bernisches Historisches Museum, Bern

Inventar

Referenznummer
BE_2247
Autor*in und Datum des Eintrags
Marion Gartenmeister 2019