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Die Zeichnung gehört zu einem Zyklus von Scheibenrissen, welche die Geschichte Josephs darstellen. Insgesamt konnte Hasler bisher 10 Entwurfszeichnungen dem Zyklus zuweisen (Hasler 1996/97, 1. Bd. S. 232–233). Davon befindet sich jener mit der Darstellung der Flucht Josephs vor Potiphars Frau in der Sammlung Wyss in Bern (BHM 20036.476, BE_1985), sieben weitere werden im Nationalmuseum in Zürich aufbewahrt (SNM LM 24687–24689, 24691–24693, 29259). Ein Riss, dessen Aufbewahrungsort heute unbekannt ist, stammt aus der Sammlung Rudolf (Kunstveilingen Sotheby Mak Van Waay 1977, S. 104). Alle Zeichnungen sind mit brauner Tinte gezeichnet und mit Pinsel in Grau laviert. Die Komposition mit zwei leeren Wappenschilden und einer Inschriftenkartusche unten, wie das vorliegende Blatt im BHM, zeigen sechs Risse des Zyklus, während die anderen das Schema des Risses der Sammlung Wyss übernehmen mit einer grösseren Inschriftenkartusche, die in der Mitte mit einem leeren Wappen geschmückt ist.
Als Vorlage für die Darstellung der Erzählung diente dem Zeichner einen Holzschnitt Tobias Stimmers aus den "Neuen und Künstlichen Figuren Biblischer Historien" von 1576 (Stimmer 1576, S. [47]). Zwei weitere Zeichnungen des Zyklus (SNM 24692 und SNM 24693) gehen ebenfalls auf dieses Werk zurück.
Bis auf das Blatt der Sammlung Wyss (BE_1985) zeigen alle den Eigentumsvermerk Hans Rudolf Landos, der somit im Besitz des ganzen Zyklus gewesen sein dürfte und die Risse 1605 bei Ludwig Koch gekauft hat.
Zwei Zeichnungen, nämlich der Riss aus der ehemaligen Sammlung Rudolf und jener im Schweizerischen Nationalmuseum (LM 29259) geben Hinweise auf die Entstehung des Zyklus. Die Inschriften in den Kartuschen der beiden Entwürfe nehmen auf Heinrich Lochmann, gewesnen Bannerherrn und Ratsmitglied zu Zürich, sowie Hans Heinrich Lochmann, amtierenden Bannerherrn und Ratsherren Bezug. Nach Hasler handelt es sich hierbei einerseits um Heinrich Lochmann (1511–1576) und anderseits um dessen Sohn Hans Heinrich (1538–1589). Letzterer amtete seit 1574 bzw. 1577 als Rats- und Bannerherr (HBSL 4/1927, S. 699). Auf dieser Grundlage dürfte der Scheibenrisszyklus kurz nach 1577, nach der Einsetzung Lochmanns als Zürcher Bannerherr und kurz nach dem Tod des Vaters ausgeführt worden sein.
Nach Hasler lässt sich der Urheber der Zeichnungen allerdings nicht ohne Weiteres nach Zürich lokalisieren (Hasler 1669/1997, 1. Bd. S. 233). Seiner Meinung nach käme auch auch ein Berner Meister in Frage, vielleicht aus dem Umfeld Niklaus von Riedts, dessen Arbeiten den Zeichnungen näherstehen.
Datation
um 1600
Période
1595 – 1605
Propriétaire
Seit 1948 Bernisches Historisches Museum, Bern
Propriétaire précédent·e
Bis 1605 Ludwig Koch Bern; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit 1948 im Bernischen Historischen Museum
Numéro d'inventaire
BHM 33206